Im Stadtteil Stuttgart-Fasanenhof entsteht eine Großturnhalle für Wettkämpfe und Platz für 150 Zuschauer. Diese kommen aus der gesamten Region – doch wo sollen sie ihre Autos abstellen? Mallorca-Parker und die geplante Nachverdichtung verschärfen das Problem.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Die Vorbereitungen haben richtig lang gedauert. Bereits 2011 ergab eine Machbarkeitsstudie, dass die Sanierung der Turnhalle an der Markus-Schleicher-Straße nicht mehr lohnt. 2013 fiel der erste Beschluss zum Bau einer neuen. Doch erst in diesem Monat machte der Gemeinderat den Weg endgültig frei. Die Großturnhalle soll nicht nur den Stadtteil mit seiner Ganztagsschule zugute kommen, sondern auch der Sportvereinigung Möhringen (SVM) für Training und Wettkämpfe. Denn die Halle des Vereins erfüllt dafür nicht mehr die aktuellen Anforderungen. Die neue Halle hat Wettkampfmaße für den Basketballsport und Platz für 150 Zuschauer. Die Kosten betragen 8,8 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr beginnt der Abriss der alten Turnhalle. Der Neubau soll planmäßig im dritten Quartal 2021 fertig sein.

 

Der Beschluss im Gemeinderat fiel einstimmig. Dort gab es lediglich mehrere Nachfragen wegen des Energie- und Technikkonzeptes. Die Menschen auf dem Fasanenhof treibt aber eine ganz andere Sorge um. Sie fragen sich, wo die Sportler und die Zuschauer parken sollen. Zwar werden in der aktuellen Gemeinderatsvorlage „Lehrer-/Sportlerparkplätze“ erwähnt, mehr wird zu diesem Punkt aber nicht geschrieben. Stattdessen ist etwas weiter hinten im Text zu lesen, das „Fahrradparker“ angeboten werden. „Darüber werden sich die Basketballer sicher freuen. Ein Kfz-Parkplatzkonzept für die 150 Besucher, die Sportler und die Anwohner wird im Baubeschluss aber nicht erwähnt“, kommentiert Angelika Lehrer im Newsletter des Bürgervereins Fasanenhof.

Bürgerverein fordert ein Parkraumkonzept

Fakt ist, die SVM-Basketballer spielen in höheren Ligen. Das bedeutet, dass sowohl die eigenen Spieler, als auch die gegnerischen Mannschaften und die Zuschauer aus der gesamten Region kommen. „Die sind doch nicht alle zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs“, gibt Lehrer zu bedenken und fordert ein Parkraumkonzept. „Jetzt ist noch Zeit, um sich Gedanken zu machen.“

Günther Joachimsthaler sieht es ebenso. „Das muss jetzt in Angriff genommen werden“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins. Er fürchtet aber, „dass das rausgeschoben wird, bis es nicht mehr geht“. Die Zahl der derzeit geplanten Parkplätze würde „hinten und vorne nicht reichen. Wir rechnen mit massiven Problemen“, sagt Joachimsthaler.

Manfred Deyhle wohnt an der Markus-Schleicher-Straße, in unmittelbarer Nähe zur Turnhalle. „Die Situation ist jetzt schon sehr angespannt“, berichtet er. Manfred Deyhle selbst hat eine Garage. Doch die Zufahrt sei häufig zugeparkt, berichtet der Senior. So ärgerlich das für ihn ist, hat er doch auch Verständnis. Denn es gebe einfach viel zu wenige Parkplätze. Deyhle fordert, dass zusätzlich zu der neuen Halle auch eine Tiefgarage gebaut wird, die teils privat und teils öffentlich genutzt werden kann.

Was passiert, wenn die U 6 bis zum Flughafen fährt?

„Das Problem wird sich weiter verschärfen, wenn 2021 die U6 bis zum Flughafen fährt“, ergänzt Joachimsthaler. Schon lange geht auf dem Fasanenhof die Angst vor den Mallorca-Parkern um. Denn viele Kommunen und Stadtteile mit einer direkten Anbindung zum Airport leiden unter zugeparkten Wohngebieten, so zum Beispiel Plieningen, Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt-Bernhausen. Dort stellen Auswärtige ihre Autos für die Zeit ihres Urlaubs kostenlos ab und fahren dann weiter mit Bus und Bahn.

Und nicht zuletzt schwebt aus Sicht vieler Menschen auf dem Fasanenhof die Nachverdichtung am Ehrlichweg wie ein Damoklesschwert über dem Stadtteil. Die fünf Baugenossenschaften, die dort Grundstücke besitzen, wollen neue Wohnungen bauen. Vor Kurzem legte der Stuttgarter Baubürgermeister den Entwurf für eine neue Stellplatzsatzung vor. Dieser sieht unter bestimmten Umständen eine Lockerung der Stellplatzverpflichtung vor. So sollen die Bauherren günstiger und damit schneller neuen Wohnraum schaffen können und die Not in Stuttgart gemindert werden. „Was dieser Entwurf – wird er noch vor dem Bebauungsplanentwurf für den Ehrlichweg abgesegnet – für die Bauvorhaben auf dem Fasanenhof bedeuten könnte, kann sich jeder vorstellen“, schrieb der Bürgerverein im September in seinem Newsletter.

Die Verwaltung arbeitet bereits an einem Parkraumkonzept. Wie weit dieses gediehen ist, dazu konnte die Stadt bis Redaktionsschluss keine Auskunft geben.