Die Landeshauptstadt will die Villa Berg aus dem Tiefschlaf holen. Der Entwurf für das Nutzungskonzept zeigt auf, was dazu nötig wäre.

Lange 23 Jahre nach dem Auszug des Süddeutschen Rundfunks soll die Villa Berg im Stuttgarter Osten 2028 als Kulturzentrum wiederauferstehen. Dafür will die Landeshauptstadt nach früheren Berechnungen rund 60 Millionen Euro für die Sanierung aufwenden. Kulturbürgermeister Fabian Mayer zeigt in einer Vorlage an den Gemeinderat nun auf, welchen Personalbedarf das Haus haben wird, wenn es wie versprochen zu einem „offnen Haus für Musik und mehr“ werden soll.

 

In den nächsten drei Jahren 18 Stellen nötig

Die Kulturverwaltung hat das Gutachten einer Unternehmensberatung als Grundlage herangezogen. Zwei Jahre vor der Eröffnung soll ein Stamm von 16 bis 18 Vollzeitkräften aufgebaut sein, der den Vollbetrieb der neuen Kultureinrichtung mit ihren zwei Sälen vorbereitet. Zum Betrieb, der pro Jahr rund 400 Veranstaltungen in dem Haus umfassen soll, wären dann mindestens 20 Vollzeitkräfte nötig. Weitere Stellenbedarfe seien noch nicht berücksichtigt.

Was das finanziell für den Stadthaushalt bedeutet, hat die Kulturverwaltung errechnet. Dabei sind die Zahlen aus dem Gutachten an das höhere Lohnkostenniveau der Stadt angepasst worden, sie stiegen daher um 550 000 auf jährlich drei Millionen Euro. Das Betriebskonzept sieht vor, dass rund eine Million Euro jährlich an Erträgen eingespielt werden kann. Festnageln lassen will sich die Verwaltung nicht: Die Zahlen seien „noch nicht vollständig bzw. endgültig und stellen noch keine Vorfestlegung im Hinblick auf eine spätere Finanzierung dar“, heißt es in dem Papier.

Die Pläne sahen bisher die Sanierung und Erweiterung der Villa, die Wiederherstellung des denkmalgeschützten Landschaftsparks und die Sanierung der Tiefgarage (400 Plätze, 100 sind an den SWR vermietet) vor. Nun ist auch an eine befestigte Multifunktionsfläche auf der Ostseite der Villa im Übergang zum Park gedacht. 800 Quadratmeter sollen hier Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen ermöglichen. Dazu soll nicht nur eine Parksatzung erarbeitet und Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Strom) herangeführt werden. Knackpunkt für diese Nutzung könnte der von der Fläche ausgehende Schall werden. Wie intensiv und bis zu welchen Zeiten die Freifläche bespielt werden könnte, soll ein Schallgutachten klären.

Die Ansprüche sind hoch

Gruppen, Vereine und Initiativen sollen die Villa buchen können, Seminar-, Bildungs- und Proberäume sind vorgesehen oder stehen im Anforderungsprofil. Die frühere Sommerresidenz des württembergischen Kronprinzen soll ein „technisch hochmodernes, leistungsfähiges und den höchsten musikalischen Ansprüchen genügendes Veranstaltungshaus mit überregionaler Strahlkraft“ werden, heißt es in der Beschlussvorlage an den Gemeinderat. Dem von der Kultur beklagten notorischen Raummangel in Stuttgart soll damit abgeholfen werden.

Allerdings ist auch das Raumangebot in der Villa selbst natürlich begrenzt. Daher soll nun das dritte Geschoss der Tiefgarage auf rund 1000 Quadratmetern als Lagerfläche genutzt werden. Am 17. November soll der Gemeinderat das Konzept absegnen. Die Weichen müssten jetzt gestellt werden, appelliert Mayer an die Bürgervertreter, bevor „bauliche Gegebenheiten zementiert sind, die nicht zum zukünftigen Betrieb passen“.