Wie erleben die Menschen den Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden. Heute: die Sängerin Sarah Wegener.

Stuttgart - Die Sopranistin Sarah Wegener hätte in der Weihnachtszeit viel zu singen gehabt. Statt mit großen Oratorien beschäftigt sie sich jetzt mit Liedern und Kammermusik – und geht ansonsten viel spazieren.

 

Es ist weiter Teil-Lockdown in Deutschland – wie geht’s Frau Wegener?

Gut, danke. Ich versuche, flexibel zu bleiben, und das Beste aus der Situation zu machen. Es wird auch wieder anders werden.

Und wie steht’s im Beruf?

Seit März wurden alle Konzerte abgesagt. Das schmerzt mich. Jetzt in der Weihnachtszeit ganz besonders. Ich hatte aber das Glück, in den letzten Monaten ein paar andere, unerwartete Projekte zu übernehmen, die mich durch die Zeit getragen haben. So konnte ich wenigstens „drin und dran bleiben“. Die Arbeit beschränkt sich seit März fast ausschließlich auf Kammermusik und Lied. Wann ich wieder sinfonische Konzerte mit großem Chor und Orchester singen werde, steht in den Sternen. Ich sehe es positiv: Es ist eine riesige Chance für das Lied und die Kammermusik, neu entdeckt und wertgeschätzt zu werden!

Gibt es etwas, das Ihnen im Alltag gerade besonders hilft?

Wir haben den Wald direkt vor der Nase, und können jederzeit spazieren gehen. Das ist wunderbar und sehr wertvoll. Wir haben in den letzten Monaten außerdem unser wunderschönes Ländle neu entdeckt und waren viel wandern. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie sehr. Entschleunigung hat auch viel Gutes. Die Jahreszeiten habe ich zum Beispiel lange nicht mehr so intensiv in ihrer Schönheit wahrnehmen können.

Was wünschen Sie sich heute am meisten von Ihren Mitmenschen?

Vernunft und Zuversicht! Die momentane Zeit ist sicherlich nicht einfach. Es wird aber auch wieder anders werden, wenn wir alle aufeinander aufpassen und gemeinsam die Regeln einhalten. Meinen Mitmenschen wünsche ich, dass sie gesund und munter bleiben mögen!

Und wie planen Sie Ihr Weihnachten?

In sehr kleinem, besinnlichem Rahmen. Verwandte und Freunde werden wir so wie es aussieht, nicht treffen. Das ist natürlich schon außergewöhnlich und auch traurig. Aber es wäre noch trauriger, wenn wir uns gar nicht mehr treffen könnten. Dann machen wir eben eine Videokonferenz mit allen; oder irgendetwas wird uns schon einfallen. Wie auch immer, wir machen das Beste draus und finden in jeder Form bestimmt auch etwas Schönes.

Sarah Wegener hat nach einem Schulmusikstudium an der Stuttgarter Musikhochschule Gesang studiert. Die Sopranistin ist eine begehrte Solistin bei Oratorien- und Liedkonzerten und Spezialistin für zeitgenössische Musik. Prägend war und ist die Zusammenarbeit mit den Dirigenten Frieder Bernius, Kent Nagano, Heinz Holliger, Vladimir Jurowski und Mariss Jansons.