Der Stuttgarter Autobauer will gemeinsam mit einem ägyptischen Partnerunternehmen SUVs fertigen – und könnte damit auch auf den afrikanischen Markt zielen. Auch Ägyptens neue Hauptstadt könnte zu den Kunden zählen.

Stuttgart - In zwölf bis 14 Monaten sollen im Großraum von Kairo in Ägypten die ersten Daimler-SUVs vom Band laufen. Dazu hat der Konzern mit der ägyptischen Regierung eine Absichtserklärung unterzeichnet. Ein ehrgeiziges Ziel, das sich Daimler gesetzt hat – das gibt auch Entwicklungsvorstand Markus Schäfer zu. „Wir wollen damit vor allem den dortigen Markt bedienen und so unsere Marktposition ausbauen“, sagt Schäfer.

 

Die Montage der Autos soll gemeinsam mit einem ägyptischen Partnerunternehmen stattfinden und die SUVs sollen nur der Anfang sein. „Wir haben einen flexiblen Baukasten und können auch weitere Modelle bauen“, sagt Schäfer. Welche Modelle genau, sagte der Daimler-Vorstand nicht. Es werde sich entsprechend der hohen Nachfrage aber zunächst „eher um große SUVs“ handeln.

Erste Automontage seit 2015

Auch andere Details zu dem Geschäft sind noch recht vage – etwa, wer der Partner vor Ort sein wird. Derzeit laufe laut Schäfer die Endauswahl, zwei Unternehmen seien noch im Rennen. Auch die Form der Zusammenarbeit müsse noch geklärt werden, sobald es eine Entscheidung gibt. Die soll laut Schäfer aber noch vor der Sommerpause kommen. Sicher ist nur, dass man bei der Montage auch auf ägyptische Zulieferer setzen will.

Ägypten ist für Daimler kein neuer Markt. Derzeit arbeiten – direkt und indirekt – bereits rund 1000 Menschen in dem nordafrikanischen Land für Daimler. Das Unternehmen unterhält dort unter anderem ein Ersatzteillager sowie Import und Vertrieb. Personenwagen wurden dagegen seit 2015 keine mehr gefertigt.

Damals war Daimler aus einem Joint Venture ausgestiegen, das Autos aus angelieferten Einzelteilen zusammensetzte. So hatte man hohe Importzölle umgangen, die dann aber gesenkt worden waren.

Afrika als interessanter Markt

Nach vier Jahren Abstinenz soll es also wieder losgehen – mit der Perspektive, gegebenenfalls auch Busse und Nutzfahrzeuge zu bauen, wie Entwicklungsvorstand Schäfer betont. Auch könnten die in Ägypten gefertigten Fahrzeuge irgendwann in andere afrikanische Länder verkauft werden. „Afrika ist für uns ein hochinteressanter Markt“, sagt Schäfer, besonders wenn man auf das enorme Bevölkerungswachstum schaue. „Inwiefern wir da einsteigen, hängt allerdings von den bestehenden Handelsabkommen mit afrikanischen Staaten ab.

Gleichzeitig sieht Daimler Ägypten als neuen Markt für seine Mobilitätssparte Mobility Services. Darunter fallen beispielsweise Dienstleistungsunternehmen wie die Mobilitätsapps Mytaxi und Moovel oder die Carsharing-Plattform Car2Go.

Produkte wie diese will Daimler auch nach Ägypten exportieren – etwa für die neue Hauptstadt, die gerade außerhalb Kairos entsteht und die erste sogenannte Smart City – also eine digitalisierte, vernetzte Stadt – des Landes werden soll.

Wirtschaft erholt sich langsam

„In Ägypten entwickelt sich gerade viel in Sachen Mobilität“, sagt Vorstand Markus Schäfer. Er erwartet etwa, dass die Nachfrage nach Fahrzeugen mit Elektroantrieb in Zukunft steigen wird. „Die ägyptische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Verkehr klimaneutral neu zu organisieren“, sagt Schäfer. „Wir arbeiten dabei mit ihr zusammen.“ Gleichzeitig stellt der Konzern weitere Investitionen in Ägypten in Aussicht. So seien beispielsweise ein Logistik- und ein Trainingszentrum denkbar.

Das Engagement kommt zu einer Zeit, in der es der ägyptischen Wirtschaft nicht gut geht. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verbessert sich die Situation jedoch, 2018 ist das Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent gewachsen. 2011, auf dem Höhepunkt der auf den arabischen Frühling folgenden Revolution, lag das Wachstum bei 1,8 Prozent. Die Inflation liegt laut dem IWF bei 14,5 Prozent.