Die Künstlerin Ines Martinez aus Stuttgart-Degerloch erlebt gerade ein Karriere-Highlight. In ihrem neuen Popkabarett „Alte Mädchen“ greift sie Alltagsthemen zusammen mit drei Kolleginnen aus Berlin und Hamburg frontal und schonungslos auf.

Degerloch - Alte Mädchen“ heißt das aktuelle Bühnenprogramm mit der Degerlocher Künstlerin Ines Martinez. Darin setzen sich vier Frauen um die 50 komödiantisch mit den Tücken auseinander, die das Alter mit sich bringt. Ob das Etikett „Altes Mädchen“ tatsächlich auf Martinez zutrifft, sei dahingestellt. Fest steht: Die 53-Jährige erlebt mit dem Popkabarett ein Karriere-Highlight.

 

„Bei Solo-Programmen sind 200 Zuschauer der Hauptgewinn, bei dieser Tour geht es bei 200 Leuten erst los“, so Martinez. Vom Hamburger St. Pauli Theater bis zur Stadthalle Gersthofen, von Berlin bis Weinheim sind die Säle seit 2017 rappelvoll. Im April, Juni und Juli gastiert das Quartett im Theaterhaus, wo bereits im Februar eine Aufführung stattfand.

Es geht um Rente, Mutterschaft oder Brustkrebs

Ein Grund für den Erfolg könnte die Ehrlichkeit des Programms sein, das Themen wie geringe Rente, späte Mutterschaft oder Brustkrebs frontal und schonungslos angeht. Zumal die Besetzung profiliert ist – neben Martinez treten Anna Bolk, Jutta Habicht und Sabine Urig auf. Vor allem Letztere ist einem größeren Fernsehpublikum aus der Serie „Familie Heinz Becker“ bekannt, in der sie Ehefrau Hilde verkörperte.

Die eigene Lebenserfahrung spiele auf der Bühne eine große Rolle, sagt Ines Martinez. Sie selbst hat ihre Stoffe schon immer aus der eigenen Lebenssituation heraus entwickelt, so wie im Programm Mamas Liebling, in dem sie eine werdende Mutter verkörperte. Doch es gebe auch zeitlose Rollen wie die einer Hausmeisterin in Paris („Die Concierge – eine französische Hitrevue“), die die Boheme-Prominenz kommen und gehen sieht.

Manches geht erst in bestimmtem Alter

Manches wiederum könne man erst ab einem gewissen Alter glaubhaft darstellen, findet Martinez. Die hintergründigen, bisweilen sarkastischen Texte des österreichischen Dichters und Komponisten Georg Kreisler gehören dazu. „Dafür braucht man eine gewisse Lebensreife und einen abgekarteten Humor“, so Martinez, deren Nachnamen auf eine Ehe mit einem Kubaner zurückgeht.

Sechs Solo-Programme hat Martinez bereits produziert. Ihre künstlerische Bandbreite ist groß, sie hat Jazz-Chansons gesungen, macht Musik-Kabarett, Revuen oder spielt Musicals wie die „Lola Blau“ von Kreisler. Seit 20 Jahren arbeitet sie dabei regelmäßig mit dem Stuttgarter Komponisten und Pianisten Bobbi Fischer zusammen. Das Lampenfieber vor den Auftritten ist in allen den Jahren geblieben. „Bei Solo-Auftritten ist es sogar noch größer geworden“, so Martinez.

Ihre Eltern wohnen am Haigst

Ein „extrem abenteuerliches Leben“ mit vielen Auftritten an verschiedenen Orten kann sich die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohns leisten, weil sie sich auf eine Großfamilienstruktur verlassen kann. Die Eltern wohnen am Haigst gleich ums Eck. Ohnehin liebt die gebürtige Frankfurterin ihren bürgerlichen Bezirk Degerloch, wie sie bekundet, sei es eine Fahrt mit der Zahnradbahn oder einen Spaziergang auf der Waldau.

Ein echtes Refugium habe sie dort, eine Stunde im eigenen Garten lasse jeden Stress vergessen. In Degerloch fand auch ein Großteil der Proben für die „Alten Mädchen“ statt, die übrigen Schauspielerinnen reisten dafür aus Berlin und Hamburg an. Vom ersten Gedanken bis zum Endprodukt habe man ein Jahr gebraucht, erzählt Martinez. Für die heiße Phase vor dem ersten Auftritt holten sich die Frauen einen Theaterregisseur an Bord.

Sie verehrt Anke Engelke

In der Weinhandlung Wein-Musketier an der Tränkestraße tritt Martinez, die die Komikerin Anke Engelke verehrt, hin und wieder bei Kulturveranstaltungen auf. Auch ihr nächstes Projekt hat Martinez schon im Blick: Auf das Gemeinschaftsprojekt mit den Alten Mädchen soll ein Solo-Gesangsprogramm rund ums Thema „Herzensangelegenheiten“ folgen.

Das Popkabarett „Alte Mädchen“ mit Ines Martinez gastiert am 25.4., 9.6. und 28.7. im Stuttgarter Theaterhaus.