Im April kann man bevorzugt sonntags aufs Konzert gehen. Wenn nicht, könnte man auf alte Bekannte treffen. Oder auf neue Locations. Unsere Tipps für April!

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Der April bringt uns neben vielen anderen schönen Dingen eine kleine Renaissance der Sonntagskonzerte, ja sogar ein Sonntagsfestival. Die neue Bookingagentur Küchentisch Booking - aktiv seit Januar 2015 - lädt am 5. April ins Zwölfzehn zu einer Bandnacht namens "Unser Festival". Kleinstes Festival der Welt oder sogar Stuttgarts, Clubfestival mit nur einem Club - nenn es wie du willst, los geht's schon am Nachmittag, gegrillt wird und es spielen unter anderem La Petite Rouge (bekannt vom The/Das-Konzert, das übrigens ebenfalls an einem Sonntag stattfand) oder Basii, die Teil unseres jüngsten Stuttgart-Soundchecks waren. Und der Sonntag ist ja auch kein ganz normaler, sondern der Ostersonntag. 

 

In den Tagen davor wäre zum Beispiel der Auftritt der Band Carrousel am 1.4. im Galao zu erwähnen. Die Schweizer singen auf Französisch, der Sound ist auch irgendwie Frankreich-Bistro-Style, bisschen folkig, fast im Sinne von Volksmusik. Läuft jedenfalls gut rein: 

Am 2.4. kommt dann Chuck Ragan erst ins Pressehaus zum Cafeteria-Konzert am Nachmittag und abends dann mit seiner Charmdamerie ins LKA. Die Proclaimers oder der frühe Springsteen werden da als Referenzen aufgerufen, große Namen, aber eben auch großer Sound.

Alternativ könnte man ins Dilayla, wo es ja seit neuestem Konzerte gibt. Am 2.4. eben mit Penny Power. Ansonsten gingen auch Messer Chups im Universum, die machen den Sound für den nächsten Tarrantino-Soundtrack, und die entsprechenden Videos dazu:

Alle anderen gehen am 2.4. in den Ersten Stock, denn da ist Release-Party mit JFR Moon. Release-Partys an Ostern sind generell eine feine Sache, wenn JFR Moon samt Band spielt: fast ein Pflichttermin.

Am 4.4. wäre dann Gelegenheit, endlich mal Gaby's Gruft einen Besuch abzustatten, ohne sich gänzlich in Schwarz kleiden zu müssen. Mit den britischen Bands Cousin und Flash Bang Bandsowie den Stuttgartern von Kaufmann Frust ist diesmal durchaus poppiges Programm geboten.

Am Ostersonntag, 5.4., könnte man nach "Unser Festival" noch weiter in's Freund & Kupferstecher. Dort legen Brandt Bauer Frick auf: Techno, erzeugt mit klassischen Instrumenten. Ja, das kann spannend werden. Und tags drauf könnte man noch zu Rich in derselben Location gehen. Wir haben über die Mädchenband schon berichtet, und zwar mit reißerischer Überschrift.

7. bis 12. April

Nach Ostern können wir uns einen Tag erholen und dann am 8.4. entweder ins Goldmark's oder in den Schocken. Erst das Schocken-Konzert: da spielt Scott Matthew. Dessen Songs sind laut "Berliner Morgenpost" so traurig, dass er auf der Bühne selbst weinen muss. Hoffentlich macht ihn der Umstand, dass das Konzert vom LKA ins Schocken downgegradet wurde, nicht noch trauriger.

Die Alternative dazu wäre ein Band-Tripel im Goldmark's mit Metronome Blues und Ogrom Circus und der Stuttgarter Combo Swim Bird Fly. Die spielt nicht allzu oft, dafür immer intensiv. Ob das im Zusammenspiel mit Psychedelic Blues Rock wirkt? Die Band schickt als Antwort folgenden Livemitschnitt: 


Etwas raubeiniger geht's dann am 10.4. im LKA zu, wo Feine Sahne Fischfilet aufspielen. Das ist ein Pflichttermin für alle Antietatisten im Gäu, und wer es feinsinniger mag, kann ja zu Monochrome Set in die Manufaktur gehen. 

Am 11.4. dann ins Galao, da spielen A Forest von der Leipziger Analogsoul-Gang. Die haben unlängst sehr charmante Werbepost verschickt, nämlich als Brief an alle, die schonmal eine Platte bestellt haben (Disclaimer: der Autor zählt dazu). Jedenfalls ist das anspruchsvolle, zeitgenössische Popmusik.

