Zu den Stoßzeiten ist die Buslinie 66, die eine Schleife durch Alt-Sillenbuch fährt, oft zu spät dran. Am Dauerstau auf der Kirchheimer Straße lässt sich nichts ändern. An der Disziplin vieler Autofahrer schon. Und auch der Fahrplan ist zu eng getaktet, klagt ein Busfahrer.

Sillenbuch - Seit 21 Jahren und vier Monaten lenkt Jürgen Daiß den Bus 66. Vom Geschwister-Scholl-Gymnasium steuert er das Mobil der Firma GR Omnibus regelmäßig über die Kirchheimer und die Tuttlinger Straße nach Alt-Sillenbuch, dort durchs Wohngebiet und wieder zurück. Und das geht zunehmend schlechter, hat er festgestellt. Die Anstrengungen, den Fahrplan einzuhalten, werden größer. Das ist auch schon Bezirksbeiräten aufgefallen. Die SÖS/Linke-plus hat in der November-Sitzung hierzu eine Anfrage gestellt. „Für die Fahrgäste ist das ein echtes Ärgernis, weil sie ihre Anschlüsse verpassen“, sagte Manfred Riesle und hatte sich Auskunft darüber erbeten, woran das liegt und ob es Ansätze gibt, wie man den 66er wieder in die Spur bekommen könnte.

 

Bei starken Rückstaus trifft es den Zeitplan des Busses

Woran das liegt? Jürgen Daiß kann ein Lied davon singen. Und der Refrain lautet: Kirchheimer Straße. Die Hauptverkehrsader ist morgens und abends chronisch verstopft. Hier verlieren die Busse wertvolle Zeit, obwohl sie mit technischen Hilfsmitteln ausgestattet sind. „Grundsätzlich verfügt die Linie 66 an allen neuralgischen Knotenpunkten über eine Lichtsignalanlagen-Beeinflussungsmöglichkeit. Dieser sind allerdings Grenzen gesetzt, wenn der Individualverkehr zum Beispiel aufgrund von starken Rückstaus nicht abfließen kann“, heißt es in einer Stellungnahme der SSB, in deren Auftrag GR Omnibus fährt. Wie Jürgen Daiß sagt, macht die Kirchheimer Straße den größten Zeitverlust aus – in einem Fahrplan, der laut dem 57-jährigen Busfahrer „zu manchen Zeiten nicht einzuhalten ist“. 17 Minuten hat er für die Schleife durch Alt-Sillenbuch, zwischen 7.04 und 8.26 Uhr etwa verkehrt die Linie 66 im 20-Minuten-Rhythmus. Der Puffer liegt bei gerade einmal drei Minuten. Jürgen Daiß schüttelt den Kopf, „oft fahre ich toujours durch“. Durch den Dauerstau brauche er regelmäßig 22, 23 Minuten für die 17-Minuten-Tour.

Falschparker machen es dem Busfahrer ebenfalls schwer

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Falschparker. Sie machen Bussen in den ohnehin schon engen Gassen das Durchkommen schwer. Die Autos werden mehr, der Platz aber nicht, sagt Jürgen Daiß. „Das Hauptproblem ist, dass sich die Leute an Ecken hinstellen, wo sich ein normal Denkender eigentlich nicht hinstellen sollte“, betont er. Dauerbrenner sind beispielsweise die Tuttlinger Straße bis zur Einmündung in den Höhenringweg, die Gegend um die Haltestelle „Bußbachstraße“ und weiter durch die S-Kurve am Rommel-Plätzle vorbei sowie die Ecke Oberwiesenstraße und In der Werre, wo das Halteverbot allzu oft nicht eingehalten werde. Hinzu kommt der Bauboom. Der Welzheimer Daiß zeigt auf einen neuen Bauplatz an der Oberwiesenstraße, „das wird auch eine lustige Ecke“. Oft schon wusste er sich nicht anders zu helfen, als Polizei und Abschleppdienst zu bestellen, obwohl das lang dauert. „Ohne geeigneten Einweiser darf ich nicht rückwärts fahren“, stellt Jürgen Daiß klar. Nicht selten heiße es: warten. So wie oft am Geschwister-Scholl-Gymnasium, wenn Elterntaxis die Richard-Schmid-Straße und die Busschleife blockieren. „Für eine Strecke von einer Minute brauche ich oft sechs bis sieben“, sagt er.

Die Polizei und der Ordnungsdienst können nicht überall sein, weiß der Fahrer des Neun-Meter-Busses. Manchmal aber erwischen sie die Parkrowdys. „Gerade vorhin hatte ich das wieder an der Treiberstraße. Dort hat die Polizei Strafzettel verteilt“, sagt er. Durch eine Baustelle ist ein Stopp verlegt worden. Der Übergangshalteplatz ist allerdings ständig zugeparkt. „Ich musste die Fahrgäste auf der Straße einsteigen lassen. Trotz der Absenkfunktion ist das für viele Ältere oder Eltern mit Kinderwagen ein Problem.“