Bei einer Infoveranstaltung in der Stuttgarter Innenstadt hat Deutschlands oberster Atomaufseher Wolfram König Fragen über die Suche nach möglichen Endlagerplätzen für Atommüll beantwortet. Die wichtigste Antwort blieb er den Zuschauern jedoch schuldig.

Stuttgart - Eines ist klar, da hat Wolfram König, der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), im Stuttgarter DGB-Haus noch kein Wort gesprochen: Den Stuttgartern brennt die Suche nach einem Atomendlager gerade weniger unter den Nägeln als die Sehnsucht nach Abkühlung an einem schattigen Plätzchen. Nur drei Dutzend Bürger sind gekommen, um sich beim Thema „Endlager gesucht“ am Donnerstagabend schlau zu machen.

 

Ersten Karten werden 2020 veröffentlicht

Hermann Kopp, Erster Landesbeamter im Landratsamt Rottweil, ist einer davon. Er glaubt zwar, dass seine Region nicht als Endlagerstandort in Frage kommen wird, weil der Hohenzollerngraben (Landkreis Balingen) noch zur erweiterten Nachbarschaft gehört, und die Erdbebensicherheit dort nicht gewährleistet ist. Aber, der kluge Mann baut vor, und Hermann Kopp ist gekommen, weil „es besser ist, man informiert sich zu früh, als zu spät“.

Im Herbst 2020 wird es dann schon spannender werden, wenn die mit dem Suchverfahren und dem Endlagerbau beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) die ersten Deutschlandkarten mit Standorten vorlegt, die im Laufe der Standortsuche näher auf ihre Endlagertauglichkeit hin untersucht werden. Bestimmten Fragen baut König gleich am Anfang vor: „Sie werden heute nicht hören, welche Standorte in Baden-Württemberg geeignet sind.“ Dann erläutert er, dass bei der Endlagersuche, ziemlich alles anders gemacht wird als in den siebziger Jahren bei der willkürlichen Benennung von Gorleben.

Nach dem Atomaufseher König, hat Steffen Kanitz das Wort. Der Geschäftsführer der BGE – dem bundeseigenen Unternehmen, das für die Standortsuche und den Bau des Endlagers zuständig ist – erläutert, was bis nächsten Herbst geschieht, bis die BGE ihre erste Deutschlandkarte mit potenziellen Standorten vorlegt.

Viele Profis im Publikum

Derzeit wird anhand von Datensätzen über den tiefengeologischen Untergrund aus allen Bundesländern eine Analyse gemacht. Dann geht es wie im Märchen vom Aschenputtel, wo die guten Linsen ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen gesteckt werden: Standorte, für die Ausschlusskriterien gelten –zum Beispiel wo es die Gefahr von Erdbeben oder Vulkanausbrüchen gibt – werden von der weiteren Suche ausgeklammert. Dann wird geprüft, welche Standorte die Mindestanforderungen erfüllen: Ist eine Lagestätte 300 Meter unter der Erdoberfläche möglich, ist das Wirtsgestein ausreichend groß und dick? Die Orte, die dann noch übrig sind, werden dann nach geowissenschaftliche Abwägungskriterien erneut analysiert, bevor im Herbst 2020 die erste, noch vorläufige Standortliste entsteht.

Die Fragen im Anschluss an die Vorträge zeigen, dass überwiegend professionelle Beobachter oder Vertreter von Initiativen im Raum sind. Es sei doch gar nicht möglich, bis 2031 drei Wirtsgesteine zu untersuchen, meint ein Skeptiker und fragt nach einem Plan B. Wolfram König betont, dass der Zeitplan ehrgeizig sei und das Jahr im Gesetz festgelegt ist. Niemand könne garantieren, dass dieses Ziel erreicht werde – es anzustreben sei aber richtig.

Zum Schluss wird es locker

Wer die Mindestkriterien festgelegt habe, fragt ein Mann, der mit Anti-AKW-Fahne gekommen ist. „Die Kriterien sind von der Endlagerkommission erarbeitet worden, in der neben Wissenschaftlern, auch Vertreter von Umweltverbänden waren“, erklärt Steffen Kanitz. Ein Dritter fragt nach der Sicherheit der Zwischenlager. „Für die Zeit, in der sie genehmigt sind, sind sie sicher“, betont König. Die Atmosphäre ist konzentriert-ruhig, und die Veranstaltung endet heiter. Wie viele Stellen die BGE eigentlich für Geowissenschaftler habe, fragt ein Geowissenschaftler unter den Besuchern. Steffen Kanitz zeigt sich sogleich aufgeschlossen und bietet an, Visitenkarten zu tauschen.