Der Grafiker Markus Wagner hat viele Ehrenämter und ist unter anderem Gründer der fahrbaren Kochschule für Grundschüler sowie der Aktion „Mitmachen Ehrensache“.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Alle Kinder mögen Ravioli aus der Dose, nur nicht Jochen. Der kann selber kochen. Der Spruch stammt von Markus Wagner, ebenso das Motiv auf der Postkarte, auf der er steht. Mit ihr wird für das Slowmobil geworben. In dem zur Schulküche umgebauten Sprinter werden Kinder zu sogenannten „Essperten“. Wagner ist selbstständiger Grafiker und wirkt bei neun Projekten mit. Da stellt sich die Frage, ob sein Tag mehr als 24 Stunden hat, zumal er auch noch ein passionierter Langstreckenradler ist. Doch er winkt ab. „Oft sind da ja nur einige Sitzungen im Jahr.“ Markus Wagner ist einer von zehn Stuttgartern des Jahres 2019. Das ist ein Ehrenamtspreis, den die Stuttgarter Versicherung gemeinsam mit der Stuttgarter Zeitung zum fünften Mal ausgelobt haben und der am 1. April 2019 bei einer Benefizgala im Stuttgarter Veranstaltungszentrum Wizemann offiziell verliehen worden ist.

 

Das SlowMobil macht Station an den Grundschulen

Beim Slowmobil war es etwas anders, denn das hat der Hobbykoch und Autor von drei Rezeptbüchern vor sechs Jahren nach dem Vorbild anderer Städte mit weiteren Slow Food Aktivisten gegründet. Die Bürgerstiftung gab über den Kindertaler das Startkapital – „und dann mussten wir einen Verein gründen“, erzählt Wagner schmunzelnd. Bis das Mobil an Schulen vorfahren konnte und bei Grundschülern mit gemeinsamen Kochaktionen im Sprinter das Interesse für Lebensmittel, deren Herkunft und deren Zubereitung vermitteln konnte, war es viel Arbeit. Nicht nur der Innenausbau war Tüftelei, auch die Sicherheitsanforderungen machten den Gründern zu schaffen. Heute ist das Slowmobil ein Selbstläufer mit 20 Ehrenamtlichen, und dieses Jahr sind schon alle Termine ausgebucht. Wagner schnippelt nun nicht mehr selbst mit den Kindern das Gemüse, sondern sorgt für das Werbematerial wie jene Postkarten mit den Koch-Sprüchen, die an den Schulen verteilt werden.

Arbeiten für einen guten Zweck

Ähnlich war es bei „Mitmachen Ehrensache“. Bei der Aktion suchen sich tausende Jugendliche selbstständig einen Arbeitgeber für einen Tag. Den Lohn spenden sie für ein soziales Projekt. Wagner war im Jahr 2000 Gründungsmitglied in Stuttgart. „Das war mein Einstieg ins Vereinsleben. 1995 wäre das noch eine absurde Idee für mich gewesen“, gesteht er. Ursprünglich wurde er als Grafiker angefragt, denn er sollte für die Werbung sorgen. „Es darf nicht viel kosten, sagte man mir“ – und wieder wurde ein Verein gegründet. „Da war dann der Grafiker plötzlich auch mit dabei.“ Heute sitzt Wagner bei „Mitmachen Ehrensache“ im Fachbeirat. Der entscheidet beispielsweise über die Projekte, denen der gespendete Lohn zugute kommen soll.

Mehr zum Preis Stuttgarter des Jahres gibt es hier.

Workshop mit Jugendlichen

Als Grafiker ist er auch für die Werbung an den Schulen verantwortlich und leitet Workshops für die jugendlichen Botschafter von „Mitmachen Ehrensache“, die die Idee weiterverbreiten. „Als das Thema Medienkompetenz auf dem Programm stand, habe ich allerdings von den Jugendlichen gelernt – dass die heute nämlich gar nicht mehr auf Facebook sind“, berichtet er. Stolz ist er darauf, dass in den fast 20 Jahren seit der Gründung der Aktion mehr als drei Millionen Euro gespendet wurden. Seit 2003 gibt es die Aktion im ganzen Bundesland, und Wagner macht dafür alle Broschüren und Flyer.

Viele Freunde und viel Freude mit dem Ehrenamt

Um die Vergabe von Geld in konkreten Notlagen geht es unter anderem bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Verband Bildender Künstler und Künstlerinnen Baden-Württemberg (VBKW). Meistens jedoch berät er in rechtlichen Fragen und finanziellen Angelegenheiten. „Buchhaltung ist ja nicht so deren Sache“, weiß er. Wieder stolperte er in ein neues Ehrenamt. Er hatte selbst eine Bescheinigung durch den VBKW benötigt, und man lud ihn ein, zur Mitgliederversammlung zu kommen: „Und schon war ich im Vorstand.“ Wagner muss immer mit anpacken, weil es ihm Freude macht. „Ich habe viele Freunde durch die ehrenamtliche Arbeit bekommen.“ Sie bedeutet ihm mehr als Fernreisen und Shopping-Touren. Und so bringt er gerne seine Fähigkeiten als Grafiker in die Projekte ein, die ihm am Herzen liegen, um ihnen so die öffentlichkeitswirksame Wirkung zu verpassen.