Die Fluggastzahlen werden vom Rekordwert von 12,7 Millionen Reisenden auf etwa drei Millionen einbrechen, so die Geschäftsführer des Landesflughafens. Die flüssigen Mittel sind schnell aufgezehrt.

Stuttgart - Der Landesflughafen, an dem die Stadt Stuttgart mit 35 Prozent beteiligt ist, hat im Vorjahr das Rekordergebnis von 50,2 Millionen Euro eingefahren und 12,7 Millionen Passagiere gezählt. Angesichts der Coronakrise verblassen diese Glanzzahlen der Flughafengesellschaft (FSG) allerdings rapide.

 

„Wir sind in einer absolut ernsten Situation“, sagte FSG-Geschäftsführerin Arina Freitag vor dem Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates. Man verfüge zwar dank 2019 über 90 Millionen Euro Liquidität, werde aber von Herbst an Kredite brauchen und spreche daher jetzt mit Banken. Statt geplanter 12,3 Millionen Passagiere erwarte man in diesem Jahr drei Millionen. „Wir haben jetzt fünf Abflüge am Tag, das Jahresergebnis wird deutlichst negativ sein“, so Freitag.

Es wird gekürzt

Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung, erläuterte am Freitag vor den Stadträten, dass dennoch investiert werden müsse. 45 Millionen Euro sind vor allem für Brandschutz, eine Gepäckanlage und neue Lösch- und elektrisch betriebene Vorfeldfahrzeuge eingeplant. Man habe gekürzt wo es möglich sei und stocke das Kurzarbeitergeld für die eigenen Beschäftigen bis Juni auf 90 Prozent auf. Von 2100 Mitarbeitern im Konzern FSG seien 1800 in Kurzarbeit

Eine schnelle Rückkehr zu Rekordzahlen erwartet das Chefduo nicht. „Das Nachfrageverhalten wird sich ändern, wir werden nicht in zwei oder drei Jahren wieder am Ausgangspunkt sein“, so Freitag. Auch die Stadträte erwarten eine lange Durststrecke. „Das Arbeitsleben verändert sich, es gibt Videokonferenzen statt Meetings, das hat Langzeitfolgen“, so FDP-Rat Eric Neumann. Die Linksfraktion erkennt in der Krise eine Chance. „Die Flugindustrie ist nicht klimaneutral, je mehr der Airport investiert, desto höher der Klimaschaden“, so Christoph Ozasek (Linke). Er und Hannes Rockenbauch (SÖS) forderten, den Gewinn für Betriebe wie die SSB zu verwenden. „Für uns als Fraktion gibt es diese Art der Fortbewegung in 15 Jahren nicht mehr“, so Rockenbauch, man könne den Airport „abwickeln“. Die Forderung nach einer Ausschüttung sei angesichts der Kurzarbeit der FSG-Beschäftigten „an Zynismus nicht mehr zu überbieten“, so SPD-Chef Martin Körner. Der Linken-Antrag fiel durch.