Ein Ortsrundgang mit der Landtagspräsidentin Muhterem Aras zeigt Schwerpunkte der Modernisierung in Stuttgart-Kaltental auf.

Kaltental - Das Paradies in Kaltental befindet sich auf den Hügeln links und rechts der Böblinger Straße, auf der ein Schwerpunkt der Ortskernsanierung liegen wird. „Wenn die Bürger mit der Zukunftswerkstatt und dem Heimatverein nicht solchen Druck auf Verbesserung gemacht hätten, dann gäbe es die Sanierung noch nicht“, sagte die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) am Samstag bei einem Rundgang mit rund 50 Interessierten Bürgern durch Teile des künftigen Sanierungsgebiets. Kaltental ist Teil ihres Wahlkreises. „Je mehr Druck Sie auf die Verwaltung machen, desto mehr verbessert sich“, ermunterte sie die Bürger am Startpunkt des Spaziergangs, dem Dreiecksplätzle gegenüber der Stadtbahnhaltestelle Kaltental, zum Weitermachen.

 

Für den Auftakt der Sanierung gibt es etwas mehr als zwei Millionen Euro, innerhalb der nächsten 15 Jahre sollen 16 Millionen Euro fließen. Damit, betonten Muhterem Aras und der Bezirksvorsteher Raiko Grieb, wollten die Kaltentaler nicht nur mit einem offenen Ideenwettbewerb die Böblinger Straße schöner gestalten, öffentliche Plätze und mehr Wohnraum schaffen, sondern auch bessere Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr zwischen dem evangelischen und dem katholischen Hügel realisieren. „Die Bevölkerungszahl Kaltentals steigt. Das hat Auswirkungen für die Möglichkeit, den Stadtbahntakt zu verbessern und für das Interesse von Händlern, im Stadtteil präsent zu sein“, sagte Raiko Grieb auch hinsichtlich des Baus von mehr Wohnungen im Laufe der Sanierung.

Schulweg für Kinder soll sicherer werden

Auf dem katholischen Hügel oberhalb des Dreiecksplätzles liegt die alte Meierei. Das unter Denkmalsschutz stehende, heruntergekommene Haus, soll im Zuge der Sanierung „in irgendeiner Form der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden“. Knapp außerhalb des Sanierungsgebiets liegt die Kreuzung der Engelboldstraße mit der Ruggerstraße. „Hier fahren die Autos zu schnell. Die Verwaltung will die Kreuzung so gestalten, dass der Schulweg für die Kinder sicherer wird“, sagte Raiko Grieb.

Der Einzelhändler Abbas Khalil ist eine Institution im Quartier. Sein Laden an der Engelboldstraße ist mehr als nur ein Lebensmittelladen. Khalil veranstaltet dort Feste, und an einem Tisch unter einer Linde treffen sich Rentner zum Kaffee und werfen immer wieder ein wachsames Auge auf den Spielplatz, wo die Enkel spielen. Vor 31 Jahren hat der Einzelhändler, der bei Mövenpick in Stuttgart gelernt hatte, sein Geschäft eröffnet. „Wir bringen hier Menschen zusammen“, sagte er. Damit auch die Menschen auf dem evangelischen Hügel sein Angebot wahrnehmen können, hatte er vor mehreren Jahren einen Bringservice eingerichtet. „Es hat sich dann so entwickelt, dass wir schwere Getränkekisten mehrere Etagen hoch schleppen mussten und die Leute die andere Ware im Discounter gekauft haben. Deshalb hat sich das Experiment für uns nicht getragen“, sagte er. Eine Rollstuhlfahrerin unter den Teilnehmern verwies auf die Stufen vor dem Eingang: „Ich hätte Schwierigkeiten, hier reinzukommen, sagte sie. „Wenn Sie einen Sponsor für den barrierefreien Umbau finden, mache ich sofort mit“, sagte Abbas Khalil. Raiko Grieb versicherte: „Ich werde mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt über das Problem sprechen, will aber keine großen Hoffnungen auf Unterstützung wecken.“ Klaus-Dieter Glaser, der Leiter der Begegnungsstätte Thomaskirche sagte: „Wir sind alle gefordert, auf solche Geschäfte hinzuweisen, sonst stimmen alle in das Klagelied ein, dass es hier nichts gibt.“

Senioren sollen aktiv am Leben teilnehmen können

Die Begegnungsstätte Thomaskirche beim Anna-Scheufele-Platz auf der evangelischen Seite ist ebenfalls ein beliebter Treffpunkt. „Als Leiter der Begegnungsstätte habe ich die Senioren im Blick“, sagte Klaus-Dieter Glaser. Für die Älteren gebe es Fahrdienste, wo immer dies möglich sei: „Es ist wichtig, dass sich die Menschen gegenseitig helfen.“ Die Begegnungsstätte arbeite sehr gut mit der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius zusammen. „Wir wollen gemeinsam die Senioren aus ihren vier Wänden herausholen.“ Von der Sanierung erhoffe er sich die Modernisierung der Küche und die freundlichere Gestaltung des großen Saals.

Wie man durch Sanierung Wohnungen schaffen kann, präsentierten Mark Breitenbücher und Frank Hettler. Sie haben einen Altbau an der Ecke Schwarzwaldstraße/Fuchswaldstraße auf Vordermann gebracht. Für den Umbau des Mehrfamilienhauses aus den 1950er Jahren haben sich vier befreundete Familien, acht Erwachsene mit insgesamt neun Kindern zusammengetan. Sie haben Balkone an der Straßenseite beseitigt und dafür an der Rückseite angebracht, zum Gemeinschaftsgarten hin, einem grünen Spielparadies für die Kinder, das allen Parteien im Haus gehört. „Für Heizen und Strom haben wir eine Wärmepumpe. Damit und durch die sehr gute Isolierung verfehlen wir den Idealwert des Null-Energiehauses nur knapp“, sagte Frank Hettler.