Kurz nach Weihnachten hatte das Land seine Impfkampagne in der Stuttgarter Liederhalle gestartet. Jetzt schließt die Einrichtung vorzeitig, das Kulturzentrum wird für den Herbst vorbereitet.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Im Impfzentrum Liederhalle hatte die Landesregierung am 27. Dezember kurz nach Weihnachten den offiziellen Start ihrer Impfkampagne begangen. Am Freitag hat die Einrichtung des städtischen Klinikums nun vorzeitig die Tore geschlossen.

 

Die Liederhalle war das größte Impfzentrum im Land. Es umfasste eines der beiden Zentralen Impfzentren in der Landeshauptstadt (das andere ist im Robert-Bosch-Krankenhaus) und die beiden Stuttgarter Kreisimpfzentren. An starken Tagen bekamen bis zu 4500 Personen ihren Piks. Laut Klinikum war die Einrichtung „216 Tage ohne Pause und Ruhetage geöffnet“.

Die letzte der rund 520 000 Impfungen bekam Sandra Maragos. Die Personalreferentin aus Stuttgart, die im Winter eine Coronainfektion durchgemacht hatte, freute sich, dass sie mit dem Piks in der Liederhalle nun einen vollständigen Impfschutz hat.

Bedeutung der mobilen Teams wächst

Etwa 70 000 dieser Impfungen wurden von den mobilen Teams des Klinikums ausgeführt, zunächst in Altenpflegeheimen in Stuttgart und im Süden der Region, dann in Pop-up-Impfzentren in der Region sowie in Flüchtlingsheimen und Behinderteneinrichtungen. Im nächsten Schritt folgte das soziale Impfen in benachteiligten Stuttgarter Stadtvierteln. Bei den Einsätzen waren Kräfte der Johanniter, des DRK und der Malteser eine wichtige Stütze.

Landessozialminister Manfred Lucha (Grüne) würdigte bei der Schließung der Liederhalle die Bedeutung der Impfzentren. „Der erfolgreiche, schnelle Schutz vieler Menschen mit hohem Risiko durch die Impfungen war ein großer Schritt“, so Lucha. Allen Beteiligten gebühre „Dank und Respekt für die riesige Leistung“. Angesichts der Impfmüdigkeit in der Bevölkerung appellierte der Minister an die Menschen: „Lassen Sie sich impfen, schützen Sie sich und andere. Wenn wir Normalität und unsere Freiheiten dauerhaft zurückerobern und verteidigen wollen, dürfen wir nicht nachlassen.“

RBK übernimmt Kreisimpfzentren

Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) erklärte, nun hätten „die mobilen Impfteams eine noch wichtigere Rolle“. Man werde „die niedrigschwelligen Impfangebote vor Ort über die Sommermonate konsequent fortsetzen“. Der medizinische Vorstand des städtischen Klinikums, Jan Steffen Jürgensen, betonte die Bereitschaft, sich bei Bedarf wieder an der Impfkampagne zu beteiligen. „Wir stehen auch kurzfristig bereit.“ An der vorzeitigen Schließung des Impfzentrums Liederhalle hatte es Kritik im Rat gegeben. Weil die Sanierung des Kultur- und Kongresszentrums noch nicht ganz abgeschlossen war, müssen vor dem Neustart im September noch Restarbeiten ausgeführt werden.

Das zweite Zentrale Impfzentrum in Stuttgart am Robert-Bosch-Krankenhaus wird bis zum 30. September weiterbetrieben. Die mobilen Teams des RBK übernehmen die wachsende Zahl von Vor-Ort-Impfaktionen. Der Standort Burgholzhof erhält die Funktion der beiden Kreisimpfzentren aus der Liederhalle. Wie diese hatte auch das RBK eine wichtige Rolle beim Impfen in der Region und darüber hinaus gespielt. Insgesamt rund 342 000 Impfungen wurden verabreicht, fast 66 000 durch die mobilen Teams des RBK, die in den nördlichen Landkreisen der Region etwa in Altenpflegeheimen und bei Pop-up-Aktionen unterwegs waren.

Viele Impfungen bei Niedergelassenen

Auch die niedergelassenen Ärzte in Stuttgart leisten einen großen Beitrag beim Impfen. „Die Praxen haben rund 259 000 Impfungen vorgenommen“, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, Kai Sonntag.

In Stuttgart sind 350 484 einmal gegen Corona geimpft (55,6 Prozent), 296 231 Personen (47 Prozent) zweimal. Als nötig angesehen wird eine Quote von 85 Prozent.