Sie sind jung und haben hunderttausende Fans: Nicolas Lazaridis und Sascha Hellinger sind die bekanntesten Youtuber aus Stuttgart. Die Werbebranche ist den 21-Jährigen schon längst auf den Fersen.

Stuttgart - Eigentlich sehen Sascha Hellinger und Nicolas Lazaridis aus wie ganz normale junge Stuttgarter, die ganz normale Getränke in einem Stuttgarter Café bestellen. Doch kaum haben sie Spezi und Cappuchino ausgetrunken, steht ein junges aufgeregtes Geschwisterpaar neben ihnen und bittet um ein Foto. „Klar“, sagen beide, während die Mutter der Geschwister verblüfft schaut. „Ich habe keine Ahnung, wer das ist“, sagt sie.

 

Den älteren Erwachsenen sind Hellinger und Lazaridis weniger bekannt. Dafür sind sie umso populärer bei den jungen Menschen, die vor Youtube statt dem Fernseher sitzen. Denn beide sind Videomacher und haben auf Youtube Zuschauerzahlen, von denen mancher Fernsehsender nur so träumen kann.

Lazaridis’ Kanal gehört zu den beliebtesten Deutschlands

Hellinger aus Korntal-Münchingen hat erst im September 2014 seinen Youtube-Kanal „UnsympathischTV“ ins Leben gerufen. Seine Anhängerschaft beläuft sich nach relativ kurzer Zeitmehr als 600 000 Abonnenten. Er ist einer der reichweitenstärksten Videomacher aus dem Raum Stuttgart. Hellinger arbeitet eng mit Lazaridis aus Freiberg zusammen, der schon seit sechs Jahren Videos dreht und dementsprechend weiter ist: Sein Kanal „Inscope21“ zählt mit 1,4 Millionen Abonnenten zu den beliebtesten Deutschlands.

Wie viele andere Youtuber betreiben auch die beiden 21-Jährigen Comedy. In ihren Videos treten sie mal allein, mal zusammen auf. „Meistens geht uns ein Thema durch den Kopf, dann schalten wird die Kamera ein und legen einfach los“, erklärt Lazaridis. Oft sitzen sie dafür in ihren Zimmern im Elternhaus und machen sich mal über die Modewelt lustig, ein anderes Mal über Fitness-Studios, sie parodieren andere Youtuber und auch typische Alltagssituation, wie das Warten im Wartezimmer.

„Ich wollte es nur mal probieren“

Lazaridis hat sich seine Inscope21-Community Stück für Stück selbst aufgebaut. Seit Jahren lädt der Freiberger, der im Stuttgarter Olgahospital geboren wurde, drei Mal in der Woche seine Clips auf Youtube hoch, und erreicht damit Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Am Anfang waren es nur hundert, wenn ich Glück hatte tausend Zuschauer pro Video“, sagt Lazaridis. Inzwischen kommt er auf knapp zehn Millionen Klicks im Monat.

Hellinger ist mehr durch Zufall in die Youtube-Szene gerutscht. Als er einmal in einem Clip von Lazaridis auftrat, waren die Reaktionen der jungen Zuschauer so überwältigend, dass Lazaridis seinen ehemaligen Klassenkameraden zu einem eigenen Youtube-Kanal drängte. „Ich wollte es nur mal probieren“, sagt Hellinger. Inzwischen erreicht er vier Millionen Klicks im Monat. „Man glaubt es gar nicht, aber hinter jedem Video steckt harte Arbeit“, sagt er.

Beide verdienen ihr Geld mit Werbung

Weil Hellinger in seinen Videos oft auf die Kommentare seiner Leser eingeht, muss er erst einmal die im Schnitt tausend Reaktionen nach verwertbarem Material durchforsten. Erst dann beginnt er mit einer einfachen Spiegelreflexkamera zu drehen und muss schließlich den Clip am Computer zusammenschneiden. „Der Schnitt kostet am meisten Zeit“, sagt Hellinger, „Insgesamt dauert es drei bis vier Stunden bis ein Video fertig ist.“

All die Mühen der Youtube-Produktion nehmen die Freunde aber nicht nur um der Popularität willen auf sich. Beide verdienen mit ihrem Clips Geld. Über genau Beträge wollen sie sich nicht äußern, aber sie könnten „gut davon leben“. Auf Lazaridis‘ zweitem Kanal „InscopeLifestyle“, auf dem über er „ernstere Themen“ redet, wie er sagt, hat er vor knapp eineinhalb Jahren ein Video mit dem Titel „Mein neues Auto, aber nur dank euch!“ hochgeladen. Darin stellt er sein neues Gefährt vor – ein Mercedes-Benz der leistungsstärkeren Klasse.

„Die Kritik ist vollkommen in Ordnung“

Ein Teil des Geldes käme von Google für die geschalteten Anzeigen auf ihren Kanälen. Der andere Teil ist Sponsoring und Produktplatzierung. Die Produktpalette ist dabei ziemlich breit gefächert: In Hellingers Videos tauchen sowohl Tüten mit Trockenfrüchten einer Internet-Drogerie als auch ein riesiger roter Werkzeugkasten eines liechtensteinischen Werkzeugherstellers im Hintergrund auf.

Sowohl Hellinger als auch Lazaridis kennen die kritischen Debatten um Schleichwerbung in Youtube-Videos. Sie seien sich ihrer Verantwortung bewusst, insbesondere weil ihre Zielgruppe junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren sind. „Die Kritik ist vollkommen in Ordnung“, sagt Lazaridis, „Ich betreibe aber keine Schleichwerbung, sondern kommuniziere offen, dass eine Zusammenarbeit mit dem Produktherstellern vorliegt.“

Trotz des lukrativen Geschäfts wollen beide ihre Kanäle nicht ewig betreiben: „Die Zeit vergeht unglaublich schnell, seitdem ich Videos drehe“, sagt Hellinger, der ein Studium vor Augen hat. „Irgendwann brauche ich auch eine gewisse Sicherheit im Leben, sonst fresse ich mich selbst auf.“ Lazaridis hat inzwischen eine eigene GmbH gegründet und will das verdiente Geld auf Youtube später in den Gastronomie- oder Immobilienbereich investieren. „Für Youtube wird man irgendwann zu alt“, sagt er.