Mit viel Musik wurde Dekan Klaus Käpplinger in der Pauluskirche in Stuttgart-Zuffenhausen verabschiedet. Ab September ist er Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Gesellschaft.

Zuffenhausen - Als am späten Samstagnachmittag die Glocken aller evangelischen Kirchen zugleich und lange ertönten, war dies schon ein deutliches Zeichen dafür, dass der Evangelischen Kirchengemeinde Zuffenhausen ein gewichtiges Ereignis bevorstand. Doch auch dieses selbst wurde durch prächtige Klänge in eine andere Sphäre gehoben. Durch volltönenden Bläserklang, durch Orgel-, Flöten- und Chormusik, wobei der Bezirkskantor Alexander Kuhlo aber auch schon die spätere, ausgelassen-heitere Seite des Ereignisses präludierte – und dabei mit „Thank you für the music“ à la ABBA die versammelte Christengemeinde zum Mitklatschen animierte.

 

Zunächst aber war mit diesem Serenaden-Gottesdienst der „schmerzliche Abschied“, so die Prälatin Gabriele Arnold, von Dekan Klaus Käpplinger zu bestehen. Dieser setzte in seiner Abschiedspredigt noch einmal eine „Duftmarke“, die auch als Vermächtnis verstanden werden konnte. In gewohnt dialektischer Manier spannte er seine Worte zwischen die Frohe Botschaft des Evangeliums und den Befund, dass „wir in einer Welt leben, die aus den Fugen geraten ist“. Er fasste dies in eine Reihe von Fragen: Wie leben wir Menschen zusammen? Wie bewahren wir die Schöpfung? Was ist richtig, was gerecht? Und: „Wie stehen wir dafür ein, dass allen Menschen die ihnen vom Anfang her gegebene Würde tatsächlich gegeben wird?“ Die Aufgabe sei, sich „auch um die am Rande Stehenden zu kümmern“. Er betonte: „Wir haben die Möglichkeiten, diese Aufgabe zu bewältigen.“

Sechs Jahre in der Gemeinde gewesen

Als der offizielle Akt der Entpflichtung vollzogen war und der scheidende Dekan die Gläubigen gesegnet hatte, leitete Käpplinger selbst zum profanen Teil der Veranstaltung über und bekannte, dass er „ein schlechtes Gewissen“ habe, die Gemeinde nach nur sechs Jahren wieder zu verlassen. Zumal er bei seinem Amtsantritt in Zuffenhausen auch „zurück zu den Wurzeln“ gestrebt habe: „In dieser Kirche wurde ich getauft.“ Doch auch für die Kirchengemeinde gehe es weiter, wobei er deren Lebendigkeit allein schon mit einer Handvoll ganz unterschiedlicher Aktivitäten in der neuen Woche unterstrich.

An Käpplingers Predigt knüpfte in der Tour der Abschiedsreden dann gleich die Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs an: „Menschen, die am Rande stehen, die keine laute Stimme haben“, seien dem scheidenden Dekan „von jeher eine Herzensangelegenheit“ gewesen – verbunden mit der Überzeugung, „dass der Glaube die Sehnsucht nach einer gerechten Welt wach hält“. Als die Dekanin dem scheidenden Käpplinger dankte „für die Ideen, den Einsatz und das gute Miteinander“, zudem Positionen etwa als Vorsitzender im Diakonieausschuss oder als Mitwirkender von „Diakonie in Stuttgart“ (DiS) erwähnte, erschien die künftige Aufgabe Käpplingers als logische Folge seines Wirkens: Ab September ist er der neue Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Gesellschaft (eva), die sich um Menschen in ganz unterschiedlichen Notlagen kümmert.

Dauerkarte für die Kickers als Abschiedsgeschenk

Da er keine „Staubfänger“ als Abschiedsgeschenke haben wollte, hatten sich die Akteure einiges einfallen. Etwa eine Dauerkarte für den Fußballanhänger. Allerdings nicht für die „Roten“, für den VfB also, deren bekennender Fan Käpplinger ist. Sondern für die, „die ebenfalls am Rande stehen“, also für die „Blauen“, die Stuttgarter Kickers, die nach dem neuerlichen Abstieg „Zuffenhausen näher kommen“, wie Martin Dehlit, der Vorsitzende des Kirchenkreises Stuttgart, sagte. Die Stadionwurst reichte für den Kirchengemeinderat Heinz Stohrer nach. Und einen Volltreffer landete auch Pfarrer Dieter Kümmel, als er Käpplinger eine „Wildcard für Predigten in Zuffenhausen“ überreichte: „Rufen Sie an, wann immer Sie wollen!“ Bei Häppchen, Getränken und Eis war dann auch die Gemeinde wieder in bester Laune. Und es hätte nicht gewundert, wenn nun die Glocken noch einmal erklungen wären: Als tönende Botschaft in die einbrechende Nacht hinein und weit hinaus über die Mitte der Stadt.