Die Schlagader wird abgeklemmt: Der Schwabtunnel, der Süd und West verbindet, wird saniert und zunächst für sechs Wochen gesperrt. Die Veränderungen dürften insbesondere Radfahrer und Fußgänger enttäuschen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Von den Sommerferien an wird der Schwabtunnel saniert. Mit Unterbrechungen wird bis Frühjahr kommenden Jahres an dem Bauwerk gearbeitet, dessen 125-jähriges Bestehen im kommenden Jahr gefeiert wird. Der Straßenbelag wird erneuert, Wandfliesen und Deckengewölbe werden gerichtet. „Die tragende Baustruktur ist in Ordnung“, erläuterte Silvester Koci vom Tiefbauamt in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates Süd. Sie sei genau untersucht worden. „Da werden wir nicht eingreifen.“ Restaurierungsbedürftig sind das Portal und die Treppenaufgänge auf der Südseite des Tunnels.

 

Mit Spannung erwartete man in den Bezirksbeiratsgremien im Süden und Westen das neue Verkehrskonzept für die Röhre. Schon lange hatte man die Verwaltung gedrängt, etwas zu ändern und etliche Prüfanträge formuliert. Doch was die Verwaltung am Dienstagabend präsentierte, stellte insbesondere die Fahrrad-Aficionados wenig zufrieden: Es wird weiterhin zwei Gehwege von jeweils 2,21 Meter Breite geben, eine 10,26 Meter breite Fahrbahn und keinen Radstreifen. „Dafür ist einfach zu wenig Platz“, sagt Koci.

Die historische Bausubstanz setzt enge Grenzen

Zwei Gehwege seien nötig, weil sonst die Fußgänger direkt vor den Tunneleingängen die Straßenseite wechseln müssten. Auch die Wegbreiten seien durch die alten Bordsteine vorgegeben – und an der Bausubstanz wolle man ja nicht rütteln. „Außerdem entspricht die Bordsteinhöhe von zehn Zentimetern noch den heutigen Vorgaben.“ Das immer wieder geforderte Tempo 30 sei rechtlich nicht machbar. Es gibt keine Unfallhäufung im Tunnel, die das rechtfertigte. Im übrigen gelte schon heute ein Überholverbot.

„Aber es hält sich keiner daran!“, intervenierte der Grünen-Bezirksbeirat Philipp Buchholz und erhielt Zustimmung vom Jugendrat Bruno Wagenblast und Jens Hermann von den Stadtisten. Sie meinten, das Mindeste seien Hinweisschilder, dass das Überholen von Radfahrern im Tunnel verboten sei, besser noch Piktogramme, wie sie in Zuffenhausen getestet würden. Koci bezweifelt deren Wirksamkeit, das sei mehr so „ein Nice-To-Have“. Enttäuscht resümierte Jens Hermann: „Das Ergebnis ist: es passiert nichts, obwohl alle Möglichkeiten geprüft wurden.“

Spritzschutz nötig oder nicht?

Eine Debatte entzündete sich noch um den Spritzschutz, der bislang die Fußgänger von der Fahrbahn abschirmt. Er soll künftig wegfallen. Stattdessen sollen Lichtstreifen die Grenze zwischen Gehweg und Fahrbahn markieren. Für einen Spritzschutz gebe es schlicht keinen Platz mehr, sagt der Fachmann vom Tiefbauamt. Bezirksbeirätin Marion Eisele von der SPD argumentierte, dass er bislang die Fußgänger gegen den Verkehr schütze, dass zu bedenken sei, dass der Tunnel auch als Schulweg diene. Der Beitrag erfuhr breite Zustimmung. Aber nicht nur: „Das ist hier wie überall anders auch: Irgendwo hört der Gehweg auf, und die Fahrbahn fängt an. Sie verbreiten Spritzschutzpanik!“, empörte sich der CDU-Bezirksbeirat Roland Petri.

Der Spritzschutz wird eher nicht kommen, wohl aber die Baustelle. In den Sommerferien wird der Schwabtunnel sechs Wochen lang komplett gesperrt. Die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer werden über verschiedene Routen umgeleitet. Vertrackt wird es für die Nutzer der Buslinie 42, die dann nicht mehr durch den Süden verkehrt. Sie ist derzeit die einzige direkte Verbindung vom Süden zum Hauptbahnhof. In den Herbstferien soll der Tunnel dann nochmals für eine Woche gesperrt werden.