Es gab bereits zahlreiche Unfälle an einer Kreuzung in Stuttgart-Vaihingen. Einige Autofahrer machen die Ampel dafür verantwortlich. Bürger haben verschiedene Vorschläge, wie die Stelle sicherer werden könnte. Was sagen Experten dazu?

Vaihingen/Möhringen - Normalerweise orientiert sich der Autofahrer an Verkehrszeichen am rechten Fahrbahnrand, manchmal sind Ampeln auch direkt über dem Fahrstreifen montiert. Aber meist auf der Seite der Kreuzung, auf der sich der Autofahrer befindet, also noch bevor er in eine andere Straße einfährt. Nicht so an der Kreuzung Industriestraße/Am Wallgraben im Synergiepark. Für den Verkehr in Ost-West-Richtung stehen die Ampeln im Kreisverkehr, über den die Stadtbahn fährt, also jenseits der Fahrspur am Wallgraben.

 

Für manch einen Autofahrer stellt das ein Problem dar. Seit Inbetriebnahme des Streckenasts der U 12 nach Dürrlewang gab es immer wieder Unfälle. Im Januar 2019 kollidierten binnen zwei Tagen zwei Autofahrer an besagter Kreuzung mit den vorbeifahrenden Stadtbahnen. Zum Glück gab es in beiden Fällen nur Blechschäden.

An der Kreuzung ballt sich der Verkehr

Einer, der die Situation im Synergiepark kennt, ist Jürgen Häberle. Er wohnt unweit der Kreuzung, an der es immer wieder kracht. „Es ist mir selbst schon passiert, dass ich die rote Ampel erst im letzten Moment gesehen habe“, sagt Häberle. Die kleine Ampel sei schlecht wahrnehmbar, die Verkehrsführung nicht einfach – vor allem für Ortsunkundige. „Der Autofahrer ist es gewohnt, sich am rechten Fahrbahnrand zu orientieren“, sagt der Anwohner. Die Ampel in der Mitte des Blickfelds sei ungewöhnlich, deswegen würden viele Verkehrsteilnehmer sie nicht gleich sehen – oder sie sehen sie gar nicht.

Generell sei die Kreuzung Industriestraße/Am Wallgraben eine Herausforderung. „An dieser Stelle ist so viel los, da wird es schnell unübersichtlich, weil man auf so vieles achten muss“, sagt Häberle. Andere Autos, Lastwagen und Busse, dazu die Stadtbahn, Radfahrer und Fußgänger; an der Kreuzung ballt sich der Verkehr. Die „Haifischzähne“, also die aneinander gereihten Dreiecke, die die Einfahrt in den Kreisverkehr von der Industriestraße markieren und die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen sollen, habe er erst gar nicht bemerkt, sagt Häberle.

Ampel soll größer und deutlicher sein

Der Anwohner schlägt vor, die rote Ampel größer zu gestalten oder auf einen weißen Rahmen auf schwarzem Hintergrund zu setzen. Der gleiche Gedanke treibt auch Michael Schlegel aus Rohr um. An der Rembrandtstraße in Möhringen gebe es bereits solch eine große, gut erkennbare Ampel an der Stelle, an der die U 3 die Straße kreuzt, schreibt er in einer Mail an unsere Zeitung. Und auch beim Bahnübergang an der Plieninger Straße in Möhringen beispielsweise gibt es solch ein gut erkennbares Rotlicht.

„Man muss ja nicht gleich alles umbauen“, sagt Jürgen Häberle. „Aber eine größere Ampel wäre schon hilfreich.“ Diese „Minimalmaßnahme“ sei zumindest einen Versuch wert. „Es geht nicht nur um die Sicherheit der Autofahrer“, sagt Häberle. Auch Stadtbahnfahrer hätten schließlich damit zu kämpfen, wenn sie in einen Unfall mit einem Auto verwickelt werden.

Ulf Weible kennt die Kreuzung gut. Als städtischer Verkehrsexperte hat er den Bau der U 12 nach Dürrlewang begleitet. Die Kreuzung sei eine Besonderheit. Sie sehe aus wie ein Kreisverkehr, sei aber eben keiner. Darum gibt es auch keine Kreisverkehrsschilder, sondern die rot-weißen Dreiecke, die „Vorfahrt beachten“ bedeuten. Die Ampeln seien allein wegen der Stadtbahn erforderlich. Wichtig sei, dass alle Autofahrer Rot haben, wenn eine Bahn kommt, also auch die, welche den Weg der Bahn gar nicht kreuzen würden. „Das haben wir so gemacht, weil der Stadtbahnfahrer sicher sein können muss, dass kein Fahrzeug kommt“, sagt Weible.

Stadt reagiert auf Vorschläge der Bürger

In der Tat würden Stadtbahnfahrer immer wieder berichten, dass Autofahrer das Rotlicht übersehen oder ignorieren. „Darum sind wir tätig geworden“, sagt Weible. Die Haifischzähne seien in der deutschen Straßenverkehrsordnung gar nicht vorgesehen. Man habe sich die weißen gezackten Linien aus dem Ausland abgeschaut. „Wir hielten das an dieser Stelle für sinnvoll“, sagt der Verkehrsexperte.

Von den Vorschlägen der Bürger ist er nicht abgeneigt. Vor einigen Jahren habe die Stadt damit begonnen, an kritischen Kreuzungen größere Ampeln mit einem Durchmesser von 30 statt wie gewöhnlich 20 Zentimetern zu aufzustellen, so zum Beispiel an der Rembrandtstraße. „Mittlerweile kommen wir davon aber wieder ab“, sagt Weible. Denn die großen LED-Lampen würden die Autofahrer nachts so blenden, dass sie die Umgebung nicht mehr wahrnehmen. Dennoch sei er bereit, den speziellen Fall am Wallgraben noch einmal zu prüfen. Er kann sich auch vorstellen, die Ampel zu versetzen oder ein zusätzliches Signal auf der rechten Straßenseite zu installieren. „Das ist technisch und finanziell machbar“, sagt der Verkehrsexperte.