Neuer Vorstand, fünf Neuzugänge, mehr Sponsoreninteresse – die Eishockeyspieler der Stuttgart Rebells wollen nach mageren sportlichen Jahren in der Regionalliga Südwest ihr Image aufpolieren.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Eine Sicherheitsliga, das ist die Eishockey-Regionalliga Südwest. Man kann nicht absteigen. Vergangene Saison hing die rote Laterne in der Eiswelt Waldau wie eine Glocke in einem Kirchturm – sie gehörte einfach dazu. Die Rebels waren zu schwach, sie weiterzureichen. Abgestiegen in die absolute Bedeutungslosigkeit der fünftklassigen Landesliga sind die Revoluzzer trotzdem nicht, weil die Neuner-Liga auf zehn Clubs erweitert werden sollte. Glück gehabt.

 

Die Platzierung dokumentiert das sportliche Siechtum des Viertligisten, der seit Jahren stets ein wenig schlechter abschnitt als in der Saison davor – und niemand im Verein fand den Masterplan, wie man diesen Fahrstuhl zum Schafott hätte stoppen können. Vor ziemlich genau vier Jahren war beim Stuttgarter EC ein neuer Vorstand um Präsident Wolfgang Krause angetreten, der die gute alte Eishockey-Zeit wiederbeleben wollte, als auf der Waldau wöchentlich weit mehr als 1000 Fans gebrüllt, getobt und gesungen hatten, wenn die Cracks der Wizards, des ECS oder des EVS die Gegenspieler an die Bande gequetscht hatten. Mit großem Engagement und vielen Ideen trat Krauses Truppe an – in vier Jahren wurde sie aufgerieben, hat kapituliert vor den äußeren Umständen, wurde bezwungen auch von ihrer eigenen Hilflosigkeit, die Randsportart in Stuttgart so aufzuhübschen, dass die Sportfans von ihr nicht genug bekommen können.

Dornröschenschlaf soll beendet werden

Olav Schnier würde ebenfalls liebend gerne die Eishockey-Uhr in Stuttgart um Jahrzehnte zurückzudrehen. „Wir möchten die Fans von einst zurückgewinnen“, sagt der Elektrotechnik-Unternehmer aus Reutlingen. Er will Eishockey auf der Waldau aus dem Dornröschenschlaf wach küssen oder vielmehr: wach rütteln. Er ist motiviert und zuversichtlich, er strahlt Tatkraft aus. Das klingt bekannt. Kein Wunder: Olav Schnier gehört zum neuen SEC-Vorstand, der am 19. Juli ins Amt gewählt worden ist – und der den gleichen Träumen hinterherrennt wie seine Amtsvorgänger. Könnte man eigentlich schon jetzt das Urteil fällen: Das dürfte wieder nix werden – schade um das gute Geld und die viele Zeit? Nicht unbedingt, zumindest kann die Riege um Clubchef Christian Ballarin und Stellvertreter Schnier gleich zu Beginn ihrer Regentschaft einige ansprechende Neuigkeiten verkünden.

Sponsorenbudget verdoppelt

„Unser Sponsorenbudget ist doppelt so hoch wie im Vorjahr“, betont Schnier, was er als Beleg dafür nimmt, dass seine Mission nicht zwingend als Mission Impossible enden muss. Es dürfte sich um einen mittleren fünfstelligen Betrag handeln, was aller Ehren wert ist – im Eishockey finanzkräftige Partner zu überzeugen ist mitunter so knifflig, wie einen Eisbären auf vegane Kost umzustellen. Der SEC war bisweilen von einem spendablen Gönner abhängig, der den Club über Wasser hielt, so ist der Verein immerhin schuldenfrei. Nun sind die finanziellen Anforderungen auf mehreren Schultern verteilt. Stanzformenbauer A&M aus Kernen heißt der Hauptsponsor, der Trikotsponsor hp-Technik ist in den Pool der Förderer zurückgekehrt. „Das freut uns sehr“, sagt Schnier – denn es passt zur neuen Vision, alte Kontakte wieder unter Strom zu setzen.

Davon weiß auch Jens Mack zu berichten. Der Mann ist dem Eishockey-Sport seit jeher so aufgeschlossen wie ein Skifahrer dem Schnee. Mack ist Vorsitzender der Waldau Old Boyz, in denen sich ehemalige Stuttgarter Eishockey-Cracks wie er sowie Fans zusammengefunden haben. „Wir haben uns schwergetan mit dem alten SEC-Vorstand, das gebe ich zu“, sagt Mack, „nun hat eine neue Zeitrechnung begonnen.“ Es herrscht zwischenmenschliches Tauwetter in der Eiswelt. Die Old Boyz haben zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Rebels eine Werbebande mit beiden Clublogos an der Bande montiert, sie wollen ihr Netzwerk zur Verfügung stellen – die Kontakte der Oldies sind in jeder Sportart wertvoll. „Wir können ganz besonders mithelfen, alte Fanschichten neu zu mobilisieren“, erklärt Mack.

Ein Prämientopf als Zusatzreiz

Die Liaison mit den Old Boyz hält Schnier für ein Pfund in den Bemühungen des SEC, die Rebels rundzuerneuern. Wobei dieser Schritt sportlich längst getan ist. Fünf Neuzugänge stehen im Kader von Trainer Pavol Jancovic, drei davon mit höherklassiger Erfahrung (Lutz Kästle, Silas Abert, Jannis Ersel) sowie zwei Slowaken (Lukas Kubek, Michal Bako) vom Heimatclub HC Topolcany des Coaches. „Wir wollen in die Play-offs“, sagt Schnier, „wir haben das Team nicht nur in der Breite, sondern auch in der Tiefe verstärkt.“ Ein Bonbon fürs Erreichen des Ziels gibt’s auch: Kommen die Rebels unter die Top Vier, erhalten die Spieler das Geld aus einem Prämientopf, in den Gönner nach Gutdünken einzahlen. 2500 Euro sind bereits drin. Dass die Regionalliga in dieser Saison schon wieder eine Sicherheitsliga ist, das soll für die Rebels keine Rolle spielen.