Geballtes Wissen steckt in der Landesbibliothek, die quasi die Keimzelle der Kulturmeile ist. Im Januar 2020 wird der Erweiterungsbau eröffnet – kurz danach folgt eine Ausstellung zum 250. Geburtstag von Hölderlin. Unser Stuttgart-Album erinnert an die Historie dieser 1765 gegründeten Lese- und Lerninstitution.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Über sechs Millionen Medien, darunter vier Millionen Bücher, 73 000 Noten, 28 000 CD-Roms, 147 000 Feldpostbriefe, 161 000 Flugblätter und 20 600 Bibeln in 682 Sprachen, gehören zu den Jahr für Jahr weiter wachsenden Schätzen der Württembergischen Landesbibliothek. Weder von dieser riesigen Menge noch von der Digitalisierung konnte Herzog Carl Eugen etwas ahnen, als er am 11. Februar 1765 in Ludwigsburg den Grundstein für den heutigen Büchertempel mit einem unschätzbarem Wert an Wissen legte. Im Beck’sche Haus (heute die Stuttgarter Straße 12/1) eröffnete der zwölfte Herzog von Württemberg eine der ersten öffentlichen Leseanstalten.

 

Herzog Carl Eugen hat 77 uneheliche Söhne anerkannt

Die Bücherleidenschaft des Herzogs, der 77 uneheliche Söhne anerkannt hat, war enorm, besonders hatte es ihm das Buch der Bücher, die Heilige Schrift, angetan. Knapp 20 Jahre nach Gründung der Bibliothek kaufte er 5000 Bibeln und bibelähnliche Werke. 1777 kam die Sammlung nach Stuttgart ins Herrenhaus am Marktplatz. Der Umzug 1820 in das vierte Domizil, in den ehemaligen, wenig repräsentativen Invalidenbau, an den heutigen Standort der Konrad-Adenauer-Straße, markiert den Anfang der Kulturmeile an der Neckarstraße.

„Erst mit den Kriegsentschädigungen von 1870 und 1871 konnte ein erstes repräsentatives Gebäude aus Stein auf dem dahinterliegenden Gartengrundstück finanziert werden“, weiß Michaela Klapka, der unser Geschichtsprojekt Stuttgart-Album zahlreiche Fotoschätze verdankt. „Das Gebäude von 1883 wurde trotz Kriegsschäden des nördlichen Trakts bis 1970 als Landesbibliothek genutzt“, erklärt die Sammlerin von historischen Ansichtskarten weiter. Auch der heutige Nachfolgebau sei dahinter gebaut und nach dem Umzug zugunsten der Tiefgarage abgerissen worden. 1944 brannte das Bibliotheksgebäude bei einem Luftangriff fast vollständig aus. Mehr als 400 000 Bände gingen verloren.

Das Buch zur Serie: „Das Beste aus dem Stuttgart-Album“

Der Erweiterungsbau von Architekt Arno Lederer entsteht gerade auf dem Grundstück der alten Landesbibliothek. Mit dem neuen Gebäude wird es wieder einen Gehweg entlang der Konrad-Adenauer-Straße geben. Das „hochgelegten“ Nachkriegshaus der Landesbibliothek und des Staatsarchivs sollten abseits der „Stadtautobahn“ einen Ausblick auf die Hänge des Talkessels geben – passend zu der damals noch geplanten zweispurigen Hochstraße über der B 14.

Das Erweiterungsgebäude soll im Sommer des kommenden Jahres fertiggestellt sein. Dann kann der Umzug beginnen. Die Eröffnung ist für Januar 2020 geplant, wie Jörg Ennen, der Kommunikationschef der Landesbibliothek, unserer Zeitung gesagt hat. Am 11. Februar 2020, wenn das traditionsreiche Haus seinen 255. Geburtstag feiert, wird die große Ausstellung zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin eröffnet.

Zu unserer Serie ist zuletzt das Buch „Das Beste aus dem Stuttgart-Album“ im Sutton-Verlag erschienen. Siehe auch: www.facebook.com/Album.Stuttgart. Diskutieren Sie mit!