Das Unternehmen sieht große Chancen in der Lieferung von Motoren für Elektroautos. In vielen Teilen der Welt sollen aber auch noch Komponenten für Verbrennermotoren verkauft werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Der Stuttgarter Autozulieferer Mahle sieht die Elektromobilität als entscheidenden Wachstumstreiber für seine Geschäfte an. „Elektrifizierung ist für uns das Zukunftsthema“ sagte der seit November amtierende Vorsitzende der Geschäftsführung, Arnd Franz. Bei den neuen Aufträgen sei im vergangenen Jahr schon die Hälfte auf Produkte entfallen, die unabhängig vom Verbrennungsmotor in Autos sind, berichtete Franz bei der Vorlage der Bilanz für 2022. Bei Elektroautos sehe das Unternehmen ein dreimal höheres Umsatzpotenzial wie bei Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. „Dieses Potenzial gilt es zu heben“, meinte der Vorstandsvorsitzende. Dazu sollen auch neue Elektromotoren dienen, wie etwa ein Motor, der ohne seltene Erden auskommt. Mahle produziert Elektromotoren für Personenwagen,Nutzfahrzeuge und E-Bikes. Für Motoren von Verbrennern werden Komponenten hergestellt. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auch in das Thermomanagement von Fahrzeugen.

 

Aktuell ist Mahle mit 60 Prozent seines Umsatzes unabhängig von Komponenten für Verbrennungsmotoren. Diese will das Unternehmen auch künftig liefern, „solange es eine Nachfrage dafür gibt“, wie Franz sagte. Dabei setzt der Autozulieferer auf eine wachsende Zahl von Fahrzeugen, die etwa mit grünem Wasserstoff angetrieben werden. Außer in Europa, Nordamerika und China werden nach Meinung von Franz auch nach 2035 noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren dominieren. Im vergangenen Jahr steigerte Mahle den Umsatz deutlich um 14 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Am stärksten seien die Geschäftsbereiche Thermomanagement sowie Elektronik und Mechatronik gewachsen. Regional sei der Umsatz in Nordamerika am stärksten gewachsen, im laufenden Jahr soll der Umsatz weiter wachsen. In Gesprächen mit Kunden habe man zudem Preissteigerungen durchsetzen können.

Ergebnis soll besser werden

Auch beim Ergebnis will Mahle 2023 vorankommen und wieder die Gewinnschwelle erreichen. 2022 wurde im operativen Geschäft in der ersten Jahreshälfte noch ein Verlust verzeichnet, dann drehte sich das Blatt, sodass ein positives Ergebnis erzielt wurde. Dieses fiel mit plus 60 Millionen Euro gegenüber 169 Millionen Euro aber deutlich schwächer aus. Dazu hätten vor allem Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Energie und Fracht beigetragen. Nach Aufwendungen für Finanzen und Steuern rutsche Mahle 2022 noch kräftiger in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand nach den Angaben von Finanzgeschäftsführer Markus Kapaun ein Verlust von 332 Millionen Euro nach 108 Millionen Euro im Jahr 2021. Dank flüssiger Mittel, zugesagten Krediten und einem Darlehen der Europäischen Investitionsbank von 300 Millionen Euro sieht das Unternehmen seine Finanzierung als stabil an. Bis 2025 wolle man wieder „in der Erfolgsspur“ sein, sagte Franz.

Gespräche über Zukunft der Werke

Im Rahmen von Gesprächen mit Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften wolle man die Zukunft der Standorte mit ihren weltweit 72000 Beschäftigten gestalten. Pläne für einen Abbau von Stellen gebe nicht. Für das Werk Mühlacker war Ende März eine Vereinbarung getroffen worden. Danach soll es bis Ende 2026 keine betriebsbedingten Kündigungen geben.