Das Projekt gibt es mittlerweile seit zehn Jahren. Das Ziel ist es, Alt und Jung zusammenzubringen. Das ist bisher nur teilweise gelungen. Nun sollen Studierende der Hochschule der Medien helfen und neue Ideen entwickeln.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Wo steht eigentlich dieses Haus? Gibt es dort noch freie Plätze? Und wie viel kostet es, sich dort ein Zimmer zu mieten? Anfragen dieser Art bekommt Brigitte Reiser immer wieder. Sie steht als Ansprechpartner auf der Internetseite vom „Mobilen Generationenhaus Möhringen“. Doch damit ist kein Pflegezentrum mit benachbartem Kindergarten gemeint. Es ist ein Projekt, das vom ehemaligen Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann vor zehn Jahren initiiert wurde. Damals hatte die Bürgerstiftung Stuttgart einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die Stadtbezirke konnten ihre Bewerbungen einreichen. Möhringen war unter den Preisträgern und gewann eine Art Anschubfinanzierung. Im Februar 2009 trafen sich Vertreter von Vereinen und Institutionen mit Interessierten zur ersten Zukunftswerkstatt im damals noch neuen Bürgerhaus, um die Ideen zu konkretisieren und Projekte anzustoßen.

 

Am Anfang war es vor allem als eine Plattform gedacht, um Jung und Alt zusammenzubringen“, sagt Reiser. Inzwischen habe die Steuerungsgruppe die Ziele erweitert. Es gehe nicht mehr nur um die verschiedenen Generationen, sondern auch um die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln und Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Die Mitglieder der Steuerungsgruppe treffen sich nach wie vor viermal im Jahr zum Gedankenaustausch und darüber hinaus immer wieder für Aktionen. Für Reiser ein Beweis dafür, dass die Macher des Projekts noch immer an das Generationenhaus glauben. Aber im Stadtbezirk selbst ist es nach wie vor zu wenig bekannt; wissen noch immer viele nichts damit anzufangen.

Bezirksbeirat unterstützt Kooperation mit HdM finanziell

Das soll sich ändern. Reiser ist auf die Hochschule der Medien (HdM) zugegangen. Nun werden Studierende im Fachbereich Werbung und Marktkommunikation im Rahmen ihrer Semesterarbeit ein neues Konzept und eine Kampagne erarbeiten. Es sind zwei Gruppen mit jeweils zehn jungen Leuten. Das Ziel ist es, das Generationenhaus mit seinen Mitgliedern, Zielen und Aktionen bekannter zu machen. „Und wir brauchen einen neuen Namen“, ergänzt Reiser. Der Begriff „Mobiles Generationenhaus“ sei missverständlich.

Die Studierenden werden von der Professorin Gabriele Kille betreut. Im Juni stellen sie ihre Entwürfe vor. „Die Zusammenarbeit mit der HdM ist wirklich ein Glücksfall“, sagt die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Sie erhofft sich dadurch neuen Schwung für das Projekt.

Auch der Bezirksbeirat unterstützt das Vorhaben. Er hat in seiner jüngsten Sitzung 600 Euro aus seinem Topf für die Förderung ehrenamtlichen Engagements zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld will das Team die Entwürfe der Studierenden mit Preisen auszeichnen. Das ist nicht nur eine Geste der Wertschätzung. Es hat auch den Vorteil, dass sich die Projektgruppe die Rechte an den Entwürfen sichert.

„Für die Studierenden ist das ein sehr komplexes Thema. Es ist nicht leicht, all unsere Ideen und Wünsche zu fassen und darzustellen“, sagt Ingrid Schulte. Die Delegierte des Stadtseniorenrats ist eine der Akteurinnen im Generationenhaus. Und ebenso wie Reiser und Weis ist sie überzeugt davon, dass die jungen Menschen interessante Ideen entwickeln, die dann diskutiert und zumindest teilweise umgesetzt werden können.

Das Kunstprojekt „Stadt gestalten“ war ein Erfolg

Doch auch in der Vergangenheit gab es viele Aktionen. Schüler boten im Jugendhaus Computerkurse für Senioren an. Die Initiative Lebensraum Möhringen-Sonnenberg-Fasanenhof rief einen Leihgroßeltern-Service ins Leben. Und 2017 luden die Akteure des Generationenhauses zu einer Kunstaktion unter der Überschrift „Stadt gestalten“ ein. Dabei schlossen sich verschiedene Institutionen und Einrichtungen zusammen, um gemeinsam Kunst zu machen. So konnten sich unterschiedliche Menschen begegnen – mit und ohne Behinderung, Jung und Alt, mit und ohne Migrationshintergrund. „Die Kunstaktion stieß damals auf große Resonanz. Darum wollen wir sie wiederholen“, sagt Reiser.

Ganz anders war das zum Beispiel beim Bürgercafé. Bei diesem luden zwei Vereine oder Institutionen, die sonst nichts miteinander zu tun haben, zu Kaffee, Kuchen und einem Gedankenaustausch ein. Am Anfang nahmen die Bürger das Angebot gut an, doch dann wurden es immer weniger. „Wir können uns noch so viele Gedanken machen. Wenn am Ende keiner kommt, nutzt das alles nichts. Darum sind wir nun gespannt auf die Konzepte der Studenten“, sagt Schulte.