Die Familie Brodbeck hat an ihren Feldern in Stuttgart-Möhringen, an denen die Bürger selbst Erdbeeren pflücken können, Schilder mit Verhaltensregeln aufgestellt. Das hat einen triftigen Grund.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Der Lohn der schweißtreibenden Arbeit bei 33 Grad im Schatten könnte süßer nicht sein: die knallroten Erdbeeren sind saftig und unglaublich schmackhaft. Auf den Feldern der Brodbecks an der Trochtelfinger Straße, am Rohrer Weg und am Gräble können die Möhringer die Früchte selbst pflücken. Gerade ist Hochsaison. „Wir haben seit 1986 Erdbeeren, und seither bieten wir Selbstpflücken an“, sagt Margit Brodbeck. Zwischendurch sei die Nachfrage eingebrochen, heute aber erfreue sich das Angebot wieder großer Beliebtheit.

 

Familien mit Kindern, aber auch Kindergartengruppen kommen zur Ernte auf die Felder. „Die Kinder haben ihre helle Freude am Pflücken“, berichtet Brodbeck. Sie selbst nascht die Erdbeeren am liebsten direkt vom Strauch. „Frisch schmecken sie einfach am besten.“ Das sehen auch die meisten Selbstpflücker so. Eine Dame, die an diesem heißen Abend eine ganze Salatschüssel mit Früchten füllt, erzählt, sie komme meist einmal im Frühsommer. „Ich hole mir die Erdbeeren, um daraus Marmelade zu kochen“, sagt sie und pflückt die reifen Beeren vom Strauch.

Manche lassen Müll liegen und richten Schaden an

Die Pflücker seien in der Regel vorsichtig, sagt Brodbeck. Es gebe allerdings auch andere. „Die meisten verhalten sich gesittet. Aber es gibt einzelne, die aus der Reihe tanzen“, sagt die Gärtnerin. Und tanzen scheint es ziemlich gut zu treffen. „Manche meinen, sie könnten auf den Feldern ihre Eventlust ausleben. Sie rennen durch die Reihen, schmeißen Erdbeeren durch die Gegend und lassen ihren Müll liegen“, zählt Brodbeck auf. Für sie, ihre Familie und ihre Mitarbeiter ist das frustrierend. „Wir geben uns alle Mühe, hegen und pflegen die Erdbeeren, bis sie erntereif sind. Wenn dann Leute kommen und die grünen, unreifen Beeren abrupfen und wegwerfen, ärgert mich das zutiefst.“

Deswegen hat die Familie Brodbeck in diesem Jahr zum ersten Mal Schilder an ihren Feldern aufgestellt. Auf ihnen stehen schwarz auf weiß die „Verhaltensregeln“ fürs Selbstpflücken. Auch auf Englisch, für all diejenigen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Auf dem Schild steht etwa, dass die Pflücker nur in dem Bereich ernten sollen, der ihnen von den Mitarbeitern am Verkaufsstand zugewiesen wird, denn die Mitarbeiter wissen, wo die Erdbeeren gerade erntereif sind. Auch, dass man seine Wertsachen sicher verstauen soll, steht dort geschrieben. Und selbstverständlich, dass man nicht über die Reihen rennen und nicht mit Beeren um sich werfen soll. Ebenso bitten die Brodbecks darum, keine Gegenstände und keinen Müll auf den Feldern zurückzulassen und die Erdbeeren vorsichtig zu pflücken, in dem man den Stil sanft abknickt, und nicht einfach an den Früchten und Stängeln reißt.

Brodbecks wollen trotz allem an den Angebot festhalten

Margit Brodbeck hofft, die Pflücker mit diesen Schildern zu mehr Bedacht zu animieren. Sie und ihre Mitarbeiter pflücken auch selbst und verkaufen die Erdbeeren direkt am Feld sowie an diversen anderen Verkaufsständen auf den Fildern. „Oft müssen wir den Selbstpflückern hinterherarbeiten, weil sie die Sträucher nicht komplett abernten“, sagt Brodbeck. Die Selbstpflückefelder bedeuten für den Betrieb einiges an Aufwand, erst recht, wenn dann noch Menschen auf dem Acker unterwegs sind, die sich nicht angemessen verhalten. Alles in allem gleiche sich das aber wieder aus, sagt Brodbeck. „Wenn die Leute sich bei uns für das tolle Angebot bedanken und man sieht, wie viel Freude sie beim Selbstpflücken auf dem Feld haben, freut uns das auch.“