Mit Basecaps und weiten Klamotten hüpften sie durch Musikvideos: Die Fantas haben den deutschsprachigen Hip-Hop groß gemacht. 33 Jahre nach dem ersten Auftritt im Kindergarten Wangen spielten sie auf dem Wasen. Erinnerungen an die Anfänge in Stuttgart.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Live sind sie unschlagbar. Das haben die Fantas am Freitag bei ihrem Heimspiel in Stuttgart mal wieder bewiesen. Etwa 30 Hits hauten Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon in zwei Stunden auf dem Cannstatter Wasen voller Power raus und keiner konnte mitzählen, wie oft das Wort „Stuttgart“ als Ausruf der Begeisterung ertönt.

 

Aber wie fing eigentlich alles an? Am 7. Juli 1989 – also fast auf den Tag genau vor 33 Jahren – haben Smudo, Michi Beck, And.Ypsilon und Thomas D. (drei Abiturienten und ein Friseur) auf Europaletten im Kindergarten Wangen vor 30 bis 50 Leuten (die Zahl schwankt in den Erinnerungen) ihr allererstes Konzert mit dem neuen Bandnamen Die Fantastischen Vier gegeben (davor spielten die vier als Terminal Team).

Der Eintritt betrug damals fünf Mark. Überliefert ist, dass einige am Abend auch für 3,50 Mark reinkamen. „Im Kindergarten in Wangen fühlte ich mich damals echt groß“, erinnerte sich Thomas D. später, „weil eben die Stühle so klein waren.“ Und Smudo sagte im Rückblick: „Das Konzert war gar nicht so geil. In Wangen hat kaum einer was davon mitbekommen, die dachten alle eher ,Äh, was’n das?‘. Danach haben wir draußen eine gequalmt und sind dann abgehauen, weil nichts ging auf der Party.“

Andreas „Bär“ Läsker ist der fünfte Mann

Der 7. Juli 1989 ist trotzdem ein historisches Datum: Der Tag ist die Geburtsstunde für den deutschsprachigen Hip-Hop. And.Ypsilon erzählt heute noch gern die Geschichte, wie er als 15-jähriges Milchgesicht mit Smudo „als einzige Weiße in den Clubs der GIs“ herumstand. Zu seinen ersten Discos, wie man dazu früher sagte, zählte das Maddox, das später zum On-U wurde. Dort legte Andreas „Bär“ Läsker auf, das zweite Wunder der Band. Bis heute ist er Manager, der fünfte Mann. Als „Die da?!“ nach oben schoss, überbrachte „Bär“ jedem Bandmitglied einen Lederkoffer. In dem befanden sich je 50 000 D-Mark – die Jungs sollten wissen, wie sich das anfühlt, wenn was läuft. Die Reaktion der Band auf die Koffer sei unterschiedlich ausgefallen, erinnerte sich der Manager: Einer habe das Geld in die Luft geworfen, ein anderer akribisch gezählt.

Für unser Geschichtsprojekt Stuttgart-Album erinnern sich Fans der Band an ihre erste Livebegegnung mit den Fantas. Christoph Aichele hat ein „sehr cooles halblegales Konzert im Heslacher Tunnel“ nicht vergessen, damals noch auf der Baustelle. Anja Christina Böhme schreibt: „Privat auf dem Grünen Heiner ganz in den Anfängen. Dann Silvester auf dem Dach vom Müsli.“ Silke Holzbog hat die Fantas als Terminal Team im Jugendhaus Degerloch erlebt. Alexandra Mihm erinnert sich „sehr gut an einen Besuch der Fantas an unserer Schule – mit Freitickets als Werbung“. Thomas D. ist ihr „damals schon aufgefallen mit seiner Brille“.

Sascha Gyselinck war in der Filder-Disco Ufo, wo die Fantas „unglaublich geil“ den Hit „Die da“ live gespielt haben. Juliane Müller erwähnt den Auftritt der Fantas im Schützenhaus-Zelt auf dem Wasen und Melanie Mersmann „im SWR-Ball im letzten Jahrtausend in der Liederhalle, in einem der kleinen Säle“. Sei „so cool“ gewesen. Claudia Wenzel hat die Band „bei einer privaten Geburtstagsfeier 1992 in Niederstetten“ gesehen. Immer wieder genannt werden Auftritte in der Villa Berg und im Universum in Vaihingen. 1992 hat „Bär“ das alte Theaterhaus in Wangen für die Präsentation des Albums „4 gewinnt“ angemietet. Eine sechstürige Stretchlimousine samt Motorradeskorte holte die Band ab und brachte sie danach zur After-Show-Party ins Musicland an der Reinsburgstraße.

„Sie ist weg“ war 1995 ist erster Nummer eins hit

Die unzähligen Konzerte, die klein begannen und nach „Die da!“ rasch größer wurden, haben die Fantas zur immer noch besseren Liveband gemacht. „Sie ist weg“ war im Oktober 1995 ihr erster Nummer-1-Hit. Mit der Stadiontour wollten die vier 2020 ihren 30. Bandgeburtstag feiern. Corona hat eine zweijährige Verschiebung bewirkt. In Stuttgart wird obendrein die Spielstätte gewechselt, weil die Mercedes-Benz-Arena umgebaut wird – es geht am Freitag und Samstag auf den Wasen mit Tribünen, die bereits für Rammstein genutzt worden sind. Die Bühne dagegen wird neu aufgebaut. Einlass ist um 16.30 Uhr, das Vorprogramm beginnt um 17.45 Uhr. Am Freitag spielt Gentleman, am Samstag Clueso. Die Fantastischen Vier kommen um 20.30 Uhr auf die Bühne.

Karten Für das zweite Fanta-Konzert in Stuttgart am 2. Juli gibt es noch Karten an den Abendkassen. Einlass ist um 16.30 Uhr. Clueso spielt um 19.15 Uhr. Die Fantas treten um 20.30 Uhr auf.

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