Daimler errichtet drei Gebäude an der Heilbronner Straße und bündelt in Zukunft seine Pkw-Vertriebsaktivitäten in Stuttgart an der Feuerbacher Automeile. Die Planungen und Vorentwürfe wurden im städtischen Gestaltungsbeirat vorgestellt.

Feuerbach - Der Stuttgarter Autokonzern will zwei Grundstücke an der Feuerbacher Automeile bebauen und stellt sich im Bereich Verkauf, Handel und Service neu auf. Dafür muss allerdings das Gebrauchtwagenzentrum an der Heilbronner Straße 339 weichen. Es wird abgerissen, obwohl das Gebäude noch gar nicht so alt ist. Das rund 120 Meter lange Mercedes-Forum mit den markanten Glasfassaden wurde Ende 1997 eröffnet.

 

Eine Brücke soll die beiden neuen Gebäude verbinden

Doch nun verfolgt der schwäbische Automobilhersteller mit dem Stern an dieser Stelle neue Pläne. Auf der Fläche entlang der Heilbronner und der Kruppstraße, auf dem bis dato noch das Mercedes-Forum steht, soll ein Gebäude für die Bereiche Service und Wartung entstehen. Auf dem rückwärtigen Teil dieses Areals ist zudem der Bau eines Parkhauses mit 1200 Stellplätzen geplant.

Das Nachbargrundstück an der Heilbronner Straße in Richtung Borsigstraße will der Autokonzern ebenfalls bebauen. Hier soll ein großflächiges Verkaufs- und Ausstellungsgebäude entstehen. Daimler hat das 12 000 Quadratmeter große Grundstück an Ecke Borsig/Heilbronner Straße bereits im Jahr 2012 von Hahn & Kolb gekauft. Das Handelsunternehmen für Werkzeuge und Werkzeugmaschinen ist inzwischen in Ludwigsburg ansässig (wir berichteten). Daimler will an der Kreuzung Borsig/ Heilbronner Straße ein Verkaufs- und Ausstellungsgebäude errichten. Dieses „Sales-Gebäude“ soll mit dem benachbarten „Service-Gebäude“ über eine befahrbare Brücke verbunden werden: „Die Verbindungsbrücke wird im ersten Obergeschoss entstehen“, sagte Gerald Schindler von der Daimler-Immobilientochter Real Estate GmbH am Dienstag in der Sitzung des städtischen Gestaltungsbeirates im Hospitalhof, wo der Autobauer die Pläne vorstellte.

Wandel vom Autohaus zum Mobilitätszentrum

Mit dem Neubauprojekt will Daimler auch den Wandel vom reinen Autohaus zum Mobilitätszentrum vollziehen. Das längerfristige Konzept für das neue Daimler-Flagschiff beinhalte nicht nur die Ausstellung und den Verkauf von Fahrzeugen, sondern auch die Präsentation zukunftsträchtiger mobiler Dienstleistungen wie zum Beispiel Carsharing oder E-Mobilität, skizzierte Schindler die Entwicklung.

Die geplante Niederlassung an der Ecke Heilbronner/Borsigstraße soll dabei auch als optischer Blickfang dienen. Visualisierungen und Pläne, wie die Fassaden gestaltet werden könnten, hatte Schindler allerdings nicht mitgebracht: „Wir arbeiten noch daran“, sagte er. Fest steht, dass auf dem Dach des „Sales-Gebäudes“ ein Restaurant mit Terrasse geplant ist. Auf den Dächern werden Fotovoltaikanlagen installiert und grünplanerisch soll der Bereich zur Heilbronner Straße und der Abschnitt der Kruppstraße, die zwischen den beiden Gebäuden verläuft, durch einen kleinen Platz aufgewertet werden. Ein Rad- und Fußweg, der auf der Kruppstraße unter der Verbindungsbrücke durchführt, ist ebenfalls Teil des Plans. Die Fertigstellung des Projektes sei für 2021 geplant, sagt Daimler-Sprecherin Charlotte Siegel. Der Bauantrag soll voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres eingereicht werden. Vorgesehen sei, dass alle Bereiche des bestehenden Mercedes-Benz-Centers an der Cannstatter Mercedesstraße künftig an der Heilbronner Straße untergebracht werden, auch die Funktionen des Smart-Center Leonberg und des Verkaufs der Fahrzeuge in Leonberg-Ramtel und des Mercedes-Forums sollen hier zusammengefasst werden: „Der Flagship Store wird zum Mobilitätszentrum für die Zukunft und bündelt die Funktionen Pkw Neu- und Gebrauchtfahrzeugverkauf und Service an einem Ort“, sagt die Daimler-Sprecherin.

Die Mitglieder im Gestaltungsbeirat überzeugen die Entwürfe nicht

Für die Mitglieder des Gestaltungsbeirats, dem auswärtige Fachleute aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung angehören, blieben bei diesem Projekt allerdings viele Fragen offen: Wie die Topografie der dort ansteigenden Heilbronner Straße bei der architektonischen Planung der Gebäude aufgegriffen werde, fragte Johannes Kister (Leipzig/Köln). „Der Auftritt zur Straße hin scheint uns entwicklungsfähig“, sagte er.

Architektin Dörte Gartermann (Köln) betonte, dass die Platzierung des Parkhauses auf der Rückseite verdeutliche, dass das Projekt eine Schauseite zur Heilbronner Straße und eine Art Hinterhofseite habe. „Diese Lösung hat uns nicht überzeugt“, sagte sie. „Mit dem Parkhaus treffen sie ins Schwarze“, meinte Schindler. Allerdings brauche man ein Parkhaus wohl auch in der Zukunft auf dem Gelände.

Positiv beurteilte das Gremium, dass das Gelände für Radfahrer und Fußgänger durchgängig sei. Warum bei diesem Projekt kein Architekturwettbewerb veranstaltet werde, fragte Herwig Spiegl (Wien). Er plädierte dafür, einen größeren Kreis von Architekten mit der Aufgabe zu bemühen.

Das letzte Wort hatte der Gestaltungsbeiratsvorsitzende Patrick Gmür (Zürich): „Es gibt schwierige und ganz schwierige Aufgaben. Das hier ist eine ganz schwierige Aufgabe“, sagte der Stadtplaner und Architekt. Wer die bestehenden Gebäude an dieser wichtigen Einfahrtsstraße betrachte, bekomme ein „ungutes Gefühl“ und gewinne den Eindruck, hier baue „jeder für sich und jeder gegen alle anderen“. Deshalb sei es wichtig, dass ein positiver Auftakt gesetzt werde. Was das Gremium an den Plänen von Daimler allerdings irritiert, sei das Parkhaus: „Das hat mit den anderen Gebäuden nichts zu tun.“ Es gehe darum dem Ort ein Gesicht zu geben und ein zukunftsfähige Lösung zu finden: „Das ist eine furchtbare Straße“, sagte Gmür. Man sollte es wirklich besser machen.