Die Polizei schnappt am Mittwochabend fünf Männer, die in Stuttgart-Vaihingen eine Bank ausrauben wollen. Sie schlägt in letzter Sekunde zu. Die Polizei wusste, was die Männer vorhatten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Buchstäblich in der allerletzten Sekunde hat die Polizei am Mittwoch mitten in Vaihingen einen Banküberfall vereiteln können. Man kann fast schon von einem Showdown sprechen: Sie stellte fünf Männer an der Hauptstraße, die gerade eine Bank ausrauben wollten. Ein Wagen der Kriminalpolizei versperrte dem Fahrzeug der Gruppe den Weg. Ein Mobiles Einsatzkommando griff zu: Die Spezialkräfte schnappten zwei 41 und 44 Jahre alte Männer, als diese bereits das Bankgebäude betreten hatten, drei weitere saßen noch im Auto. Sie wurden festgenommen, vier von ihnen kamen in Untersuchungshaft. Der Fahrer blieb auf freiem Fuß.

 

Ermittler kennen den Plan

Der Zeitpunkt des Zugriffs war kein Zufall. Die Polizei kannte nämlich die Pläne der fünf Männer, die 39, 41, 43, 44 und 51 Jahre alt sind. „Da ging es um Sekunden“, sagt die Polizeisprecherin Monika Ackermann über den Einsatz gegen 21.15 Uhr. Denn auch wenn die Polizei den Tatverdächtigen im Vorfeld auf die Spur gekommen war und die Pläne kannte, muss so eine Festnahme genau dann erfolgen, wenn sich schon beweisen lässt, dass die Beobachteten den Plan auch tatsächlich ausführen wollten. „Aber man darf natürlich auch nicht zu spät sein, damit schon was passiert ist“, fügt sie hinzu. Die Festnahme habe dann „perfekt wie aus dem Lehrbuch“ geklappt, die Erleichterung sei groß gewesen bei den beteiligten Kollegen: „So ein Einsatz kostet schon den einen oder anderen Schweißtropfen, da muss alles genau stimmen“, so die Pressesprecherin. Ein Kripofahrzeug stellten die Beamten vor den Wagen der Verdächtigen, die in einem Audi mit Frankfurter Kennzeichen in Vaihingen vorgefahren waren, um eine Flucht der drei Männer im Auto zu verhindern.

MEK nimmt fünf Männer fest

Beamte des Mobilen Einsatzkommandos schnappten sich die Tatverdächtigen. Die Männer hätten sich nicht gewehrt und seien auch nicht bewaffnet gewesen. Am Fahrzeug sind Scheiben zu Bruch gegangen. Dadurch kam im Stadtteil das Gerücht auf, es sei geschossen worden. Das stimmt nicht, die Scheiben wurden schlichtweg beim Zugriff eingeschlagen, damit die Verdächtigen sich nicht darin verbarrikadieren konnten. Beamte von drei Revieren sicherten die Umgebung. „Wenn der Zugriff erfolgt, sollte kein Unbeteiligter aus Versehen in das Geschehen geraten“, erläutert Monika Ackermann. Auch das habe geklappt, der Verkehr konnte rund um den Schillerplatz gestoppt werden. Augenzeugen beschreiben die Atmosphäre als „beeindruckend und bedrohlich“, als der Platz von Streifenwagen mit Blaulicht abgeriegelt wurde.

Auch wenn die Polizei im Vorfeld von der geplanten Tat gewusst habe, könnten die Ermittler im Raubdezernat noch nicht ganz genau sagen, welche Vorgehensweise in der Bank geplant gewesen sei. Der ungewöhnliche Zeitpunkt, lange nach Geschäftsschluss, wurde wegen der Umbauarbeiten in der Filiale der Deutschen Bank gewählt. Sie war zwar geschlossen, aber nicht unbelebt. Bauarbeiter und Sicherheitsleute waren darin – und offenbar trotz des Umbaus auch Geld. Wie genau die Täter vorgehen wollten, das wisse man noch nicht. „Das muss noch ermittelt werden“, sagte die Sprecherin. Beim Zugriff wurden jedenfalls keine Waffen gefunden. Was die Täter ansonsten dabei hatten, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Die Polizei stellte das mutmaßliche Fluchtfahrzeug sicher.

Was die Polizei noch im Dunkeln lässt nach dem nächtlichen Zugriff, ist ihr Vorgehen im Vorfeld: Wie sie den Verdächtigen auf die Spur kam, darf nicht verraten werden. Denn das sollen weder die aktuell festgenommenen Männer noch andere Täter erfahren. Es könnten Hinweise aus dem Umfeld gewesen sein sowie Observationen und Telefonüberwachungen von Gesprächen der Verdächtigen, bei denen die Tat vorbereitet wurde. Für eine Telefonüberwachung und die Beobachtung der Verdächtigen muss aber schon ein erster konkreter Verdacht bestehen.

Banküberfälle sind selten geworden

Banküberfälle sind extrem selten geworden. Aufgrund der gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen scheuen Kriminelle das Risiko. In modernen Geldinstituten ist das Bargeld gut gesichert, die Räume sind fast immer videoüberwacht.