Hohe Mieten, gepfefferte Preise: Das Leben in Stuttgart ist teuer – vor allem für junge Familien. Schön, dass es aber auch im Kessel Dinge gibt, die gratis oder für ganz kleines Geld zu haben sind.

Stuttgart - Den Schwaben wird ein gewisser Hang zur Sparsamkeit nachgesagt. Den müssen sie auch haben, wenn sie in Stuttgart leben, wo Mieten und Lebenshaltungskosten hoch sind. Auch Familien mit kleinen Kindern bekommen das zu spüren. Wer sich aber ein wenig umschaut im Kessel, der findet viele Angebote und Freizeitunternehmungen für junge Familien, die für kein oder ganz kleines Geld zu haben sind. Eine Auswahl:

 

Spielhaus im Unteren Schlossgarten

1977 fand in Stuttgart die Bundesgartenschau statt. Während Eltern durch Rosenrabatten und Staudenbeete flanierten, wussten sie ihren Nachwuchs im Spielhaus im Unteren Schlossgarten gut aufgehoben. Das sind Kinder von sechs bis 13 Jahren dort bis heute: Der Aktivitäten gibt es viele – von Nähkursen über die Tonwerkstatt bis zur offenen Holzwerkstatt. Viele Angebote sind gratis, für andere – zum Beispiel das Sommerferienprogramm – wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. Ein Highlight ist das jährliche Sommerfest, das in diesem Jahr am 13. und 14. Juli stattfindet. Das Spielhaus im Netz

Kinderkonzerte im Olgäle

Hier kommen nicht nur kleine Patienten auf andere Gedanken – die Kinderkonzerte im Olgahospital (von den Stuttgartern liebevoll „Olgäle“ genannt) sind in ihrem achten Jahr sehr gefragt und längst kein Geheimtipp mehr. Ungefähr zehn Mal im Jahr, immer sonntagvormittags um 10.30 Uhr, lädt der Komponist Radoslaw Pallarz zu der Konzertreihe ins Kinderkrankenhaus. Professionelle Musiker spielen und singen kindgerechte Stücke – von Tschaikowskis „Nussknacker“ bis zum vertonten Märchen „Dornröschen“. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Olgäle-Stiftung sind sehr willkommen. Anschließend gibt es zur Stärkung Butterbrezeln und Apfelsaftschorle und die Kleinen können sich auf der Arche-Rutsche die Beine vertreten. Die Olgäle-Kinderkonzerte im Netz

Sport im Park

Yoga, Inlineskaten, Rückengymnastik oder Capoeira: Von Mai bis September können Stuttgarter aller Altersgruppen und in allen Stadtbezirken aktiv werden – und das ganz umsonst. Anmelden muss man sich nicht und die Teilnahme ist völlig unverbindlich: Damit ist die Aktion der Stadt Stuttgart und der Sportvereine in der Landeshauptstadt der ideale Einstieg für Sportmuffel, die was für ihre Gesundheit tun wollen. Neu ist, dass sich viele Angebote auch speziell an Kinder richten: Inlineskaten oder Ballsport zum Beispiel. „Sport im Park“ im Netz

Vorleseaktion „Leseohren aufgeklappt“

Wie wichtig Vorlesen für die kindliche Entwicklung ist, ist inzwischen bekannt. Das Stuttgarter Vorlese-Projekt „Leseohren aufgeklappt“ trägt dem Rechnung – und geht längst über das reine Vorlesen hinaus. So kümmern sich die zahlreichen Lesepaten um die Sprachförderung von Flüchtlingskindern oder lesen in den Muttersprachen (vor allem Türkisch, aber auch Griechisch, Russisch oder Italienisch) von Kindern mit Migrationshintergrund vor. Die Paten kommen nicht nur in Kitas, Kindergärten und Schulen, sondern regelmäßig auch in die vielen Stuttgarter Stadtteilbüchereien. „Leseohren aufgeklappt“ im Netz

Haus des Waldes

Was fressen Dachse? Wo schlafen Rehe? Und zu welchem Baum gehört dieses interessant geformte Blatt? Wer beim Waldspaziergang über diese Fragen seiner Kinder stolpert wie über eine Wurzel am Weg, dem sei ein Besuch im Haus des Waldes in Degerloch empfohlen. Hier erfährt man vieles über den Wald und seine Bewohner. Die Waldpädagogen bieten auch jede Menge lehrreiche Spaziergänge und Aktionen für Familien an – manche sind kostenlos, andere erfordern einen kleinen Obulus. Das Haus des Waldes im Netz

Landesmuseum Baden-Württemberg

Lust auf Kultur und Geschichte? Im Landesmuseum im Alten Schloss kann man die kostenpflichtige Kinderausstellung „Junges Schloss“ auch mal links liegen lassen und mit dem Nachwuchs die Schausammlungen unsicher machen. Hier ist der Eintritt nämlich auch in diesem Jahr noch umsonst. Für Kinder ist hier einiges geboten: Durch die Sammlung „Legendäre Meisterwerke“ führt die jungen Besucher die Figur „Kathi“. Überall wo sie drauf ist, gibt es eigene Kindervitrinen, dürfen Objekte angefasst oder ausprobiert werden. Ältere Kinder können sich mit dem „Museumstagebuch“ auf eine wahre Schnitzeljagd durchs Alte Schloss begeben. Wer dann noch nicht genug hat, kann auf einen Sprung über den Schillerplatz gehen: Im Haus der Musik im Fruchtkasten lädt das „Kuriose Klanglabor“ zum Mitmachen ein. Das Landesmuseum im Netz

