Die Stadt Stuttgart hat in einem 8,5 Hektar großen Gebiet rund um den Katzenbacher Hof etliche Bäume fällen lassen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Büsnau/S-West - Es sehe schon ein wenig aus, wie die Axt im Walde, gibt Volker Schirner zu. Er ist der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts. Im Dezember und Januar waren die Waldarbeiter im Gebiet rund um den Katzenbacher Hof bei Büsnau unterwegs. Auf einer Fläche von 8,5 Hektar haben sie 500 Festmeter Holz entnommen. Ein Festmeter entspricht genau einem Kubikmeter. 8,5 Hektar sind in etwa so große wie 17 Fußballfeder. Wie viele Bäume gefällt wurden, kann Schirner nicht sagen, allerdings kann er die Baumarten nennen: Es waren vor allem Fichten, Buchen und Eschen. Das meiste in dem Waldgebiet beim Katzenbacher Hof ist erledigt. Für den Februar seien nur noch einige wenige Restarbeiten geplant, sagt Schirner.

 

Bei den Baumfällarbeiten ging es nicht darum, kranke Gehölze zu entfernen und so für ausreichend Sicherheit im Wald zu sorgen. Es ging vor allem um den Wald als Wirtschaftsgut, um die Holzernte. Grundlage ist die Forsteinrichtungsplanung für die Jahre 2013 bis 2022. Der Gemeinderat hatte diese 2013 in Abstimmung mit dem Forstbetrieb Baden-Württemberg beschlossen. „Eines der Ziele ist es, die Erträge sicherzustellen“, so Schirner.

Stadt verkauft Holz an Betriebe in BW

Die Stadt hat die rund um den Katzenbacher Hof gefällten Bäume an holzverarbeitende Betriebe verkauft, größtenteils in Baden-Württemberg. In den kommenden Wochen und Monaten werden diese ihr Material abtransportieren. Zunächst werden die wertvollen Stämme, die Rundhölzer abgeholt. Dieses kann zu Möbeln und Furnieren verarbeitet werden. Dann folgt das Industrieholz, aus dem zum Beispiel Spanholzplatten werden. Die Firmen können selbst bestimmen, wann sie das Holz rausholen. Sie haben sogenannte Lose erworben, also ein entsprechendes Areal im Wald. Was dort an Ästen und kleineren Stämmen liegt, gehört ihnen. „Bis das dann alles abgeholt ist, das dauert auch uns selbst manchmal etwas zu lange“, räumt der Forstamtsleiter ein.

Bei den Baumfällarbeiten war auch ein Seilkran im Einsatz. Das spare Fahrbewegungen und beuge so einer allzu weitläufigen Verdichtung des Bodens vor, erklärt Schirner. Dennoch sehe es nach solch einer Durchforstung manchmal „etwas wüst“ in den Waldstücken aus. Doch immerhin hat das Gebiet rund um den Katzenbacher Hof nun wieder lange Zeit Ruhe. Das nächste Mal werden die Motorsägen dort wahrscheinlich erst wieder in acht bis zehn Jahren zu hören sein. Zumindest, wenn es um die Holzernte geht. Ist ein Baum krank und droht er daher umzufallen, muss vorher gehandelt werden.

Ein Pilz macht den Eschen zu schaffen

Einige kranke Bäume waren bei den in den vergangenen Wochen gefällten auch dabei. Es waren vor allem mit einem Pilz befallene Eschen. Seit etwa 2010 breitet sich das Falsche Weiße Stengelbecherchen in den Wäldern in ganz Europa aus. Es verursacht das Eschentriebsterben. Erste Anzeichen der Krankheit sind Farbveränderungen an den Blättern, dann welken kleinere Äste und sterben ab.

Ein Zehnjahresplan für den Wald

In Stuttgart gibt es etwa 2700 Hektar Wald. Auf 2500 Hektar stehen Bäume, die übrigen 200 Hektar sind Wiesen, Spiel- oder Grillplätze. In der sogenannten Forsteinrichtungsplanung von 2013 bis 2022 ist als Ziel eine „multifunktionale Bewirtschaftung“ formuliert. Dabei gehe es um eine ausgewogene Berücksichtigung von Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion, heißt es in der damaligen Vorlage. Die Verkehrssicherheit hat Vorrang, dann folgt die Erholungsfunktion. „Die Waldbewirtschaftungsmaßnahmen haben auf die Erholungsnutzung besonders Rücksicht zu nehmen“, heißt es.

Um die im Wald lebenden Tier- und Pflanzenarten zu schützen, verfolgt die Stadt ein Alt- und Totholzkonzept. Das bedeutet, dass manch großer und alter Baum bewusst stehen gelassen wird, weil er für bestimmte Tier- und Pflanzenarten überlebensnotwendig ist. Etwa fünf Prozent des Waldes sind als solche Refugien mit Habitatbäumen und Habitatbaumgruppen ausgewiesen.