Die Stuttgarterin Lea Hettich hat in Pandemiezeiten Zwillinge zur Welt gebracht. Weil sie den Austausch mit Gleichgesinnten vermisste, zeigt sie ihren Alltag auf Instagram und auf ihrem Blog.

„Oh je, Zwillinge. Und dann auch noch Jungs. Das muss anstrengend sein.“ Solche und ähnliche Kommentare hört Lea Hettich oft, wenn sie mit ihren eineinhalbjährigen Zwillingen unterwegs ist. Ihr wird Mitleid entgegengebracht, um das sie überhaupt nicht gebeten hat. Meist von ihr völlig unbekannten Personen, die sie auf der Straße trifft. Dabei findet sie es gar nicht bemitleidenswert, Mutter ihrer beiden Kindern zu sein – ganz im Gegenteil.

 

„Die Zwillinge sind so ein Geschenk. Ihre Verbindung zueinander mitzuerleben macht mich einfach glücklich“, sagt die 31-jährige Stuttgarterin. Dieses Gefühl vermittelt sie auch mit ihrem Instagram-Profil und auf ihrem Blog, auf dem sie unter „oneeggtwokids“ ihre Follower an ihrem Alltag als Mutter von Zwillingen teilhaben lässt. Sie erzählt stolz über die Fortschritte der blond gelockten Jungs, berichtet von Streitereien und gibt Tipps zum Leben mit Kleinkindern. Nicht nur als Mutter – sondern auch als Erzieherin und Sozialpädagogin kann sie auf reichlich Erfahrung mit Kindern zurückgreifen.

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Und sie räumt mit Klischees auf. „Viele sprechen davon, dass man mit Zwillingen die doppelte Arbeit hat. Doch das würde ich so pauschal nicht sagen, denn es kommt immer auch auf den Charakter der Kinder an“, erklärt sie. Doch sie verschweigt auch nicht die Herausforderungen und schwierigen Momente, die eben zum Alltag einer Mutter dazu gehören. Denn sie kennt natürlich diese Momente, in denen sie ihrer Mutterrolle gerne mal entfliehen würde. Und darüber schreibt sie offen und ehrlich.

Die Idee zu oneeggtwokids entstand, als sie sich nach der Geburt den Austausch zu anderen Eltern von Zwillingen wünschte. Als sie in den sozialen Netzwerken danach suchte, fand sie aber nur Profile, die sie eher ängstigten, statt ihr Mut zu machen. Also gründete sie selbst einen Blog und ein Instagram-Profil, die ihren eigenen Wünschen entsprachen. Damit baute sie eine Community auf, die mit ihr die schönen, aber auch anstrengenden Momente des Mutterseins teilt.

„Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel bedeuten würde“, sagt sie. Inzwischen ist aus dem Hobby eine richtige Aufgabe entstanden. Mehrere Stunden pro Tag investiert sie in ihr Profil, dreht Storys, schreibt Beiträge, beantwortet Fragen und bearbeitet Fotos. Meist kümmert sie sich darum, wenn die Zwillinge schlafen.

Austausch mit anderen Eltern von Zwillingen fehlte

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Manchmal vermischt sich die virtuelle und die wirkliche Welt sogar ein wenig. Denn Lea Hettich leitet nun auch einen Treff für Eltern von Zwillingen im Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) in der Stuttgarter Innenstadt. Ein paar ihrer Follower hat sie dadurch persönlich kennengelernt. Auch zu diesem Treff entstand die Idee, weil die Bloggerin einen realen Austausch mit Eltern von Zwillingen suchte – aber keine passende Anlaufstelle fand. „Unser Treff im Ekiz ist ganz entspannt mit lauter Gleichgesinnten, die alle wissen, wie es ist“, sagt die Organisatorin.

Zwillinge erregen überall Aufmerksamkeit

Kurse und Treffs für Eltern und Kleinkinder gibt es zwar reichlich, doch dazu hat Lea Hettich keine Lust. „Mit Zwillingen fällt man immer und überall auf. Es ist bis heute für mich ein Prozess, damit klar zu kommen“, sagt sie. Sei es, dass sie mit dem Zwillingskinderwagen nicht durch alle Türen passe oder dass ein zweifacher Wutanfall nun mal mehr Aufmerksamkeit errege, als nur bei einem Kind – nicht immer hat Lea Hettich Lust darauf, so im Mittelpunkt zu stehen. „Privatsphäre kann man mit Zwillingen vergessen“, hat sie erkannt.

Auf Instagram kann jedoch sie entscheiden, was ihre Follower erfahren sollen. Sie berichtet von ihren Versuchen, die Zwillinge im eigenen Zimmer schlafen zu lassen, von ihrem mulmigen Gefühl, wenn die schöne Familienzeit sich sonntags dem Ende zuneigt oder von übergriffigen Kommentaren anderer Leute auf der Straße.

Privatsphäre der Kinder auf Instagram schützen

Dabei soll es vor allem um ihr Leben mit den Zwillingsjungs und ihre Gedanken gehen, nicht so sehr um die Kinder selbst. Diese sind zwar hin und wieder zu sehen, allerdings nie frontal. „Mein Freund und ich haben ganz klare Grenzen, bis wohin wir unser Leben öffentlich machen wollen. Wenn er sich mit etwas nicht wohl fühlt, lassen wir es. Da gibt es keine Diskussion“, betont Lea Hettich. Außerdem frage sie sich bei jedem Beitrag, ob er für ihre Kinder auch im Teenageralter noch in Ordnung wäre.

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Ihre Erfahrungen als Erzieherin und Sozialpädagogin kann sie in ihre Arbeit in den sozialen Netzwerken einfließen lassen und auch Beratungen für Eltern von Zwillingen anbieten. Die Zwillinge haben nämlich nicht nur ihr Privatleben auf den Kopf gestellt und bereichert, sondern ihr auch eine neue berufliche Perspektive gegeben.

Lea Hettich ist auf Instagram unter oneeggtwokids und auf ihrem Blog unter www.oneeggtwokids.de zu finden. Im Ekiz in der Innenstadt findet jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr ein Treff speziell für Eltern von Zwillingen statt. Infos dazu im Internet unter www.eltern-kind-zentrum.de.