Nach langer Suche hat das Sozialunternehmen Neue Arbeit ein Ausweichquartier gefunden. Demnächst eröffnen die Werkstatt und der Verleih in neuen Räumen an der Sigmaringer Straße. Es gibt aber auch noch einige Fragezeichen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Die Mitarbeiter der Fahrrad-Service-Station haben alle Hände voll zu tun. Denn die Einrichtung des Sozialunternehmens Neue Arbeit muss umziehen. Die Bietigheimer Wohnbau und die Strenger-Gruppe bebauen die Fläche neben dem historischen Bahnhofsgebäude neu. Bisher steht dort der Schuppen der Fahrradstation, künftig wird es ein mehrstöckiges Wohngebäude sein.

 

Der neue Grundstückseigentümer hat der Neuen Arbeit zum 31. Oktober gekündigt. Dass das so kommen würde, stand schon lange Zeit fest. Unklar war nur, wo und wie es für die Fahrradstation weitergeht. Die Möhringer Bürger hatten mehr als 1000 Unterschriften für den Erhalt ihrer Fahrradstation gesammelt. Und auch der Bezirksbeirat hatte immer wieder darauf gedrängt, dass die Neue Arbeit wieder ein Zuhause findet. „Wir sind dankbar für die Unterstützung aus der Bevölkerung“, sagt Ulrich Rabeneick, der bei der Neuen Arbeit für die Fahrradstationen verantwortlich ist. Dies zeige, dass die Station am Bahnhof mehr ist, als nur ein Ort zum Räder reparieren und unterstellen. „Es ist ein öffentlicher Ort, ein Treffpunkt“, sagt Rabeneick.

Neuer Standort an der Sigmaringer Straße

Ein Möhringer Bürger hatte schließlich die Lösung. Er bot der Neuen Arbeit seine Gewerbefläche an der Sigmaringer Straße 18  A an. Seit dem 13. September ist der Mietvertrag unterschrieben. Wann die Fahrradstation in den neuen Räumen eröffnet, ist noch offen. „Vielleicht aber schon zum 1. November“, sagt Rabeneick.

An der Sigmaringer Straße hat die Neue Arbeit etwa 135 Quadratmeter. Das ist fast so viel, wie am alten Standort. Darum bleiben die angebotenen Leistungen auch nahezu gleich. Die Pedaleure können ihre Drahtesel zum Reparieren bringen. Wer ein Rad hat, das nicht mehr zu reparieren ist, kann es bei der Neuen Arbeit zum Recyceln abgegeben. Darüber hinaus gibt es Fahrräder zum Ausleihen. Nicht zuletzt bietet die Station einen speziellen kostengünstigen Fahrradservice für Bedürftige an. „Schließlich sind wir ein Sozialunternehmen“, betont Rabeneick. Ansonsten aber orientiert sich die Einrichtung an den marktüblichen Preisen, um dem Fachhandel keine Konkurrenz zu machen.

Noch keine Lösung für Fahrradparkhaus

Am Bahnhof gab es auch die Möglichkeit, sein Fahrrad unterzustellen. Das ist am neuen Standort nicht möglich. Zum einen aus Platzgründen, zum anderen, weil es nicht sinnvoll wäre. Denn dazu ist die Sigmaringer Straße zu weit vom Bahnhof oder einem vergleichbaren Verkehrsknotenpunkt entfernt. „Wir versuchen aber, auch für dieses Thema noch eine Lösung zu finden. Dazu sind wir im Gespräch mit der Stadtverwaltung und den Stuttgarter Straßenbahnen. Vielleicht können wir Container bekommen“, hofft Rabeneick.

Wegen des Umzugs entlassen wird niemand. „Alle Mitarbeiter kommen mit“, betont der Projektleiter. Es sind etwa zwölf. Einige sind fest angestellt. Die anderen sind Teil eines sozialen Projekts, mit dem Menschen wieder fit für den sogenannten ersten Arbeitsmarkt gemacht werden sollen. Die genauen Öffnungszeiten am neuen Standort kennt Rabeneick noch nicht. In etwa werden sie aber so sein, wie bisher am Möhringer Bahnhof.

Mit dem nun abgeschlossenen Mietvertrag kann die Neue Arbeit wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen. Der Vertrag gilt drei Jahre lang, also bis Ende September 2021.

Friedenau plant den Bau einer neuen Fahrradstation

Danach, so die Hoffnung, zieht die Fahrradstation in den Neubau der Friedenau am Möhringer Bahnhof. Dieser könnte bis Mitte 2021 fertig sein. Die Baugenossenschaft plant südlich der Gleise ein vierstöckiges Mehrzweckgebäude. Dieses entsteht östlich des Bahnhofsgebäudes gegenüber dem Bürgerhaus. Im Obergeschoss sind Wohnungen, im ersten und zweiten Stockwerk Büros vorgesehen. Das Erdgeschoss ist reserviert für die Fahrradstation. Das war eine Auflage der Stadt. Diese hat von der Friedenau ein Mietangebot bekommen, eine Antwort gibt es aber noch nicht.

Zudem sollen in dem Mehrzweckgebäude die öffentlichen Toiletten untergebracht werden. Auch mit der Musikschule, die mehr Räume braucht, ist die Friedenau im Gespräch.