Im Herbst 1997 eröffnete der zehn Jahre zuvor gegründete Verein Kiwicha Weltladen Stuttgart-Vaihingen seine Räume am Vaihinger Markt 11. In diesem Jahr feiern die Mitglieder runden Geburtstag.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Das schwarz-weiß Bild zeigt, wie es einst begann. 1987 gründete eine kleine Gruppe von Vaihingern den Verein Kiwicha Weltladen. Anfangs verkauften die Mitglieder ihre Waren auf dem Wochenmarkt, bei Gemeindefesten, vor Gottesdiensten und bei anderen Gelegenheiten. Später fand der Verein im Vorraum des Mütterzentrums an der Ernst-Kachel-Straße eine erste Heimat. 1991 eröffnete das Team einen richtigen Weltladen auf dem Kelterberg. Seit 1997 befindet sich das Geschäft am Vaihinger Markt 11 und damit in unmittelbarer Nähe zu den ersten Verkaufsständen auf dem Wochenmarkt.

 

In diesem Jahr feiert der Verein sein 30-jähriges Bestehen. Viel hat sich in dieser Zeit verändert. Als Fritz Kuhn 1997 zur Eröffnung der neuen Räume am Vaihinger Markt kam, war er noch für die Grünen im baden-württembergischen Landtag. Wenn er am 14. Oktober beim Geburtstagsfest für den Weltladen spricht, kommt er als Oberbürgermeister.

Verein lädt zu einem umfangreichen Programm ein

Das Ziel des Weltladens-Teams ist aber bis heute gleich geblieben: Die Vereinsmitglieder wollen mit dem Verkauf von fair gehandelten Waren Armut und Ungerechtigkeit in den sogenannten Entwicklungsländern bekämpfen und gleichzeitig über ungerechte Handelsbeziehungen, Zollhindernisse und wirtschaftliche Abhängigkeiten informieren. Herbert Franke ist seit eineinhalb Jahren dabei. Er wohnt in Oberaichen, kam aber dank privater Kontakte zum Vaihinger Weltladen. „Ich möchte dazu beitragen, dass die Dinge anders werden. Dass es Stück für Stück mehr fairen Handel gibt“, sagt der Rentner über seine Motivation.

Zum runden Geburtstag haben sich die Vereinsmitglieder ein umfangreiches Programm ausgedacht. „Wir wollen nicht nur Party machen, sondern ein breites Spektrum abdecken“, sagt Franke. Von Samstag an, 16. September, soll das Schaufenster eine große Fotowand mit mehr als 200 Gesichtern von Kunden und Freunden werden. Sie gratulieren unter der Überschrift „Wir geben dem fairen Handel ein Gesicht“ und wollen so für mehr Öffentlichkeit sorgen. Die Vereinsmitglieder arbeiten schon seit Monaten an der Fotowand. „Etwa 160 Gesichter haben wir bereits zusammen“, sagt Franke. Wer mitmachen und Teil der Bewegung werden möchte, kann sich im Weltladen melden. Bei dem Projekt wird das Team von den Künstlern vom Kelterberg unterstützt, allen voran Harald Marquardt und Géza Spiegel.

Eine Woche später, am 23. September, beginnt der Losverkauf. Jedes Los gewinnt eine Wundertüte mit Überraschungen aus dem Weltladensortiment. Zudem gibt es zehn Hauptgewinne. Zu sehen sind diese schon jetzt im Schaufenster des Weltladens. Die Gewinner können ihre Preise beim Geburtstagsfest am 14. Oktober abholen. An diesem Tag bietet die Möhringer Gemeindediakonin Birgit Keyerleber auch noch einen Kochkurs unter der Überschrift „Fair trifft regional“ an. Die Teilnehmer kochen aus heimischen Bioprodukten und Zutaten aus dem Weltladen ein mehrgängiges Menü. Zuvor lädt der Verein am 4. Oktober zu einer Lesung ein. Der Professor Michael von Hauff präsentiert sein Buch „Fair Trade“ und diskutiert mit den Gästen. Der Höhepunkt des Geburtstagsprogramms ist der Festabend am 10. November in der Alten Kelter.

Der Verein will mehr jüngere Mitglieder gewinnen

Auf die Frage, was sich das Weltladen-Team für die nächsten 30 Jahre vorgenommen hat, antwortet Franke: „Uns geht es um die Botschaft.“ Der Verein wolle weiter aufklären und Menschen von der Sinnhaftigkeit des fairen Handels überzeugen. Und man wolle als Verein nicht schrumpfen. Denn der Weltladen am Vaihinger Markt ist fein, aber klein. Es ist ein richtiges Geschäft, das montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet hat. Das ist den Mitgliedern wichtig. Doch manchmal fällt es ihnen schwer, die langen Ladenöffnungszeiten aufrecht zu erhalten. „Wir müssen mehr Leute für unsere Arbeit gewinnen, vor allem mehr Jüngere“, sagt Franke. Derzeit seien die Aktiven größtenteils Rentner.

Immer wieder gebe es auch die Idee, größere Räume zu mieten. So könnte der Laden noch attraktiver werden und mehr Menschen zum Mitmachen bewegen. Aber – und da beißt sich die Katze in den Schwanz – „um das zu bestreiten, bräuchten wir erst mehr Mitglieder“, sagt Franke.

Kontakt: Für den Kochkurs am Samstag, 14. Oktober, können sich Interessierte bei Familie Möck unter Telefon 0711/7 35 46 44 oder per Mail an ujmoeck@yahoo.de anmelden.