Die Idee eines Floßbootverleihs am Neckarufer in Untertürkheim ist vom Tisch. Da die Freizeitkapitäne nicht ins Hafengebiet einfahren dürfen, wird der Flussabschnitt zu klein und unattraktiv.

Untertürkheim - Vor anderthalb Jahren hat Stefan Sendelbach, Geschäftsführer der Firma Cool Tours, die Idee im Untertürkheimer Bezirksbeirat vorgestellt: Im künftigen Uferpark am Lindenschulviertel wollte das Stuttgarter Unternehmen einen Floßboot-Verleih etablieren. In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg gibt es so etwas schon seit einigen Jahren, der Boom erreicht nun auch immer mehr Bundesländer.

 

Einen Bootsbauer habe er bereits an der Hand, berichtete Sendelbach damals. Vier bis acht dieser kleinen schwimmenden Häuschen mit Tisch und Bänken, einer Gas-Herdplatte und einer Camping-Toilette, mit Liegestühlen und Grill wollte er in Untertürkheim anbieten. So ein Floßboot, auf dem bis zu acht Personen Platz haben, hätte jeder Erwachsene einen halben oder einen ganzen Tag anmieten können – einen Bootsführerschein benötigt man dafür nicht. Schon nach kurzer Einweisung könnte ein Freizeitkapitän mit einem solchen knapp sechs Meter langen Gefährt herumschippern. Angetrieben wird es von einem kleinen, knapp zehn PS starken Elektromotor, und zum Steuern gibt es ein richtiges Lenkrad.

Vorfreude jäh beendet

Die Pläne stießen auf große Begeisterung, der Bezirksbeirat stimmte ihnen einstimmig zu. Doch die Vorfreude der Lokalpolitiker auf dieses Projekt wird nun jäh beendet: „Die Floßboot-Idee für Untertürkheim ist leider erst mal vom Tisch“, teilt Sendelbach mit. Die Gründe dafür sind genehmigungsrechtliche Schwierigkeiten: „Die Floßboote dürfen nicht in den Hafenbereich einfahren, sodass die Strecke auf dem Neckar unterhalb der Schleuse ab Lindenschulviertel zu unattraktiv und klein für die Floßboote wird“, räumt Sendelbach ein.

Wie Werner Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Stuttgart, erklärt, steht die Bundeswasserstraße Neckar im Prinzip zur allgemeinen Benutzung offen. „Sie darf mit allen Wasserfahrzeugen befahren werden, die je nach Größe und Verwendungszweck den technischen Zulassungsbedingungen entsprechen. Das ist in der Regel auch bei den Floßbooten der Fall.“ Für den Hafen Stuttgart gelte indes die Hafenverordnung Baden-Württemberg – und die schränke die Zufahrt insbesondere in die Nebenbecken ein: Es gehe zum Beispiel darum, zu verhindern, dass neugierige Floßbootbesatzungen vom Wasser aus das Hafengelände erkunden. Gleiches gelte übrigens für den Bauhafen in Bad Cannstatt.

Theoretisch hätten die Floßboote von Untertürkheim aus auch Richtung Bad Cannstatt fahren können. Die Schleusung wäre, die bauartbedingte Eignung der Fahrzeuge vorausgesetzt, generell möglich. Allerdings: „Geschleust werden vorrangig die gewerblichen Schiffe, das heißt Frachtschiffe und Fahrgastschiffe“, betont Braun. „Die anderen Schiffe müssen sich hier hinten anstellen.“

WSA bewertet Floßboote kritisch

Kritisch bewertet das WSA die Floßboote eher aus anderen Gründen: „Zweite Bedingung für das Schleusen ist, dass der Schichtleiter überzeugt ist, dass der Schiffsführer sein Fahrzeug sicher schleusen kann“, erklärt Braun. „Falls er hier Zweifel hat, greifen wir schifffahrtspolizeilich ein und verweigern die Schleusung.“ Bei den Floßbooten sei „die größere Thematik, dass hier mit schwach motorisierten Fahrzeugen Kundschaft unterwegs ist, die Spaß haben will, sich meist mit den Verkehrsregeln nicht auskennt und die Gefahren der falschen Begegnung mit einem großen Frachtschiff nicht mal erahnt“, so Braun.

Aufgeben will Sendelbach sein Projekt dennoch nicht. Derzeit sei er in Gesprächen mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und der Stadt Stuttgart, ob der Neckarabschnitt zwischen Bad Cannstatt und Münster für den Floßbootverleih geeignet wäre, berichtet er. Angedacht sei zudem, im Mai des Jahres ein solches Gefährt zu Wasser zu lassen – zur Testfahrt mit den Entscheidungsträgern. Denn noch müssten die genauen Regelungen mit den entsprechenden Behörden geklärt werden. Das gelte auch für den künftigen Standort des Bootsverleihs in diesem Bereich. Ganz abwegig scheint das Vorhaben nicht zu sein: „Die Strecke Hofen bis Cannstatt ist attraktiv und relativ breit, sodass hier der geringste Konflikt in der Nutzung der begrenzten Wasserfläche besteht“, so Braun.