Stadtpalais Stuttgart

Wie sah der Schlossplatz vor hundert Jahren aus? Wie wurde der Fernsehturm gebaut? Diese Fragen sind auch für Kinder spannend. Der Eintritt in die „Stuttgarter Stadtgeschichten“, die Dauerausstellung im Stadtpalais, ist frei. Und hier kann man mit Kindern durchaus einen verregneten Nachmittag rumbringen. Das riesige topographische Stadtmodell dürfte kleine Entdecker begeistern. Und wer nach dem Museumsrundgang ein bisschen toben will, geht anschließend in den Keller des Wilhelmspalais‘: Hier gibt es das Stadtlabor, eine eigene Kinderbaustelle. Das Stadtpalais im Netz

Höhenpark Killesberg

Auf dem Killesberg lässt sich ein ganzer Tag verbringen, ohne viel Geld auszugeben: Auf dem weitläufigen Spielplatz können sich kleine und große Abenteurer so richtig austoben. Die Alpakas, Esel und Ziegen im Höhenpark lassen sich streicheln, ohne einen Cent dafür zu nehmen – lediglich für das spezielle Trockenfutter aus dem Automaten sollten Sie ein paar 10-Cent-Stücke bereithalten. Und das Gelände der 1993er-Ausgabe der Internationalen Gartenschau lockt kleine Entdecker mit vielen lauschigen Ecken wie dem Tal der Rosen, dem Primelgarten oder den Seenterrassen.

Für wirklich kleines Geld (ein Euro kommt für die ganze Familie ins Kässchen) kann man die 174 Stufen des Killesbergturms erklimmen und einen phänomenalen Rundumblick über Stuttgart genießen.

An heißen Tagen lohnt ein Abstecher auf die andere Seite der Stresemannstraße: Am Wasserspielplatz am Wartberg kommen kleine Wasserflöhe auf ihre Kosten. Der Höhenpark Killesberg im Netz

Stuttgarter Jugendfarmen

Baumhäuser bauen, Stockbrot grillen, sich um Hasen, Hühner, Schafe oder sogar Ponys kümmern – auf den Stuttgarter Jugendfarmen sind Stadtkinder ganz nah dran an der Natur. 23 Jugendfarmen, Abenteuer- und Aktivspielplätze gibt es in der Landeshauptstadt und ihr Angebot ist riesig. Vorbeischauen lohnt sich also, denn das Glück im Grünen liegt in den meisten Stadtbezirken praktisch um die Ecke. Die Stuttgarter Jugendfarmen im Netz

Familienzentren Haus der Familie, Ekiz oder Müze

Andere Mütter und Väter treffen, sich über den Nachwuchs austauschen, Sorgen und Freuden teilen – die Stuttgarter Familienzentren wie das Haus der Familie, das Ekiz oder das Müze (um nur drei zu nennen) wollen ein Platz der Begegnung für junge Familien sein. Hier gibt es offene Angebote wie Eltern-Kind-Singen oder Krabbelgruppen auf Italienisch, Portugiesisch und sogar Chinesisch und Kurse, die (kleines) Geld kosten. Das Angebot ist riesig – reinschauen lohnt sich.

Das Haus der Familie im Netz

Das Ekiz im Netz

Das Müze im Netz

ANE-Elternbriefe

Wann kann mein Baby Brei essen? Ist es normal, dass meine Fünfjährige immer noch am Daumen lutscht? Was tue ich, wenn sich mein Dreijähriger im Supermarkt brüllend am Boden wälzt? Solche und Millionen weiterer Fragen, die alle Eltern haben, beantworten seit Jahrzehnten die Elternbriefe des Arbeitskreises Neue Erziehung, kurz ANE. Wie viele andere Kommunen übernimmt die Stadt Stuttgart die Kosten für den Bezug der Briefe (Bestellung telefonisch unter 0711/216-55555), die von der Geburt bis zum achten Geburtstag regelmäßig ins Haus flattern. Geballtes Erziehungswissen in 46 Ausgaben und auf 188 Seiten kommen so über die Jahre zusammen. Die ANE-Elternbriefe im Netz

Online-Verschenkemarkt der Abfallwirtschaft Stuttgart

Ist die alte Waschmaschine reif für den Schrott, fehlt im neuen Schlafzimmer noch der passende Schrank oder soll der Hamster einen komfortableren Stall bekommen? Möbel, Haushaltsgegenstände oder Elektrogeräte kann man beim Online-Verschenkmarkt der Abfallwirtschaft Stuttgart ganz umsonst bekommen. Der Online-Verschenkemarkt im Netz

Übrigens: Viele dieser Aktionen und Projekte können nur durch das Engagement ehrenamtlicher Helfer oder nicht kommerzieller Vereine realisiert werden. Diese Institutionen sind auf Spenden angewiesen. Wer loszieht, um Stuttgart „umsonst“ zu erkunden, sollte das im Hinterkopf behalten und ein paar Euro in die Tasche stecken.