Stur fahren Leute mit dem Auto auf einem Feldweg von Stuttgart-Sillenbuch nach Stuttgart-Rohracker. Das ist illegal. Doch: Warum kann das Verbot nicht durchgesetzt werden?

Sillenbuch/Rohracker - Zwei Jahre ist es bald her, dass der Sillenbucher Bezirksbeirat sich für eine Sperrung des Hohlwegs – des Schleichwegs zwischen Rohracker im Tal und Sillenbuch auf dem Berg – ausgesprochen hat. Und tatsächlich strebt das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung an, die illegale Route mit Pollern oben an der Tuttlinger Straße zu versperren. Das ist allerdings bisher nicht mehr als eine Absichtsbekundung, denn wann und ob die Hindernisse aber tatsächlich kommen, ist bis heute unklar. Denn etliche Kleingärtner, die in dem Gebiet Stückle haben, haben interveniert.

 

Das Problem ist nämlich, dass das Feldwegenetz so angelegt ist, dass man auf den schmalen Trassen Schleifen um Spitzkehren fahren muss. Wendemanöver sind indes quasi nicht möglich, schon gar nicht mit Autoanhänger. Wird der Hohlweg also am oberen Ende versperrt, kommen die Kleingärtner nicht mehr in Richtung Sillenbuch heraus. Da es für sie aber nicht möglich ist, zu wenden, würden sie ohne die zweite Zufahrt feststecken. Die Stadtverwaltung hat daher versprochen, zu prüfen, inwiefern sie Spitzkehren zu Wenden umbauen kann.

Verwaltung empfiehlt Umbau nicht

Und das tut sie bis heute, wie ein Sachstandsbericht offenbart, der dem Bezirksbeirat in seiner jüngsten Sitzung ausgehändigt wurde. Andreas Hemmerich, der das Projekt seit Beginn betreut, schreibt darin, dass im Bereich Böpserle, wo eine solche Spitzkehre untersucht wurde, wegen des Höhenunterschieds Stützelemente nötig wären, außerdem müsste man ins Landschaftsschutzgebiet und eventuell auch in Trockenmauern eingreifen – und selbst dann wäre ein Wenden nur mit viel Rangieren möglich. Kurzum: Die Verwaltung empfiehlt den Umbau an der Stelle aus Naturschutz-, Kosten- und Akzeptanzgründen nicht.

Dafür hat sie eine andere mögliche Lösung im Blick. Idee: Wenn man die angedachten Poller auf Höhe des Hauses Tuttlinger Straße 150 leicht verschieben würde, könne ein Abbiegen in einen anderen Feldweg und die Ein- und Ausfahrt zwischen den Häusern 102 und 112 denkbar sein. „Durch diese Variante wären alle Gartengrundstücke anfahrbar“, schreibt Andreas Hemmerich. Auch hierbei müsste man zwar in die Spitzkehre eingreifen, aber weniger aufwendig. Die Ergebnisse sollen noch vor der Sommerpause im Bezirksbeirat präsentiert werden.

In weniger als zwei Stunden 32 Verstöße

Wobei sich hier ein Nebeneffekt ergeben dürfte, der von den Planern sicherlich nicht gewollte wäre: dass auch die Schleichwegfahrer wieder eine Lücke finden. Und von denen gibt es gerade genug. Ende 2018 gab es Kontrollen, wie es das Gremium gefordert hatte. Ergebnis: Am 7. Dezember wurden zwischen 7.30 und 9.15 Uhr 32 Autofahrer auf dem Hohlweg erwischt. Fast alle fuhren bergabwärts. Eine Woche später schnappte man zwischen Mittag und 14 Uhr 19 Autofahrer, zu fast gleichen Teilen aus beiden Richtungen kommend. Tags drauf, am 15. Dezember, fielen zwischen 8.15 und 10.15 Uhr noch elf Fahrzeuge auf, ebenso fast zu gleichen Teilen in beide Richtungen unterwegs. Bei den Kontrollen waren so gut wie keine Anlieger darunter.