Das Bahnprojekt Stuttgart 21 bewegt bei Stuttgart-Plieningen Erdmassen. Für die Flughafenkurve der Gäu-Bahn wird die A8 verlegt. Nun hat die Bahn die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren präsentiert.

Plieningen - Baustellenverkehr, Lärmschutz und Umweltfragen sind Aspekte, welche die Plieninger am Projekt Stuttgart 21 wohl am meisten interessieren. Jedenfalls sind sie bei der Informationsveranstaltung der Bahn am 30. Mai über die Arbeiten im Bereich des Flughafens und auf Plieninger Markung im SMHT Steinbeis-Haus im Vordergrund gestanden.

 

Beim Planfeststellungsverfahren geht es um den Abschnitt 3.1b. In diesem Bereich fahren die Züge, die von Horb und Böblingen kommen, noch über die Panoramastrecke nach Stuttgart. Künftig biegen sie zum Flughafen ab. „Wir haben eine massive Verbesserung in der Rohrer Kurve erreicht. Deshalb können die S-Bahn und die Gäubahn unabhängig vorneinander betrieben werden“, sagte der Bahn-Ingenieur Matthias Breidenstein, der im Wechsel mit dem Teamleiter Heiko Siebenschuh die Pläne für die Verkehrsdrehscheibe Filder präsentierte. In Leinfelden und Echterdingen sei Lärmschutz mit Schallschutzwänden, einer überwachten Oberflächenbehandlung der Schienen und Schmiereinrichtungen in den Kurven gegen Quietschen wichtig. Um die Gleise für die Züge des Fernverkehrs zu ertüchtigen, werde die Spur von 3,80 Meter auf vier Meter erweitert.

Züge fahren unter dem Flughafen als Stadtschnellbahn

Damit man im Tunnel unter dem Flughafen den Fernverkehr nicht auf den S-Bahnschienen laufen lassen müsse, werde ein drittes Gleis in einen neuen, 280 Meter langen Bahnsteig in etwa 29 Meter Tiefe neben der bestehenden, 250 Meter langen S-Bahnstation „Flughafen/Messe“ verlegt. Dabei wird die Gäubahntrasse über die sogenannte Flughafenkurve nach Stuttgart weitergeführt. „Es ist unmöglich, von Filderstadt aus aufs Gleis 3 zu fahren“, sagte Matthias Breidenstein. Für ein viertes Gleis gebe es keine Option, obwohl ein Plan diesen Eindruck nahelege. Der Tunnel der Flughafenkurve wird 1,9 Kilometer lang. „Unter dem Flughafen lässt sich die Spur nicht auf vier Meter erweitern“, sagte Breidenstein. Die Bahn habe dort die Ausnahmegenehmigung, die Züge als „Stadtschnellbahn“ zu fahren. Diese Ausnahme sei zwar nur bis 2035 befristet, man könne sie aber verlängern.

Ein Teil des Parkhauses P8 wird abgerissen und später wieder aufgebaut

Mit Ausnahme des Flughafenbereichs wird der Tunnel der Flughafenkurve in offener Bauweise ausgeführt. Deshalb wird ein Teil des Parkhauses P 8 abgerissen und später wieder aufgebaut. Offene Bauweise heißt, dass die Kurve erst einmal ein gewaltiger Graben ist, in dem die Tunnelröhren verlegt werden. Danach wird aufgefüllt. Die Flughafenkurve durchschneidet die A 8 und die parallel verlaufende Landesstraße. Deshalb wird die Autobahn mit allen sechs Spuren verschwenkt und später von der Bahn wieder zurückverlegt. Dies geschieht südlich des Langwieser Sees, unter dem sich der Grundwasserspiegel durch die Bauarbeiten senken wird. Dabei, versicherten die Bahnexperten, werde das Biotop nicht beeinträchtigt. Für die Landesstraße gelte dasselbe Verfahren wie für die A 8. Baulärm bei Nacht sei ausgeschlossen: Es werde von 7 Uhr bis 20 Uhr gearbeitet.

In Richtung Plieningen ist kein Lärmschutz vorgesehen

Obwohl nach dem Auffüllen des Tunnelgrabens von dem Bauwerk bis auf Häuschen über den Notausstiegen aus dem Tunnel nichts mehr zu sehen sei, handele es sich um einen Eingriff in die Landschaft. Als Ausgleich baue die Bahn Hecken für den Neuntöter, ein Regenrückhaltebecken für den kleinen Wasserfrosch und Brachen für die Feldlerche, sagte Heiko Siebenschuh. In Richtung Plieningen, das im Gegensatz zu Leinfelden und Echterdingen weit genug von der Trasse entfernt liegt, sei kein Schallschutz nötig. Durch die Arbeiten im Tunnelgraben dringe der Lärm nicht in die Nachbarschaft. „Dennoch bauen wir mit schallgedämmten Maschinen“, sagte Breidenstein. Der Baustellenverkehr verlaufe auf öffentlichen Straßen.

20 Ordner mit sämtlichen Unterlagen

20 Aktenordner füllen die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren 3.1b. Für Plieninger sind die Ordner 1, 2, 7 und 11 wichtig. Die Unterlagen liegen vom 19. Juni bis zum 18. August aus und sind auf der Homepage des Regierungspräsidiums Stuttgart zu sehen. Die Stadt Stuttgart bemüht sich darum, dass eine Druckversion in Plieningen ausgelegt wird. Die Einspruchsfrist endet am 1. August.