Die Verwaltung hat die Zusammenarbeit mit den Nürnberger Architekten Bär, Stadelmann und Stöcker beendet. In einer Gemeinderatsvorlage schlüsselt sie zudem auf, warum die neue Feuer- und Rettungswache 5 Filder in Stuttgart-Möhringen so viel teurer wird.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen/Degerloch - Dass die neue Feuer- und Rettungswache 5 deutlich teurer und deutlich später fertig wird als ursprünglich geplant, haben Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll und der Branddirektor Frank Knödler bereits Anfang Oktober im Wirtschaftsausschuss bekannt gegeben. Damals war es ein Rundumschlag zur Situation der Feuerwehr in der Landeshauptstadt. Wenn sich die Stadträte nun am Freitag erneut im Ausschuss mit dem Thema beschäftigen, wird es noch einmal konkret um den Projektbeschluss für den Neubau auf dem ehemaligen Hansa-Areal an der Sigmaringer Straße in Möhringen gehen. In der Gemeinderatsvorlage schlüsselt die Stadtverwaltung auf, wie die immense Kostensteigerung von einst 27,1 Millionen Euro auf 41,056 Millionen Euro zustande kommt.

 

Ein Problem ist der Baugrund. Denn der ist erst ab einer Tiefe von etwa sieben bis zwölf Metern ausreichend tragfähig. Darum ist nun statt der bisher geplanten Flachgründung eine aufwendige Bohrpfahlgründung notwendig. Hinzu kommt, dass aufgrund der Vornutzung seitens der Firma Hansa das Grundwasser verunreinigt ist. Die Grundwasserebene darf zum Schutz der darunterliegenden Schichten nicht durchstoßen werden. Daher können nur Bohrpfähle bis zu einer Länge von maximal 18 Metern zum Einsatz kommen. Das verringert die Tragfähigkeit der Pfähle und erhöht den Aufwand der Gründungsmaßnahmen. Die Mehrkosten allein für diesen Posten betragen drei Millionen Euro. Zudem muss das Tragwerk ertüchtigt werden, unter anderem weil es im Wettbewerb zu gering dimensioniert worden war. Das kostet 3,5 Millionen Euro zusätzlich.

Mehr Technik, Auflagen und Anforderung an die Ausstattung

Hinzu kommt, dass die neue Feuer- und Rettungswache 5 mit mehr Technik ausgestattet werden muss. Das braucht Platz. Für die erforderlichen Räume sind eine zusätzliche Teilunterkellerung und zusätzliche Technikflächen in den einzelnen Stockwerken notwendig. Darüber hinaus muss die Geschosshöhe angehoben werden, um Lüftungstrassen bauen zu können. Das alles schlägt noch einmal mit 3,2 Millionen Euro zu Buche. Um verschiedene Auflagen und Anforderungen an die Ausstattung zu erfüllen, fallen Mehrkosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro an. Mit diesem Geld werden unter anderem zusätzliche Sanitäranlagen, Ruheräume und Fahrradabstellplätze gebaut. Für die auf der Feuer- und Rettungswache 5 angesiedelten Höhenretter braucht es eine Kletterwand, einen Kletterschacht und einen Gittermast.

Nicht zuletzt möchte die Stadt in der neuen Wache 5 eine Notbetriebsstelle unterbringen. Diese ist sozusagen ein Ausweichquartier, falls die Leitstelle in Cannstatt nicht genutzt werden kann. Doch für die Notbetriebsstelle ist Platz und viel Technik erforderlich. Das kostet noch einmal eine knappe halbe Million Euro.

Qualität wurde auf einen mittleren Standard reduziert

„Die Mehrkosten begründen sich im Wesentlichen mit dem schlechten Baugrund und in der fortgeschriebenen Planung und den damit verbundenen Änderungen, Anpassungen und Ergänzungen nach dem Wettbewerb“, fasst die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage zusammen. Die Kostenkennwerte würden im wirtschaftlichen Bereich und im Vergleich zu anderen süddeutschen Feuer- und Rettungswachen wie München oder Nürnberg im Mittelwert liegen.

Weil sich bereits in der Vorentwurfphase gezeigt habe, dass es zu einer deutlichen Kostensteigerung kommen würde, habe man zur Kompensation bereits Einsparungen in Höhe von 4,2 Millionen Euro vorgenommen. „Weitere Einsparungen oder Flächenreduzierungen zur Kompensation von Mehrkosten sind ohne gravierende Einschränkungen der Funktionalität nicht möglich. Die Qualitäten wurden auf einen mittleren Standard reduziert“, heißt es in dem Papier für die Stadträte.

Verwaltung trennt sich vom Wettbewerbssieger

Der Entwurf für die neue Feuer- und Rettungswache stammt von dem Nürnberger Büro Bär, Stadelmann und Stöcker (BSS). Das Preisgericht hatte diesen 2015 zum Sieger gekürt. Nun heißt es in der Beschlussvorlage: „In den letzten Monaten hat sich die Zusammenarbeit mit den Architekten immer schwieriger entwickelt und musste beendet werden.“ Nun werde ein neues Büro mit der Realisierung des vorliegenden Entwurfs beauftragt.

In Folge der überarbeiteten Pläne und der Kostensteigerung hat die Stadtverwaltung freilich auch den Zeitplan überarbeitet. Der Baubeschluss und der Baubeginn sind nun für Sommer 2018 vorgesehen, die Fertigstellung Ende 2020. Zunächst aber sind die Kommunalpolitiker gefragt. Der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen befasst sich am Freitag, 8. Dezember, mit dem Thema, der Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstag, 12. Dezember, und der Verwaltungsausschuss am Mittwoch, 13. Dezember.