Nach fast zwei Jahren konnte nun der „Vielplatz“ Steinröhre in Stuttgart-Hausen eingeweiht werden.

Hausen - Noch wird an allen Ecken und Enden gebohrt, geschliffen, gesägt und gewerkelt. Das sind aber Kleinigkeiten, denn im Großen und Ganzen ist der Spiele-Parcours ebenso fertig wie es die neuen Sitzmöbel am Bolzplatz hinter der Flüchtlingsunterkunft Steinröhre sind. Und dass morgen erst noch der TÜV kommen und die Spielelandschaft „abnehmen“ muss, kümmert die Kinder ohnehin kaum. Allzu verlockend sind die Möglichkeiten, sich hier neues Terrain zu erobern.

 

Mit besonderer Freude verfolgt Tan-Phat La das Geschehen. La ist seit fast 30 Jahren Entwickler bei der Daimler AG und hat mit 35 Kolleginnen und Kollegen den ganzen Tag über den Spieleparcours mit aufgebaut, unter Federführung der Handwerker von KuKuk Kultur. Für den Daimler-Mann verschränken sich vor Ort zwei ganz verschiedene Zeitebenen: „Ich war als kleiner Junge vor 40 Jahren einer dieser Boat People aus Südvietnam, die dank Lothar Späth nach Baden-Württemberg kommen durften. Und jetzt sehe ich hier diese Flüchtlingskinder!“ Kurz muss er sich fassen: „Wunderbar, wunderbar! Einfach wunderbar! Ich bin glücklich. Das hilft den Kindern bei ihrem neuen Start. Wenn Kinder spielen können, können sie Kriegs- und Fluchterlebnisse verarbeiten. Dann können sie lernen und sich auch viel besser in Deutschland integrieren.“

Einweihung des Spielplatzes ist ein Festtag

Die Einweihung des Vielplatzes, wie die Fläche wegen ihrer vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten im Zusammenspiel mit der Umgebung heißt, ist ein Festtag. Für die Bewohner der Unterkünfte an der Steinröhre, aber auch darüber hinaus. Denn der Parcours ist auch offen für die Kinder von Hausen und den Stadtbezirk insgesamt. „Es ist eine sehr große Freude, dass wir nach vielen Hindernissen jetzt hier stehen und diesen Spielplatz eröffnen können“, sagte Werner Bossert, der Sprecher des Flüchtlingskreises Weilimdorf. Den Lorbeer dafür, dass der Platz doch noch realisiert werden konnte, wollte Bossert dann dem Sozialbürgermeister Werner Wölfle zuschreiben. Der aber spielte den Ball zurück und stellte fest: „Ein Bürgermeister kann das nicht entscheiden. Dafür braucht es viele Abwägungen. Nicht zuletzt aber müssen die richtigen Leute zusammenkommen. Und es braucht Menschen, die so hartnäckig sind wie Sie, Herr Bossert.“ Ein Lob, in das er den heimischen Flüchtlingskreis insgesamt einschloss: „Mit Ihrer Vielfältigkeit, Ruhelosigkeit und Beständigkeit sind Sie etwas Außergewöhnliches.“ Und mit Blick auf „politische Phantomdebatten“ betonte Wölfle: „Stuttgart leidet nicht unter den Flüchtlingen. Wir managen das gut, auch dank dieser guten Bürgerschaft, die wir haben und für die ich dankbar bin.“

Der Dank galt auch der Daimler AG, die das 27 000 Euro teure Projekt wesentlich finanziert hat. Für die Firma sagte Bernhard Heil: „Als Unternehmen wollen wir einen Beitrag zu dieser Gesellschaft leisten. Es war eine große Freude, hier mitzuhelfen.“ Eine Freude, die auch Bianca Elgas teilt. Die studierte Spiel- und Lern-Designerin wollte zwischendurch das Handtuch werfen. Jetzt steht sie an dem von ihr entworfenen Parcours und denkt: „Ich habe den schönsten Beruf der Welt.“