Ein 27-Jähriger hat vor dem Stuttgarter Landgericht zugegeben, dreimal hintereinander die Sparkassenfiliale in Schorndorf-Weiler beraubt zu haben. Das Geld habe er benötigt, um seine Drogensucht zu finanzieren.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Stuttgart/Schorndorf - Dreimal innerhalb von nur drei Monaten ist die Filiale der Kreissparkasse in Schorndorf-Weiler von ein und dem selben Bankräuber heimgesucht worden. Der Täter untermauerte seine Forderungen nach Geld stets mit einem Messer; einmal behauptete er sogar, er habe eine Bombe dabei. Knapp 30 000 Euro erbeutete er in der Zeit zwischen November des vergangenen Jahres und dem 14. Februar, da schlug er zum letzten Mal zu. Erst nach dem dritten Überfall brachte eine außerhalb der Bank installierte Kamera die Polizei auf die Spur des 27-jährigen Max D. (Name geändert). Fünf Tage seinem letzten Raub wurde er festgenommen

 

Gestern hat Max D. vor dem Stuttgarter Landgericht alle Taten ohne Wenn und Aber eingeräumt. Das Geld habe er jeweils benötigt, um seine Drogensucht zu befriedigen. Sein Dealer habe ihn zusätzlich unter Druck gesetzt, weil er bei diesem Schulden angehäuft habe. Auf die Idee, die Kreissparkassenfiliale in Weiler zu überfallen, sei er gekommen, weil seine Großmutter, die er des öfteren besuchte, nur knapp 500 Meter von der Bank entfernt wohnte. Dort hatte er nach den Überfällen auch ausgeharrt, bis die Polizei verschwunden war.

Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters, Martin Friedrich, berichtete Max D. der 16. Großen Jugendkammer mit leiser aber bestimmter Stimme von den Stationen seiner Kindheit und Jugend. Er war fünf Jahre alt gewesen, als sich die Eltern trennten, die Mutter das heimische Schorndorf verließ und ihren neuen Partnern mal nach Frankfurt, Südfrankreich, in die Pfalz oder nach Niedersachsen folgte. Weil er mit dem vierten Stiefvater nicht klar kam, zog Max D. zu Freunden, damals gerade 14 Jahre jung. Irgendwann in dieser Zeit geriet er an Drogen, konsumierte bald regelmäßig Marihuana, später Amphetamine und auch Ecstasy.

Nach der Mittleren Reife kehrte er nach Schorndorf zurück, lebte zunächst bei der Oma, bis er bei der Diakonie Stetten den Zivildienst und ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte und schließlich eine Ausbildung als Heilerziehungspflegers machte. Doch dann geriet er an die harte Droge Heroin. Es folgte eine zweimonatige Haftstrafe wegen Beschaffungskriminalität. Genaueres wurde am ersten Verhandlungstag nicht erläutert.

Nach einer Therapie war er indes offenbar ein ganzes Jahr drogenfrei. Er zog mit seiner Freundin in die Pfalz, das junge Paar bekam eine Tochter. Dann kehrte die Kleinfamilie wieder zurück nach Kernen. Dort geriet der junge Vater in die alten Kreise und wurde erneut abhängig. Die Schulden häuften sich an, die Drogenbeschaffer machten Druck. Als er seine Großmutter nach einem Arztbesuch in Esslingen wieder in Schorndorf-Weiler absetzte, kam ihm die spontane Idee zum Banküberfall. Er zog sich Mütze und Schal ins Gesicht, zückte ein Klappmesser, das er im Rahmen eines Schulprojekts einst selbst gebastelt hatte, ging in die Sparkasse und forderte mit einem bewusst zugelegten ostdeutschen Akzent in der Stimme die Herausgabe von Geld.

Eine 46-jährige Angestellte der Sparkassenfiliale erzählte vor Gericht von einem Bankräuber, der sie zwar nicht massiv bedroht habe, dennoch hätten ihr die Knie geschlottert. Die Angst habe sie nachhaltig verändert. „Noch heute ist längst nicht alles mehr wie vorher“, sagte sie. Es tue ihm Leid, was er ihr angetan habe, sagte der sichtlich zerknirschte junge Mann auf der Anklagebank.

Die Verhandlung wird fortgesetzt.