Senioren-Naturtrainer bringen Kindern Flora und Fauna näher. Das Projekt wurde ausgezeichnet.

Killesberg - Herbstlaub ist toll: Man kann geräuschvoll hindurch schlurfen, immer neue Farben und Formen entdecken und ein hübsches Eichhörnchen daraus kleben. Vorausgesetzt natürlich, man ist Kita-Kind in der Stresemannstraße 9 und besucht die Natur-AG bei Brigitte Grötzinger. Die ist angehende Naju-Naturtrainerin und vermittelt im Ruhestand Kindern die Freude an der Natur.

 

Es ist auffallend still im Werkraum der Kita: Sechs Kinder kleben konzentriert trockene Blätter, Bucheckern, Eicheln und Beeren zu fantasievollen Eichhörnchen. Einige der Materialien hat Brigitte Grötzinger mitgebracht – aus Nachbars Garten, wie sie lachend verrät. Das meiste haben die Mädchen und Buben aber bei einer Exkursion in den nahe gelegenen Höhenpark selbst gesammelt, dabei auch Eichhörnchen beobachtet und viel über die Tiere erfahren. „Das war aber schön, letztes Mal“, sagt eine der jungen Entdeckerinnen gerade.

Kindern die Freude an der Natur vermitteln

„Wir gehen auch sonst viel raus“, betont Kita-Leiterin Aida Kiflu. Aber es wäre wohl nicht in dem Umfang möglich, würde nicht die angehende Naturtrainerin Brigitte Grötzinger das Team ehrenamtlich unterstützen. Sie ist die Frau mit den zündenden Ideen, hat selbst viele Jahre lang Biologie, Chemie und Technik an einem Gymnasium unterrichtet. Im Ruhestand suchte sie eine neue Aufgabe und vermittelt nun Kindern die Freude an der Natur.

Möglich macht dies eine einjährige Ausbildung zur Naturtrainerin durch die Naturschutzjugend (Naju) Baden-Württemberg. Die sieben Praxis-Workshops dazu finden in der Ökostation am Wartberg statt. Das Projekt ist für die Senioren wie für die Paten-Kitas kostenlos, wurde bisher durch die Baden-Württemberg-Stiftung und die Heidehof-Stiftung getragen. Allerdings laufen die Fördergelder nun aus, so dass man im neuen Jahr zunächst keinen weiteren Ausbildungszyklus wird anbieten können, sagt Projektleiterin Heike Jacob. Dabei sei das Interesse groß. Fürs Erste führt sie eine Warteliste, ist aber optimistisch, dass es weitergeht.

Modell für andere Initiativen

Die Chancen dafür sind gestiegen: Das Naju-Naturtrainer-Programm wurde gerade in Hamburg als „Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. „Der Ansatz ist aus der Sicht der Jury vorbildlich und kann als Modell für andere Initiativen dienen“, heißt es in der Begründung. Vor allem aber kennt er nur Gewinner, verbindet die Generationen und sorgt dafür, dass das Wissen älterer Menschen nicht in Vergessenheit gerät. Und – dringlicher denn je: Er vermittelt schon den Kleinsten die Faszination Natur. Im Hinblick auf Weihnachten hat der Nachmittag außerdem gezeigt: Es muss nicht immer teures Spielzeug sein – eine gute Idee, etwas Zeit und selbst gesammeltes Material reichen völlig.

Denn inzwischen sind die Eichhörnchen fertig gestaltet und die Kinder stolz wie Bolle. Brigitte Grötzinger ist immer wieder angetan von der Begeisterungsfähigkeit und der Wissbegierde ihrer Schützlinge: „Ich freue mich jedes Mal auf unsere Treffen.“ Und nicht nur die Kleinen haben viel gelernt: Kita-Erzieherin Ulrike Kamsties begleitet die angehende Naturtrainerin bei ihren Vorhaben und hat festgestellt, dass sie selbst viel Neues dabei erfährt: „Zum Beispiel dass das Heupferd seine Ohren an den Knien hat.“ Wer das jetzt nicht verstanden hat:  Am besten mal einen Naturtrainer fragen oder an einem der zahlreichen anderen Angebote der Naju oder der Ökostation teilnehmen.

Info Interessierte können unter der E-Mail-Adresse heike.jacob@naju-bw.de oder unter Telefon 0711 / 46 90 92 53 Kontakt aufnehmen. Infos gibt es auch bei www.naju-bw.de unter „Aktionen, Projekte und Angebote“. Die aktuellen Angebote der Ökostation sind im Netz unter www.vhs-stuttgart.de gelistet und im Programmheft „Ökostation Wartberg“.