Mit der neuen Werkmonografie über den Stuttgarter Architekten Paul Schmitthenner rücken die Historiker Wolfgang Voigt und Hartmut Frank ein ungeliebtes Kapitel der Moderne in den Blick.

Stuttgart - Als das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 2003 zur Eröffnung der ersten monografischen Ausstellung über Paul Schmitthenner (1884–1972) nach Frankfurt lud, erschienen im Haus am Schaumainkai auch Verwandte und einstige Weggefährten des Stuttgarter Architekten. Max Bächer, Stuttgarter Berufskollege von Schmitthenner, aber zwei Generationen jünger als jener, zischte damals seiner Begleitung ins Ohr: „Wenn man genau hinguckt, haben die alle noch ein Hakenkreuz aufm Arsch.“ Paul Schmitthenner, Protagonist der „Stuttgarter Schule“ und Paradearchitekt der Nazis – an diesem Urteil hat sich bis heute nicht viel geändert, trotz eines wesentlich differenzierteren Bilds, das die Schau im DAM schon vor fast zwanzig Jahren von ihm zeichnete. Eine neue Publikation wirft jetzt einen noch genaueren Blick auf Schmitthenners Bauten, seine Architekturlehre und seine Haltung in der NS-Zeit.