Laut OB Fritz Kuhn könnte es ab 2025 möglich sein, von Stuttgart-Plieningen aus ohne Umsteigen in die Innenstadt zu fahren. Doch das war nicht das einzige Thema bei der Einwohnerversammlung. Eine Frau hatte eine besonders unterhaltsame Beschwerde: Sie erklärte, warum sie plötzlich nachts im Garten arbeitet.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Irgendwann finden die Plieninger kein Halten mehr: Jeder möchte dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie den sechs Bürgermeistern der Stadt Stuttgart schildern, wie dramatisch die Verkehrs- und Parksituation bei ihm zu Hause ist: Ein Bürger klagt über die „Mallorca-Parker“, die mit Vorliebe das Wohngebiet Kellenberg nutzen, um dort für ein, zwei, drei Wochen ihr Auto stehen zu lassen. „Man hat von dort mit dem 122er-Bus eine gute Anbindung zum Flughafen. Die Mallorca-Parker nehmen uns Anwohnern die Parkplätze weg“, klagt der Plieninger.

 

Brigitta Specht ärgert sich über die Bauherren der Studentenwohnheime Campo IV und VI an der Fraubronnstraße. „Bereits jetzt wird dort kreuz und quer geparkt; wir Anwohner kommen kaum mehr aus der Ausfahrt“, sagt sie. Die Bauherren hätten viel zu wenige Parkplätze für die jungen Menschen eingeplant, von denen viele offenbar über ein eigenes Auto verfügten und die zusätzlich viel Besuch empfingen. Nach zahlreichen Wortmeldungen können die Bürgermeister kaum mehr etwas Neues sagen, als: Ein Parkraummanagement für Plieningen ist im Gespräch, Fluchtwege dürfen generell nie versperrt werden und es soll künftig mehr Kontrollen im Bezirk geben.

Schairer will Verkehr im Bezirk prüfen

Mehrere hundert Plieninger sind am Montagabend zur Einwohnerversammlung in die Turn- und Versammlungshalle gekommen, um den Bürgermeistern zu sagen, was ihnen gut gefällt und woran sie sich stören. Nicht nur die Parksituation, auch der Verkehr generell im südlichsten Stadtbezirk Stuttgarts war dabei ein großes Thema. Vielen Plieningern missfallen die abgesenkten Bordsteine im Bezirk, wodurch viele Autofahrer die Gehwege als Straße nutzen. „Mein vierjähriger Sohn wurde schon zwei Mal angefahren, weil es in Plieningen keine funktionierende Verkehrsregelung gibt“, sagte Sabrina Rodrigues. Schließlich räumt der zuständige Ordnungsbürgermeister Martin Schairer ein, dass im Plieninger Verkehr offenbar etwas nicht stimme: „Ich verspreche, persönlich nach Plieningen zu kommen und gemeinsam mit Bürgern und der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel eine Begehung der problematischen Stellen zu machen.“

Gute Nachrichten für die Plieninger gab es unterdessen direkt zu Beginn der Einwohnerversammlung: „Es ist eine direkte Stadtbahnverbindung von Plieningen in die Innenstadt im Gespräch“, sagte Fritz Kuhn. Die künftige Linie soll von Plieningen bis zur Sigmaringer Straße in Möhringen und von dort über die sogenannte Möhringer Kurve in die Innenstadt und weiter bis zum Killesberg führen. „Das wäre eine Bereicherung für Plieningen“, sagte Kuhn. Realisierbar seien diese Planungen jedoch nicht vor dem Jahr 2025.

Am Ende eine unterhaltsame Beschwerde

Wenig Neues konnten die Vertreter der Stadt unterdessen zur Kinderbetreuung sagen: Im gesamten Stadtgebiet steht Plieningen am schlechtesten da, was Betreuungsplätze betrifft. „Das ist ein Punkt, der uns nicht zufrieden stellt“, sagte Fritz Kuhn. Der Mangel an Betreuungsplätzen habe jedoch nichts mit fehlendem Geld zu tun, sondern mit fehlenden Erziehern. Die Stadt Stuttgart zahle den Erziehern bereits 100 Euro über dem Tarifentgelt, um Pädagogen nach Stuttgart zu bekommen. Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer stellte klar: „Wir denken nicht, dass die Frauen in Plieningen zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen, weil wir hier ‚auf dem Land’ sind.“ Die Stadt arbeite mit Hochdruck daran, den Kindergarten an der Körschstraße schnell neu zu bauen und dort sechs Gruppen unterzubringen. „Planerisch ist das aber ziemlich anspruchsvoll, weil dort Leitungen verlaufen.“

Bevor Fritz Kuhn nach etwas mehr als zwei Stunden die Einwohnerversammlung beendet, hat eine Anwohnerin aus der Hochstattstraße noch eine unterhaltsame Beschwerde: „Bei uns in der Straße wurden kürzlich die Leuchtmittel in den Laternen ausgetauscht. Seitdem ist es nachts so hell, dass ich mitten in der Nacht ohne Licht im Garten arbeiten kann und die Spatzen nachts singen.“ Der Technikbürgermeister Dirk Thürnau versprach, sich darum zu kümmern und die Lichter dunkler einstellen zu lassen: Die Plieningerin kann nachts also bald wieder schlafen und muss nicht mehr im Garten arbeiten.