Aber alternativlos ist auch das nicht. Im LKA spielen Anathema Metal-angehauchten melodischen Rock. Wer veröffentlicht schon Livevideos, die in Plovdiv aufgenommen wurden? Wer hingegen schon am Marienplatz ist und das Galao mal wieder zu voll oder A Forest doch nicht ansprechend findet, hoppelt zur Bar Rakete weiter. Da spielen Bergfilm auch ziemlich Galao-fähigen Pop:


Und dann ist auch schon wieder Sonntagabend, diesmal mit Politrap im Clubcann: Zugezogen Maskulin sind in der Stadt, selbe Ecke wie Antilopen Gang und ebenso in der Blogosphäre, von den einschlägigen Magazinen etc etc gefeiert. Unter anderem in der hübschen Zeitschrift "Das Wetter". Falls einem eher nach Sonntagnachmittagkonzert ist, eignet sich das Angebot im Westquartier. Dort spielen Roman Wreden und Chantal Fatale im Rahmen der Reihe Sonntags:Musik.

13. bis 19. April

Der 13.4. bringt uns die nächste Release-Party. Max & Laura Braun sind es diesmal. Die haben auch schon mit Sitzpublikum im Theater Rampe gespielt, jetzt eben im Tonstudio. Da macht übrigens die Montage-Gruppe öfters feine Sachen.


Am 14.4. geht's dann zu Gentleman in die MHP Arena. Großer Held vieler Spätneunziger-/Frühnuller-Jugendlicher, war irgendwie nie weg, gerade ist er anlässlich seines "MTV Unplugged"-Albums auf Tour (gibt auch ein Video mit Campino). Cro macht das jetzt auch, haste ja mitgekriegt.

Alternativ gibt's am 14.4. auch im Theaterhaus großen Pop, nämlich bei Tim Bendzko + 4, wobei +4 für eine reduzierte Begleitband steht. Wohnzimmerkonzert nennt sich das, erfahren wir auf schlagerplanet.com. Wohnzimmermäßig klingt übrigens auch diese Reihe bei der Sparda-Bank Stuttgart.

Nach A Forest am 11.4. kommen dann Be Forest (höhö) am 15. April in die Dieselstrasse Esslingen. Young River, Kenner wissen Bescheid. Pesaro, Zentrum der italienischen Popwelt, klar, zumindest für die, die Bescheid wissen. Was The-XX-mäßiges verspricht der Organisator Luca Gillian, bisschen Wave klingt auch noch raus. Und vielleicht war der eine oder andere schon 2011 im Komma dabei, als diese Band uns erstmals besucht hat.


Das letzte The-Elwins-Konzert in der Manufaktur liegt erst ein knappes Jahr zurück, jetzt gerne wieder. Deshalb nehmen wir für den Gig am 16.4. einfach unseren Ankündigungstext vom Juni 2014: "Die Kanadier stellen gerade ihren lockeren Indie-Pop vor, wobei Indie-Pop vielleicht ein bisschen zu leicht klingt für den retromäßig angehauchten Sound der Band. Die Manufaktur nennt als Referenz The Shins und uns fallen noch Vampire Weekend ein."

Alternativ könnte man noch ins Stadtteilzentrum Gasparitsch zum Event des Feierabend Kollektiv. Hä? Kann man hier nachlesen, Stuttgart-Ost, und es kommt Oldseed, der famoserweise aus "Winnipeg / Kassel" stammt. Das mit den Konzerten im Dilayla ist inzwischen bekannt. Am 16.4. ist das Flame Lounge Orchestra zu Gast. Ein Mitglied: Gagey Mrozek, seines Zeichens Gitarrist bei Grönemeyer und Produzent von Udo Lindenberg.

Heute kann ja jeder Depp weltweit veröffentlichen, also muss man irgendwie anders herausstechen. Die Geschichte zu Dry the River: haben ihr eigenes Bier gebraut. Ist aber schon weggetrunken. Ob die Musik mehr verspricht, kann man vorab beurteilen. 17.4., Zwölfzehn. Ebenfalls 17.4., aber Clubcann: Lumaraa, die rappt eher als käme sie aus dem Ruhrpott. Kommt aber aus Laupheim. Den Ort kennt jeder, der schonmal mit der Südbahn Richtung Lindau gefahren ist. 

Die Torben Denver Band gehört im weiteren Sinne auch zum Nordbahnhof/Wägele/Komma-Kosmos, die waren damals auch beim ESxSW dabei. Jetzt spielen sie in der offiziellen Wägele-Nachfolgelocation, nämlich in der Rakete: 17.4., 22 Uhr, also nicht so früh wie zuletzt Bergfilm.

Noch eine alte Bekannte: Bernadette La Hengst ("Integrier mich, Baby"). Von der Dame findet man im Netz einen Podcast zu einem Theaterstück mit Thema Grundeinkommen, 18 Minuten Buchladenkonzert und was zum bedingungslosen Grundeinsingen. Dann am 18.4. im Merlin. Als Konkurrenz treten an diesem Abend an: Reggae mit I-Fire im Club Zentral (Motto: "Burning Down the House") und im ClubCann Andreas Kümmert. Ja, der vom ESC. Wenn er es nicht macht wie in Groß Gerau

 

mein anwalt ist eingeschaltet!an alle hater :verpisst euch, ihr degenerierten arschlöcher!!!

