Nach den Protesten will der Gemeinderat die Freie Aktive Schule aus Stuttgart-Degerloch auf einen Acker in Stuttgart-Heumaden verlegen. Aber auch damit ist der Sillenbucher Bezirksbeirat keinesfalls einverstanden. Er fordert stattdessen einen Bürgerbeteiligungsprozess.

Degerloch/Sillenbuch - Wieder kein Durchbruch in Sachen Freie Aktive Schule (FAS). Auch der Alternativstandort, den der Stadtrat für die Verlegung von Degerloch weg ins Auge gefasst hat, ist beim Sillenbucher Bezirksbeirat gnadenlos durchgefallen. Im Sommer war bekannt geworden, dass die Stadtverwaltung erwägt, die FAS auf eine Spielwiese an der Bernsteinstraße in Heumaden umzusiedeln, doch nach massiven Protesten wurden zwei neue Areale in den Blick genommen: jenen Acker im Gebiet Schwellenäcker zwischen Klara-Neuburger-Straße und Hundeplatz, der bis vor Kurzem für den Bau der Filderauffahrt oder des Geschwister-Scholl-Gymnasiums im Gespräch gewesen war, sowie die Wiese neben den Asylunterkünften wenige Meter weiter.

 

Im Oktober hat der Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) die freie Wiese allerdings aussortiert und sich stattdessen für die Entwicklung des Feldes im Schwellenäcker ausgesprochen. Tenor: Die Verwaltung soll prüfen, ob dort Häuser, FAS und eine Kita hinpassen und dafür eine städtebauliche, verkehrstechnische und freiräumliche Konzeption vorlegen.

Kommt die Wiese neben den Asylheimen in Frage?

Beim Bezirksbeirat Sillenbuch kommt das alles überhaupt nicht gut an. Verärgerung löste in der jüngsten Sitzung zum einen aus, dass das Thema abermals im UTA vorangetrieben worden war, „ohne dass ein einziges Mal der Bezirksbeirat gefragt wird“, so Philipp Kordowich (CDU), außerdem vermissten etliche Mitglieder einen „Masterplan“ (Knut Krüger, FDP). Um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, stimmte das Gremium mehrheitlich einem Antrag von CDU und SPD zu, wonach die Stadt zunächst ein ganzheitliches Konzept fürs Gebiet Über der Straße, Schwellen-, Schwarz- und Brücklesäcker erarbeiten soll – unter Bürgerbeteiligung. Kordowich sprach von einer „einmaligen Chance, die wir nicht vergeben dürfen“.

Durchweg Ablehnung signalisierte das Gremium indes fürs Bauen auf dem Acker. „Im Schwellenäcker wird etwas zerstört, was für Sillenbuch ganz wichtig ist“, mahnte Dieter Grötzinger (Grüne). Der, um den es geht, war auch in der Sitzung. Klaus Wais, letzter Bauer und landwirtschaftlicher Obmann im Bezirk sowie Bewirtschafter des Feldes, betonte: „Wenn es perspektivisch so weitergeht, können wir den Betrieb nicht weiterführen.“ Er kritisierte die Entscheidung des UTA, die landwirtschaftlich nahezu unbrauchbare Wiese an den Asylheimen „verschonen“ zu wollen.

Diesen Eindruck teilen viele – auch die zuständige Stadtplanerin Susanne Frucht. Sie ließ in der Sitzung durchblicken, dass auch die Verwaltung die Wiese an den Asylunterkünften geeigneter findet. „Das Baurecht ist aus unserer Sicht dort leichter zu ändern.“ Im Dezember wird das Thema wohl wieder im UTA aufschlagen.