Denkmalschutzauflagen und umfangreiche Innensanierung führen zu höheren Kosten bei der Sanierung des Bezirksrathauses in Stammheim. Aktuell warten die Planer auf die Freigabe von Fördermitteln und die Baugenehmigung.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Exakt 111 Jahre hat das Stammheimer Bezirksrathaus auf dem Buckel. Der Zahn der Zeit hat an dem ehrwürdigen Gebäude an der Kornwestheimer Straße derart genagt, dass zahlreiche Schäden repartiert werden müssen: So ist zum Beispiel das Dach nicht mehr dicht und Ziegel drohen herabzufallen, weshalb Fangnetze an den Traufbereichen montiert wurden. Auch die Klappläden funktionieren nicht mehr richtig. Der Außenputz muss ebenfalls erneuert werden, mehrere Natursteine der Fassade sind gebrochen und weisen Schäden auf. In die Jahre gekommen ist auch die Haustechnik: Sowohl die Heizung als auch der Sanitärbereich und die Elektrik sind veraltet, entsprechen nicht mehr dem Standard und müssen ebenfalls erneuert werden. „Jeder Elektriker, der hier was zu tun hat, ist hellauf entsetzt“, sagt Bezirksvorsteherin Susanne Korge. „Die Sicherungen sind uralt, eine Kollegin hat aus Versehen sogar schon mal einen elektrischen Schlag bekommen.“

 

Architekten mussten umplanen

Ursprünglich war nur eine Sanierung von Dach, Fenstern und Fassade plus dem Anbau eines Aufzuges vorgesehen gewesen. „Aber wie hätte das denn ausgesehen – außen hui, innen pfui!“, sagt die Bezirksvorsteherin. Folglich wurde umgeplant, was nun eher „einer Art Generalsanierung gleichkommt“. Anfang Juni folgte dann der Auszug des Personals in Interimsgebäude. „Wir dachten, jetzt geht es mit der Sanierung endlich los“, sagt Korge. Pustekuchen! Bei Untersuchungen an dem seit Januar 2018 denkmalgeschützten Gebäude wurde Originalputz gefunden. Und der soll erhalten werden. Also mussten die Architekten noch einmal umplanen. Fördermittel wurden beantragt. Alle beteiligten Ämter hätten sich um rasche Lösungen bemüht, auch die Architekten arbeiteten sehr gut, es sei eben einfach sehr umfangreich und kompliziert, sagt Bezirksvorsteherin Korge. „Aktuell warten wir darauf, dass der Antrag auf Fördermittel unterschrieben wird, erst dann können wir diese Arbeiten ausschreiben.“ Sie hoffe, dass dies bald geschehe und nicht zu spät im Jahr. Sonst mache unter Umständen der Winter den Außenarbeiten einen Strich durch die Rechnung und führe zu weiteren Verzögerungen.

Zwölf Monate Bauzeit

Vorgesehen sind zwölf Monate Bauzeit. Der Bauantrag ist eingereicht. Sobald der vorliegt und die Fördermittel freigegeben sind, könnten die Bauarbeiter anrücken. Neben den Sanierungen soll auch ein Personenaufzug eingebaut werden. Die dafür nötigen Nachbargrundstücke sind mittlerweile im Besitz der Stadt. Der Aufzug soll außen angebaut werden und vom Erdgeschoss ins zweite Obergeschoss führen. Vom zweiten Obergeschoss ins Dachgeschoss soll zusätzlich noch ein Lastenaufzug eingebaut werden. Dieser war in den ersten Planungen nicht vorgesehen.

Um die denkmalschutzrechtlichen Auflagen bei der Sanierung einzuhalten, ist mit Mehrkosten zu rechnen, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. „Generell muss außerdem ein höheres Budget bereitgestellt werden, da sich auch der Bearbeitungsumfang um die Innensanierung mit Heizung, Sanitär und Elektro erhöht hat.“ Wie hoch die Mehrkosten sein werden, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Für Susanne Korge steht fest, dass sich der Mehraufwand lohnt, und nicht nur äußerliche Mängel behoben werden: „Es steht der Stadt gut zu Gesicht, dass sie diese Sanierung ernsthaft betreibt.“