Neuer Bürgerhaushalt, neues Glück: Die IG Mehrzweckhalle Plieningen-Birkach wirbt zum dritten Mal für einen Multifunktionsbau. Dass die beiden Stuttgarter Stadtbezirke den brauchen, zweifelt die Verwaltung gar nicht an. Dennoch hat sie 2017 abgewinkt. Was soll jetzt anders werden?

Birkach/Plieningen - Geändert hat sich eigentlich nur die Nummer. Aus 41 000 ist 50 001 geworden. Die Akteure sind dieselben, die Argumente ebenfalls. Die Interessengemeinschaft (IG) Mehrzweckhalle Plieningen-Birkach trommelt beim Bürgerhaushalt wieder für einen Multifunktionsbau. An einem Strang ziehen abermals Vertreter der Schulen, Vereine, Bezirksbeiräte, und alle sind sich einig: Ohne neue Halle geht’s nicht. „Dringendst, dringendst“, mahnt Michael Mattig-Gerlach, der Elternbeiratvorsitzende am Paracelsus-Gymnasium (PGH), bei einem extra einberufenen Pressegespräch, und warum das so dringend ist, dazu kann jeder am Tisch etwas sagen.

 

Stefanie Lenuzza, die Leiterin der Körschtalschule, erklärt, dass fehlende Hallenkapazitäten ihr AG-Angebot einschränkten. „Wir haben Anfragen von Übungsleitern für Yoga oder Selbstverteidigung, und da muss ich immer sagen: wäre schön, aber kein Platz.“ Harald Schweinfurth, stellvertretender PGH-Rektor, stößt ins selbe Horn, auch seien in seiner Halle Ballspiele unmöglich, weil sie nicht mehr der Norm entspreche. Folker Baur, der Vorsitzende des TV Plieningen, geht noch weiter. Die PGH-Halle sei „lebensbedrohlich“. Platten seien schon runtergekracht, es regne rein. Weiteres Problem der Sportklubs: Einzig wettkampftauglich ist die Wolferhalle. „Wir jonglieren immer rum“, so der Birkacher Volleyball-Trainer Wolfgang Roßkopf. Das Jonglieren gehe so weit, dass einige Fußballer des KV Plieningen monatelang aussetzen müssten, sagt der Trainer Robert Fijan.

Die Befürworter widersprechen dem Argument

Die Trommelschläge sind längst erhört worden. Den Bedarf stellt keiner in Frage. Beim Bürgerhaushalt 2015 kam das Vorhaben – seinerzeit gekoppelt an die Schulmensa – auf Platz drei, 2017 auf Platz zehn. Sogar die Verwaltung hat den Bedarf dokumentiert. In der Stellungnahme zum Bürgerhaushalt 2017 bekennt die Stadt, der Vereinssport sei „seit Langem unterversorgt, die vorhandenen Hallen komplett ausgelastet“. In Birkach liege die Versorgung bei lediglich 42 Prozent, in Plieningen bei rund 67 Prozent. Errechnet wird das mit einem Bedarfsrichtwert von 0,2 Quadratmeter Hallensportfläche je Einwohner. Dieser Umstand würde den Bau einer zweiteilbaren Sporthalle „in jedem Fall rechtfertigen“, hieß es vor zwei Jahren aus dem Rathaus. Allerdings kam von dort auch prompt die Killerphrase: „Ein Standort ist jedoch derzeit nicht ersichtlich.“ Dem widersprechen die Befürworter, sie haben zwei Optionen ausgeguckt. So scheint es ihnen am sinnvollsten, die marode PGH-Halle abzureißen und dort die größere Mehrzweckhalle zu bauen, auch denkbar sei der Platz hinter der Wolferhalle und den Rasenplätzen, wobei der Plieninger Bezirksbeirat Michael Wörner (CDU) mit den Kosten argumentiert: „Wenn man es im Wolfer macht, hat man immer noch die sanierungsbedürftige PGH-Halle.“

Die IG ist sich sicher: Aller guten Dinge sind drei. „Jetzt geht es darum, die Truppen zu versammeln, dazu ist der Bürgerhaushalt ein gutes Instrument“, findet Michael Wörner. Nicht nur die Bürger will man herbeitrommeln, auch den Gemeinderat. „Wenn wir die Stadträte von allen Fraktionen gewinnen, dann kommt die Halle“, glaubt Folker Baur. Spitzen Richtung Bezirksamt kann er sich nicht verkneifen: „Die Bezirksverwaltung sollte sich mal einsetzen.“ Die Trommler wollen weitertrommeln. Michael Mattig-Gerlach kündigt Unterschriftensammlungen an, Infostände und Flyer, „damit das Problem ins Bewusstsein der Bevölkerung rückt“.