Die SPD sollte nach Ansicht von Porsche-Betriebsratschef und Parteimitglied Uwe Hück am Berliner Regierungsruder bleiben. Die Chance auf eine Koalition mit der Union müsse wahrgenommen werden, so Hück.

Stuttgart - Porsche-Betriebsratschef und SPD-Mitglied Uwe Hück hat seine Partei davor gewarnt, im Bundestag auf der Oppositionsbank Platz zu nehmen. Stattdessen müsse die Chance auf eine Koalition mit der Union wahrgenommen werden, sagte Hück der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „In der Opposition kann man nur schimpfen - aber Weltmeister im Schimpfen zu sein, das bringt nichts, wir müssen in der Regierung gestalten.“ Er räumte ein, dass es kein „Weiter so“ geben dürfe, vielmehr müsse sich die Partei ändern und die Nähe zur Basis suchen - so müssten SPD-Politiker stärker vor Ort und in Vereinen präsent sein.

 

Der 55-Jährige ist seit knapp 30 Jahren Parteimitglied, bei der Wahl zum SPD-Landesvorsitz 2016 hatte er sich als Kandidaten ins Spiel gebracht, daraus wurde dann aber nichts. Er ist seit langem das Arbeitnehmer-Sprachrohr des Autobauers Porsche, der rund 30 000 Mitarbeiter hat. Zudem sitzt er beim Mutterkonzern VW im Aufsichtsrat. Er ist ein einflussreicher Branchenvertreter: So gehörte er im September zu den Arbeitnehmervertretern, die im Kanzleramt mit Regierungschefin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) über die Zukunft der Autobranche berieten.

„Wenn man gestaltet, kann man daraus gestärkt hervorgehen“

Nach der herben Wahlschlappe bei der Bundestagswahl im September gibt es in der SPD starken Widerstand gegen eine Neuauflage einer großen Koalition. Erneut als Juniorpartner neben der von Parteichefin Merkel geführten CDU und ihrer Schwesterpartei CSU Platz zu nehmen, würde aus Sicht vieler Sozialdemokraten die Aussichten auf ein besseres Wahlergebnis 2021 schmälern. Hück sieht das ganz anders. „Wenn man gestaltet, kann man daraus gestärkt hervorgehen.“ So könnte man in einer großen Koalition Akzente setzen in der Bildungspolitik und die Chancen von Arbeiterkindern auf eine gute Zukunft erhöhen. „Die SPD muss selbstbewusster werden - wir dürfen nicht ängstlich sein, die Zeit der Weicheier ist vorbei“, sagte er.

„Die SPD macht jetzt den Fehler, dass sie sagt, Schimpfen in der Opposition bringt uns wieder nach oben.“ Das sei aber Unsinn, sagte Hück. „Wir müssen gestalten und mehr basisbezogen arbeiten.“ Den Frust vieler Parteimitglieder über die aktuelle Lage könne er verstehen. Das liege nicht nur an mangelnder Basisarbeit der Partei, sondern auch an langweiligen Auftritten von SPD-Funktionären. Wenn er Reden solcher Sozialdemokraten verfolge, habe er mitunter den Eindruck, das sei „eine Hilfe darin, schnell einzuschlafen“. Frühere SPD-Größen wie Gerhard Schröder und Willy Brandt seien viel emotionaler aufgetreten und hätten die Menschen mitgerissen. Solche Typen fehlten heute in der SPD.