Es gibt kaum einen schnelleren Weg in die Stadt oder aus der Stadt als die Alte Weinsteige. Das wissen auch die allermeisten Autofahrer – und missachten gerne das Durchfahrtsverbot. Trotzdem will die Mehrheit des Bezirksbeirats in Stuttgart-Degerloch keine grundsätzlichen Änderungen an der Straße.

Degerloch/S-Süd - Die Fahrt auf der Alten Weinsteige bleibt für Radler weiterhin ungemütlich. Der Bezirksbeirat hat am Dienstag einen Antrag der Fraktion der Grünen mehrheitlich abgelehnt. Er hatte zum Ziel, die Verwaltung zur Veränderung der bestehenden Regelung aufzufordern. Unter der Überschrift „Recht einhalten, Fahrradfahrer schützen“ solle die Verwaltung wirksame Maßnahmen aufzeigen, um illegalen Schleichverkehr zu vermeiden und Radler und Anwohner zu schützen.

 

An der Alten Weinsteige gilt ab Höhe Pfaffenweg bergaufwärts ein Durchfahrtsverbot zwischen 15 und 19 Uhr, bergabwärts ist die Durchfahrt ab der Wielandshöhe komplett verboten. Wie Verkehrskontrollen des städtischen Vollzugsdiensts jüngst zeigten, halten viele Autofahrer nichts von der Regel: Pro Stunde passieren die Stelle bis zu 40 Fahrer illegal.

Mehr Kontrollen wird es wegen Personalnot nicht geben

Ein Anwohner hatte sich zu Beginn der Sitzung über das seiner Meinung nach gravierend gestiegene Verkehrsaufkommen durch den Schleichverkehr auf der Alten Weinsteige beklagt, stärkere Kontrollen eingefordert und seine Unterstützung für den Antrag der Grünen kundgetan. Seinem Wunsch kamen die Räte nur in einem Punkt nach: der Forderung nach stärkeren Kontrollen. Die wird es allerdings in absehbarer Zeit nicht geben. Im Ordnungsamt herrscht Personalmangel, bereits die drei zwischen November und Januar durchgeführten Kontrollen stellten in ihrer kurzen Frequenz eine Ausnahme der Regel dar.

Die bestehende Regelung jedenfalls hält die Mehrheit der Lokalpolitiker für sinnvoll. „Die aktuelle Lösung hat sich bewährt, nur gibt es zu wenige Kontrollen“, sagte Götz Bräuer (CDU). Zumal es andere Möglichkeiten gebe, mit dem Fahrrad in den Stuttgarter Süden oder Westen zu gelangen, durch die Fahrradmitnahme der Zahnradbahn zum Beispiel oder über den Schimmelhüttenweg. Die Alte Weinsteige eigne sich nur bedingt als Radweg, besonders die Abfahrt Richtung Innenstadt sei geradezu lebensgefährlich, so Bräuer.

SÖS/Linke-plus würden gerne Schranke verlängern

Das sieht Astrid Maurer (Grüne) naturgemäß anders: Die Alte Weinsteige sei von der Stadt als Hauptfahrradroute Richtung Stuttgart-Süd und -West ausgewiesen, sagte sie. Unterstützung gab es seitens der Fraktion SÖS/Linke-plus, deren Sprecher Michael Köstler anregte, gleich den ganzen Durchfahrtsverkehr sperren zu lassen und die beim Restaurant Wielandshöhe angebrachte Halbschranke über die ganze Straße zu verlängern.

Während Ulrich-Michael Weiß (SPD) es nicht einsah, Radfahrer grundsätzlich besser zu behandeln als Autofahrer, lehnte FDP-Sprecher Thilo Roßberg den Antrag rundweg ab. „Es gibt schon Regelungen“, sagte Roßberg. Uli Demeter (Freie Wähler) sagte, es sei zwar richtig, Radler besser schützen zu wollen, das Manko seien jedoch nicht die Vorschriften: „Wenn die Kontrollen besser und effektiver wären, gäbe es auch weniger Verkehr.“

Am Ende gab es vier Ja- und fünf Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Das letzte Wort ist in der Sache allerdings noch nicht gesprochen, denn die Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat Süd bereitet derzeit einen eigenen Antrag vor, der die Situation auf der Alten Weinsteige verbessern soll.