Noch immer ist unklar, ob die EnBW den Katzenbachsee und den Steinbachsee in Stuttgart-Vaihingen an private Interessenten oder an die Stadt verkauft. Die Lokalpolitik macht sich Sorgen um die Zukunft des Naherholungsgebiets.

Vaihingen - Seen sind wichtiger Bestandteil der Naherholung rund um die Landeshauptstadt. Sie bieten Naturfreunden die Gelegenheit, seltene Flora und Fauna zu erleben. Doch genau genommen hat Stuttgart gar keine Seen. Das verhindert der Keuper im Untergrund. Die Seen, die es gibt, sind aufgestaut.

 

Zu diesen sogenannten Parkseen gehören der Katzenbachsee und der Steinbachsee auf Vaihinger Gemarkung. Die beiden Gewässer wurden vom Hause Württemberg Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt. Ähnlich wie die nicht weit entfernten Bärenseen beim Rotwildpark dienten sie der Trinkwasserversorgung Stuttgarts. Klar, dass in diesem Sinne der Wunsch besteht, die Seen mögen für jedermann zugänglich bleiben. Dass dies einmal nicht mehr der Fall sein könnte, treibt die Bezirksbeiräte in Vaihingen seit 2016 um.

Bezirksbeiräte wollen Landeshauptstadt als Eigentümer

Der Hintergrund: Die beiden Hinteren Parkseen gehören der EnBW-Tochter Netze BW. Und diese will die beiden Gewässer verkaufen. Deshalb soll der Bezirksbeirat Vaihingen auf Initiative der CDU-Fraktion eine schriftliche Anfrage an die Stadtverwaltung formulieren. „Der Bezirksbeirat bittet zeitnah um Berichterstattung der Stadtverwaltung über den Stand der Dinge beim Eigentum an Katzenbachsee und Steinbachsee“, heißt es in dem Entwurf der CDU. Es sei einhellige Meinung des Gremiums gewesen, „dass die beiden Seen in den Besitz der Landeshauptstadt gehören, beziehungsweise öffentlich zugänglich bleiben“.

Seen sind wichtig beim Thema Hochwasserschutz

Die CDU-Lokalpolitiker fordern die Verwaltung auf, sich in die Verkaufsverhandlungen einzuschalten. Das Ziel müsse sein, die Funktion der Seen – nämlich Naherholung, Landschaftsbild und Hochwasserschutz – zu erhalten und auf eine sichere Basis zu stellen. „Vor diesem Hintergrund ist der Erwerb durch die Stadt Stuttgart in Erwägung zu ziehen“, heißt es in der Begründung der Anfrage. Die Seen, führt die CDU weiterhin aus, seien zum einen eben Bestandteil eines wichtigen Naherholungsgebiets, zum anderen spielten sie eine Rolle beim in Zukunft immer wichtiger werdenden Thema Hochwasserschutz. Künftig seien für diesen nicht unerhebliche Investitionen erforderlich. „Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, die Seen Sportvereinen mit unklarem finanziellen Hintergrund oder Investoren mit unklaren Absichten zu überlassen“, argumentieren die CDU-Bezirksbeiräte. Ihre Forderung ist jedenfalls deutlich: „Angesichts dieses Sachverhalts und der großen Bedeutung des Seengebietes als Naherholungsgebiet ist zu erwarten, dass die Stadt Stuttgart ihre Verantwortung gegenüber der Natur und der Stuttgarter Bevölkerung wahrnimmt und den Erwerb ins Auge fasst.“

Stadt und EnBW geben sich über Verkaufsverhandlungen wortkarg

Offenbar gibt es bereits Verhandlungen mit der Stadt über den Kauf der zwei Seen, allerdings geben sich beide Seiten derzeit zurückhaltend. Auf Anfrage unserer Zeitung antwortet eine Sprecherin der Stadt: „Die EnBW hat die Seegrundstücke der Hinteren Parkseen, also Katzenbachsee und Steinbachsee, im April 2017 zum Verkauf ausgeschrieben, woraufhin die Stadt erneut ihr Kaufinteresse signalisiert und ein Kaufangebot abgegeben hat“, teilt sie mit. „Die Stadt steht in Gesprächen mit der EnBW, eine Entscheidung steht jedoch noch aus.“

Auch der EnBW-Konzernsprecher Hans-Jörg Groscurth äußert sich auf Anfrage unserer Zeitung verhalten. Die EnBW habe in der Vergangenheit mit einigen Interessenten verhandelt, sagt er. Es habe jedoch keine Einigung gegeben. „Wir sind aber auch mit der Stadt Stuttgart in Verhandlungen,“ erklärt Groscurth. Darüber, wer sonst noch an den Seen Interesse gezeigt habe oder noch zeigt, will er sich allerdings nicht äußern.