Am Friedhof in Stuttgart-Möhringen überwacht das Gesundheitsamt mit Fallen die asiatische Tigerstechmücke. Im vergangenen Jahr waren dort exotische Schnaken gefunden worden. Sie können Krankheiten wie Dengue oder Chikungunya übertragen.

Möhrin - Tessa Orgassa greift nach dem kleinen schwarzen Kunststoffbehältnis im Gebüsch. Auf den ersten Blick sei nichts zu sehen, sagt die wissenschaftliche Referentin beim Landesgesundheitsamt. Auf dem Friedhof in Stuttgart-Möhringen schwirren offenbar zurzeit keine asiatischen Tigerstechmücken herum. Zumindest haben sie die eigens für sie präparierte Eiablagefalle nicht genutzt.

 

Im vergangenen Jahr waren in dem Gebiet von aufmerksamen Bürgern einzelne Exemplare der Stechmücke mit den auffallend schwarz-weiß gemusterten Beinen entdeckt und gemeldet worden. Elf Fallen wurden deshalb in diesem Jahr auf dem Friedhof und in der Umgebung aufgestellt, die Tessa Orgassa und Christiane Wagner-Wiening, Fachvirologin und Epidemiologin am Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz beim Landesgesundheitsamt, in der Stechmückensaison zwischen Juli und September alle zwei Wochen kontrollieren. Bislang ohne Befund.

Das Stück Stoff wird noch gründlich untersucht werden

Auch die Falle für Lebendmücken, die unweit des Friedhofes auf einem privaten Grundstück steht, untersuchen die Expertinnen regelmäßig. Bei ihren Besuchen entnehmen sie das Netz, in das sich die eingewanderten Stechmücken verfangen sollen – falls es welche gibt. Aber auch hier sieht es auf den ersten Augenschein für Tessa Orgassa und Christiane Wagner-Wiening so aus, als sei nichts ins Netz gegangen. Ebenso wie die Probe aus der Eiablagefalle wird aber auch das Stück Stoff gründlich untersucht werden.

Ursprünglich kommt die Tigermücke aus tropischen Gefilden. Aufgrund des globalen Handels hat sie den Weg nach Europa gefunden, das ihr durch den Klimawandel mittlerweile die besten Lebensbedingungen bietet. Doch anders als in der Region Freiburg, in der stabile Populationen angenommen werden, wurden in Stuttgart bisher noch keine größeren Ansammlung der Tigerstechmücke entdeckt. „Sie breitet sich meist entlang der Autobahnen aus“, sagt Christiane Wagner-Wiening. Tigerstechmücken, die ziemlich faul sind und aus eigener Kraft kaum mehr als 200 Meter weit fliegen, oder      ihre Eier reisen in Lastwagen, in Autos und in den Rillen von Reifen mit. Auch Glücksbambus, der beispielsweise in Garten- und Baumärkten verkauft wird, wird von dem bis zu zehn Millimeter kleinen Insekt als Transportmittel genutzt.

Starker Befall in Korntal-Münchingen

Der tierische Einwanderer ist nicht nur „extrem lästig“, weil er, anders als die heimischen Schnaken, tagaktiv ist, er ist auch nicht ungefährlich, sagt Christiane Wagner-Wiening. Infizierte Exemplare können Krankheiten wie Dengue oder Chikungunya übertragen. „In Südeuropa gab es das schon.“ Es sei wichtig, die Gebiete früh zu kennen, in denen sich die Tigermücke ansiedelt. Aktuell sei dem Landesgesundheitsamt ein starker Befall in einem Wohnquartier in Korntal-Münchingen gemeldet worden. „Wir werden die Tigerstechmücken nicht mehr los, und noch ist das Risiko einer Infektion gering. Aber wir müssen verhindern, dass sich größere Populationen bilden, gerade in städtischen Gebieten“, sagt Christiane Wagner-Wiening.

Zur Bekämpfung kann jeder beitragen. Tigerstechmücken bevorzugen zur Eiablage nämlich kleine Wasserflächen wie Regentonnen oder Vogeltränken, die es in vielen Gärten hierzulande gibt. Die Fachfrau rät, diese Behältnisse häufig zu leeren und zu reinigen, am besten sogar richtig kräftig zu schrubben. „Denn den Eiern macht eine Trockenphase nichts aus. Wenn es wieder feucht ist, leben sie weiter“, sagt Christiane Wagner-Wiening.