Die Wanderbaumallee macht in der Sophienstraße in Stuttgart halt. Am Samstag wurden die Bäume mit einem kleinen Fest begrüßt.

Stuttgart - Robust müssen sie sein, Umzüge und das Stadtklima aushalten. „Das können Kugelahorn und Kugelrobinie – wir haben eine Biologin und Gärtnerin im Team“, sagt Annika Wixler und zeigt auf verschiedene Bäume. Diese ragen aus der Mitte von Bänken, die im Quadrat zusammengezimmert sind: Fahrbare Module, in denen außerdem Kornelkirsche, Maulbeerbaum, Zierapfel, Steppenkirsche und Silberlinde auszumachen sind.

 

Es handelt sich um die Wanderbaumallee Stuttgart, die seit Mai alle drei bis Wochen in verschiedenen Quartieren Station macht. Wixler ist Mitinitiatorin des Projekts, das bis 17. August in der Sophienstraße nahe Ecke Tübinger Straße gastiert, nun wurden die temporär installierten zehn Bäume und fünf Hochbeete mit Musik von Michael Hecht und Umtrunk begrüßt. Die Gießpatenschaften der Pflanzen übernahmen Anwohnende sowie Mitglieder des Gerberviertelvereins, der auch den Umzug unterstützte. Die St.-Maria-Kirche steuerte eine Holz-Bar und einen Tischkicker zur Feier bei, der Bezirksbeirat und die Bürgerstiftung beteiligten sich finanziell an der Aktion.

Wanderbäume kommen bei Nachbarn gut an

Deren Anfänge liegen im Kongress „Das andere Infrastrukturdefizit: Nachhaltigkeit“ der Heinrich-Böll-Stiftung Dezember 2018. Danach habe sich eine Gruppe Interessierter zusammengefunden und überlegt, wie das Thema in Stuttgart weiter umgesetzt werden könne, so Wixler – und kam auf die wandernden Bäume. „Sie sind essenziell für das Stadtklima, säubern und kühlen die Luft, spenden Schatten.“ Nun brauchte es noch Nachbarschaften, die gerne Bäume vor ihren Häusern und für eine Zeit lang Parkplätze hergeben wollten, als Partner. Da traf die Initiative ins Schwarze. „Wir sind bis Ende des Jahres ausgebucht“, freut sich Wixler.

Nach der Augusten-, Forst- und Moserstraße ist die Sophienstraße die vierte Station der Wanderbaumallee – und dabei die erste vor Geschäften. „Sie verwandeln die Straßen für einige Zeit in grüne Oasen des Austauschs“, betont Wixler. „Wir laden jeden ein, dort Mittagspausen zu verbringen oder einfach innenzuhalten, die Natur zu genießen. Ähnlich wie die Parklets sind sie auch ein Beitrag, über unseren öffentlichen Raum nachzudenken und wie wir ihn gestalten.“

In der Moserstraße trage das bereits Früchte, freut sie sich. Anwohner dächten darüber nach, wie sie Bäume – und sei es in Kübeln – ständig installieren könnten. „Für die Stadt ist es nicht immer einfach, Bäume einzugraben wegen der Leitungen“, erläutert Wixler. „Eine Kübelpflanze ist da eine Lösung.“