Seit fast einem Jahr läuft am Stuttgarter Landgericht der Pussy-Club-Prozess. Ein weiterer Zuhälter wurde verurteilt. Jetzt fehlen nur noch die Urteile gegen zwei Komplizen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart - Seit fast einem Jahr beschäftigt das Verfahren um die sogenannten Flatratebordelle, zu denen auch der Pussy-Club in Fellbach gehört hat, das Stuttgarter Landgericht. Am Dienstag, dem 63. Verhandlungstag, ist einer der drei letzten von ursprünglich zehn Angeklagten verurteilt worden. Der 29-Jährige bekam – gemäß einer Absprache der Prozessbeteiligten – wegen schweren Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und wegen Zuhälterei eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Den größten Teil der Strafe hat der Rumäne bereits verbüßt, er sitzt seit zwei Jahren in Untersuchungshaft. Morgen wird der Prozess gegen zwei seiner Komplizen fortgesetzt.

 

Akkordabfertigung der Freier

Die drei Männer gelten als die Chefzuhälter, das Verfahren gegen sie war im Sommer von den übrigen abgetrennt worden. Es ist dies das vorerst letzte Verfahren im Zusammenhang mit den Billigbordellen, die der Ring unter anderem auch in Berlin, Heilbronn und Schifferstadt betrieben hat. Ursprünglich waren neun Männer und eine Frau angeklagt gewesen, 22 Rumäninnen mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und in „Flatratebordellen“ zur Akkordabfertigung von bis zu 60 Freiern am Tag gezwungen zu haben.

Das Verfahren gegen die Frau wurde eingestellt, sechs Männer sitzen bereits Haftstrafen von bis zu knapp fünf Jahren ab. Bei den drei verbliebenen Angeklagten handelt es sich um einen 36 Jahre alten Rumänen, der sich selbst als Journalisten bezeichnet, einen 38-Jährigen Familienvater, der wegen einschlägiger Taten bereits drei Jahre und drei Monate im Gefängnis saß, und um dessen 29-jährigen Cousin, einen Elektriker aus Rumänien, er ist gestern verurteilt worden.

In der Zeit von April 2006 und September 2008 hat der 29-Jährige die Frauen nach Deutschland gebracht. Diese Frauen, die meisten jünger als 21 Jahre alt, waren mit ordentlichen Jobangeboten geködert worden, mussten dann aber zwangsweise in den Bordellen arbeiten. Der Verurteilte beaufsichtigte sie in dem Etablissement in Schifferstadt, später in Heidelberg. Im Laufe des Prozesses hatten etwa 20 der Frauen ausgesagt, einige belasteten den 29-Jährigen schwer. So wurde unter anderem berichtet, dass er einer abtrünnigen Frau Prügel androhte. Einer anderen, die unter starken Unterleibschmerzen litt, soll er einen Arztbesuch verweigert haben. In der Folge wurde sie unfruchtbar. Doch auch die Mitangeklagten wälzten einen Teil der Schuld auf den 29-Jährigen ab. Am 60. Verhandlungstag legte er schließlich ein Geständnis ab.

Eine der Frauen ist heute unfruchtbar

Aus Sicht von Staatsanwalt Peter Holzwarth war der Verurteilte innerhalb der Bandenhierarchie „auf der zweiten Ebene angesiedelt, direkt unter den beiden anderen“, deren Verurteilung noch aussteht. Der Anwalt, Hans Bense, stellte seinen Mandanten hingegen als harmlosen Handlanger hin, als „Handy-Boy“, der für 700 bis 800 Euro im Monat im Bordell geputzt und Einkäufe erledigt habe, während seine beiden Chefs auf der faulen Haut gelegen und das große Geld kassiert hätten: „Er dagegen hat von morgens bis abends gearbeitet.“

Den beiden anderen Männern wird neben Menschenhandel und Zuhälterei auch Sozialversicherungsbetrug in Millionenhöhe zur Last gelegt, weil sie die jungen Rumäninnen nicht ordnungsgemäß angemeldet haben sollen. Sie werden am Donnerstag wieder vor Gericht erscheinen.