Posted by Andreas Kümmert Singer and Songwriter on Sunday, March 29, 2015

Wer danach mal wieder ein bisschen Rap gebrauchen kann und auch den dritten Aprilsonntag im Konzert verbringen will, der geht in die Schräglage. Da rappt der junge Rapper Sierra Kidd

20. bis 26. April

Das Scala in Ludwigsburg hat eine neue Leitung, Mini Schulz. Der hat allerdings nicht Levellers für den 22.4. gebucht, die kommen auch so. In den späten Achtzigern gegründet, schon mit Best-of-Album und nicht nur ein Fall für Ludwigsburg, sondern auch fürs Morgenmagazin

Tags darauf (23.4.) dann Emil Bulls aus München im LKA, noch ein Stückchen härter und gegründet von ehemaligen Klosterschülern. Sowas spornt ja die Kreativität an, Bilderbuch kommen auch aus der Klosterschule. Aber die sind nicht so hart.

Am 24.4. denken wir dann an Leutenbach '78, das schwäbische Punkjahr, Normahl. "Friede den Hütten - Krieg den Palästen", wer im Deutsch-Abi aufgepasst hat, weiß: Büchner, der alte Revoluzzer. Am Freitagabend stellen Normahl (die damals auch post-punkig konnten) ihr neues Album vor, oder eher: ihre neue Scheibe, so sagt man ja bis heute.

Nachdem auch "unfassbare Polizeiwillkür" (O-Ton Pressetext) der Band nichts anhaben konnte, gibt's jetzt die Release-Party. Die Bandgeschichte samt Kurzvorstellung der Bandmitglieder ist auch bei Micha Schmidt nachzulesen, hier gibt's noch eine Hörprobe - nicht vom aktuellen Album, auf das ganze Teaser-, Single- und Video-Gedöns verzichten gestandene Punker, übrigens auch auf ihrer Website.

Am 25.4. könnte man dann mal in Annas Kaufladencafé, nämlich zum Musikhören, klar, Singer/Songwriter mit Willer. Oder zum Killesberg, Eliszis Jahrmarkttheater, Vive la Vie Festival für Folk, Liedermacher und Singer/Songwriter. Auch da mischt das Feierabendkollektiv mit. Alternativ werden einige noch zu den Orsons gehen - aber nur die, die schon Karten haben für Stuttgarts spannendste Band / Oettingers Lieblingsrapper. Im intus in Botnang spielen The Nite Steadies Skamusik und im Zwölfzehn Django S irgendwas in die Richtung.

Kürzlich mussten ja Django 3000, die in einer ähnlichen Richtung (Mundart-Uptempo-Turbofolk) unterwegs sind, im Club Zentral ein Zusatzkonzert geben. Die Musik scheint also zu laufen. Hörprobe hier, neues Album ist auch am Start.

Und auch hier wieder der obligatorische Hinweis für den musikalischen Sonntagabend: Am 26.4. gibt's im Sideways in Bad Cannstatt akustische Unterhaltung mit Kugler & Waloschik, im Zwölfzehn Girlpower mit Liptease und im Keller auf die Fresse mit Itchy Poopzkid aus Eislingen an der Fils.

27. bis 30. April

Der April endet groß, zum Beispiel mit Chris de Burgh, der am 27. und 28.4. sein jährliches Gastspiel gibt. Diesmal in der Liederhalle, und eben an zwei Abenden hintereinander.

Am 28.4. kommen dann Apocalyptica nach Filderstadt in die Filharmonie und tags darauf, am 29.4., Svavar Knútur ins Galao. Der ist dort ja auch Stammgast, aber halt ein lustiger Zeitgenosse, der zudem jedes Mal neue Gags bringt (sagen Kenner).

Der besondere Tipp für diesen 29.4. spielt allerdings im Schocken: Mounties sind in der Stadt, kanadische Supergroup u.a. mit Steve Bays von Hot Hot Heat. Es heißt, dass die Band ihre Songs aus Jams heraus entwickelt. Das kann man sich gut vorstellen, denn das, was auf dem Debüt "Thrash Rock Legacy" in Albumlänge konserviert wurde, ist schon sehr sehr dichte, sehr gut gemachte Popmusik. Das klingt ein bisschen wie einst The Bravery, nur halt noch einen Schuss moderner und schnoddriger. Update: Das Konzert wurde leider abgesagt - Facebook-Meldung vom Schocken:

 

ACHTUNG!!! Das Konzert der "Mounties" am 29. April bei uns wurde leider von der Band abgesagt. Im O-Ton liest sich das...

Posted by Club Schocken Stuttgart on Monday, April 27, 2015


Am 30.4. ist dann ja Walpurgisnacht, was für Metalfans und Artverwandte ein Grund sein könnte, zum Walpurgis Rock zum Stuttgarter Brocken alias Monte Gaisburg zu pilgern, nämlich in Gaby's Gruft. Wer's weniger gruslig mag, geht halt zu Rainer von Vielen in die Wagenhallen. Und natürlich die Release-Party von Jamhed in der Rakete.

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