Neue Pächter, moderne Küche und eine Kulturbühne: Das Traditionsheim hat sich frisch gemacht. Künftig kocht der Wirt vom Ochsen in Heslach. Dann ist auch mehr für Veganer und Vegetarier dabei. Außerdem gibt es fortan einen Mittagstisch im Waldheim.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Nach sachtem Anlauf in den vergangenen Tagen, geht es im Waldheim Heslach nun nach langer Pause in die Vollen – mit neuer Küche, neuer Karte, einer Auffrischung und einer kleinen Bühne für kulturelle Darbietungen aller Art. Dabei setzt das Haus mit Tradition auf zwei renommierte Macher des Stuttgarter Nachtlebens, Vangelis Zahoulis und Florian Neumann, deren Wirkungsstätte früher die Clubs Muttermilch und Tonstudio waren. Der Restaurantfachmann Neumann betreibt allerdings seit drei Jahren mit seiner Frau ein bodenständiges Lokal mit mediterraner Färbung – den Ochsen in Heslach. So kam es auch zur Waldheim-Connection.

 

Puks statt Anzeigentafeln

Der bisherige Pächter im Waldheim hatte sich in den zurückliegenden 23 Jahren auf die Biergartenklassiker verlassen. Den Wechsel nahm der Waldheim-Verein zum Anlass, auch das Haus auf Vordermann zu bringen: Für knapp eine halbe Million Euro wurde die Küche erneuert. „Das sollte ein Sprung für die nächsten 30 Jahre werden“, erklärt der Vorsitzende des Waldheim Heslach e.V., Udo Lutz, die enorme Investition. „Wir wollen hier bezahlbares und modernes Essen anbieten mit hoher Versorgungsgeschwindigkeit“ – sprich: ohne lange Warteschlange. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, denn der Durchlauf ist enorm. An den Wochenenden zählt das Waldheim bis zu 600 Gästen am Tag. Zur Effizienz trägt bei, dass der Gast künftig nicht mehr auf die Anzeigetafel starren und auf die Abholnummer für seine Spätzle mit Soße warten muss. „Es gibt bei uns Puks, die man an den Tisch mitnimmt“, erklärt Zahoulis.

Maultaschen, Wurstsalat und Pommes Frittes werde es auch weiterhin geben, beruhigt Florian Neumann. „Aber wir legen das Augenmerk mehr auf regionale Erzeugnisse und nehmen Rücksicht auf Vegetarier, Veganer und Menschen mit Unverträglichkeiten.“ Es soll einen Mittagstisch geben sowie „richtig guten Kaffee und Kuchen von einem Heslacher Bäcker“, verspricht Vangelis Zahoulis. Udo Lutz hegt die Hoffnung, dass das Waldheim insbesondere wegen seiner Mittagskarte zu einer Art „Grundversorgung für die Anwohner werden könnte mit kontinuierlich guter Qualität“.

Dinkelacker statt Hofbräu

Das Bier werde nicht mehr von Hofbräu geliefert, so Lutz, man sei nun bei Dinkelacker unter Vertrag. Der Waldheimverein kehrt gewissermaßen zu den Wurzeln zurück. Es war Robert Leicht, der Inhaber der Vaihinger Brauerei Schwabenbräu, der den Genossen vom Waldheim-Verein das Geld gab, um das Grundstück im Dachswald zu kaufen und darauf im Jahr 1908 ihr Erholungsheim für Arbeiterfamilien zu errichten. Im Gegenzug schenkten die Genossen das Bier seiner Brauerei aus. Heute sind Schwaben Bräu und Dinkelacker zur Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. vereint.

Die Waldheim Gäste erwarten aber nicht nur ein aufgefrischtes Haus, eine neue Küche und anderes Bier. „Im ehemaligen Bierhaus soll es kleine Kultur-Events geben – Lesungen, Musik oder Theater“, sagt Lutz. Der Verein hat den Schuppen ausgeräumt und hergerichtet. Auftreten dürfe hier, wer etwas auf der Pfanne habe und genug Mumm, es vor Publikum vorzutragen, sagt Lutz. Momentan sei man dabei, ein Programm zu entwerfen. Neu ist für die Besucher in dieser Saison auch die Liegewiese mit Liegestühlen, „wo man einfach mal die Sonne genießen kann“, sagt Vangelis Zahoulis. Eines aber ist unverrückbar gleich geblieben: Die Baumwiese rund ums Waldheim. Etwa 80 alte Bäume stehen auf dem Grundstück. Die Kastanien, Nuss- und Apfelbäume spenden wie eh und je den Gästen Schatten.