Im Alter von 28 Jahren wechselt David Braig erstmals im Aktivenbereich den Verein. Im Interview erklärt der Neuzugang der Stuttgarter Kickers wie es dazu kam und was er mit den Blauen vorhat.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Offensivabteilung des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers bekommt durch David Braig weiteren Zuwachs. Der Neuzugang vom SSV Ulm 1846 soll mit seinen Qualitäten die Wahrscheinlichkeit für den Aufstieg weiter erhöhen. Der 28-Jährige geht die neue Aufgabe hoch motiviert an: „Ich will mit den Blauen eine Erfolgsgeschichte schreiben“, sagt der Stürmer.

 

Herr Braig, haben Sie Weihnachten gut verbracht?

Ja. Weihnachten feiern wir in der Familie immer groß, mit Mama, Papa, Bruder, Schwester, Freundin. Darauf legen wir großen Wert.

Vor den Festtagen verbrachten Sie noch ein paar Urlaubstage?

Mit ein paar ehemaligen Mitspielern vom SSV Ulm 1846 ging es für ein paar Tage in die Schweiz.

Ein Abschiedsausflug sozusagen?

Wenn man so will (lacht). Das eine oder andere Getränkt ging jedenfalls auf meine Rechnung. Aber ab jetzt gilt die volle Konzentration den Stuttgarter Kickers.

Was machen die Umzugspläne?

Alles läuft. Ich habe meine Wohnung in Ulm gekündigt und einen Nachmieter gefunden. Pendeln kommt für mich nicht in Frage. Jetzt geht es darum, in Stuttgart die passende Bleibe zu finden.

Sie spielten seit der U17 ununterbrochen in Ulm. Wollten Sie eigentlich beim SSV 1846 in Rente gehen?

Das hätte ich mir in der Tat vorstellen können. Ich hätte den Verein auch schon viel früher verlassen können. Dass ich jetzt, im Alter von 28 Jahren, erstmals im Aktivenbereich den Club wechsle, ist sicher ungewöhnlich.

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Sie kamen mit Trainer Holger Bachthaler nicht mehr klar.

Ich möchte über den Trainer kein Wort verlieren. Ich hatte schon im vergangenen Sommer gespürt, dass es schwer für mich wird. Doch wer mich kennt weiß, dass ich nicht der Typ bin, der aufgibt und davonläuft, wenn es einmal nicht so rund läuft. Ich bin keiner, der einfache Lösungen sucht. Zumal ich immer der der Meinung war, Qualität setzt sich durch.

Im November war dann die Schmerzgrenze überschritten?

Kann man so sagen. Ich war topfit, gab im Training immer alles, habe aber trotzdem nie wirklich eine Chance bekommen, mich im Spiel zu zeigen.

Lutz Siebrecht, der Sportliche Leiter der Stuttgarter Kickers, hat das aufmerksam verfolgt und kam auf Sie zu.

Unser Kontakt war seit den gemeinsamen Zeiten in Ulm nie abgerissen. Lutz hat sich sehr um mich bemüht.

Als Ihre Vertragsauflösung Mitte November beim SSV 1846 feststand, haben Ihnen die Fans mit Bannern und Sprechchören im Spiel gegen Kickers Offenbach für 14 Jahre Vereinsgetreue eindrucksvoll gedankt. Haben Sie damit gerechnet?

In der Form sicher nicht. Das hat mich wirklich sehr berührt. Bei so viel Wertschätzung geht einem das Herz auf. Da musste ich schon eine Träne verdrücken.

Waren Sie im Donaustadion?

Ich hatte einen dezenten Hinweis bekommen, dass eine Aktion kommt und bin an diesem Abend dick verpackt ins Stadion gegangen. Es hat sich gelohnt.

Sie konnten dann ablösefrei den Verein verlassen?

Das war nach so vielen Jahren Vereinstreue, glaube ich, das Mindeste.

Sie hatten auch andere Angebote. Was gab, neben dem persönlichen Kontakt zu Lutz Siebrecht, den Ausschlag für die Stuttgarter Kickers?

Die Kickers sind ein Traditionsverein mit einer großen Fan-Kultur und einer kreativen Ultra-Szene – so etwas gefällt mir. Da haben es andere Vereine bei mir schwer, auch wenn sie mit mehr Geld locken. Ich habe jedenfalls unglaublich große Lust auf den Verein und will mit den Blauen eine Erfolgsgeschichte schreiben.

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Wen kennen Sie außer Lutz Siebrecht?

Mit David Kammerbauer und Johannes Ludmann, mit dem ich schon in der Jugend am Ball war, habe ich in Ulm zusammengespielt. Genauso mit Nikola Trkulja. Lukas Kling kenne ich auch gut.

Sie haben die Ulmer 2015/16 mit 26 Toren zum Regionalliga-Aufstieg geschossen. War das Ihr größter Erfolg?

Ich bin zweimal mit dem SSV 1846 in die Regionalliga aufgestiegen. 2012 mit einem 4:1 im Derby beim SSV Reutlingen – das tat natürlich auch besonders gut. Dazu kommt der DFB-Pokal-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, bei dem ich 20 Minuten mitmischen konnte. Und natürlich die zwei WFV-Pokalsiege.

In Ihrem künftigen Wohnzimmer.

Ja, genau. Ich glaube ich habe im Gazi-Stadion auf der Waldau eine ganz gute Quote vorzuweisen (lacht).

Eine gute Quote haben auch Mijo Tunjic (18 Saisontore) und Cristian Giles (10 Tore). Haben Sie keine Furcht vor der internen Konkurrenz?

Im Gegenteil. Ich freue mich darauf. Konkurrenz ist immer gut. Ich weiß, dass ich den Stuttgarter Kickers helfen kann.

Sie gelten als Mentalitätsmonster.

Ich weiß, aber das hört sich immer so an, als könne so einer nur rennen und kämpfen. So ein schlimmer Hobel bin ich auch wieder nicht (lacht).

Sie gelten nicht nur als sehr laufstark. Auch das Kopfballspiel soll eine Ihrer Waffen sein.

Ich mag es von den Außen gefüttert zu werden, fühle mich im Strafraum sehr wohl und kann den Ball mit dem Rücken zum Tor auch ganz gut abschirmen.

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Ist Ihnen die Mentalität in die Wiege gelegt?

Ich war schon immer ein emotionaler Fußballer, der andere puscht und mitzieht. Ich war in der Jugend häufig Kapitän. Ich mag es vorneweg zu marschieren. Und will das auch bei den Stuttgarter Kickers tun.

Hatten Sie fußballerische Vorbilder?

Vom Stürmertyp her früher den Brasilianer Ronaldo. In der Jugend verglich man mich mit dem Ivorer Didier Drogba, weil der auch immer mit viel Wucht am Ball war.

Sie haben bis 2022 unterschrieben. In welcher Liga wollen Sie dann mit den Stuttgarter Kickers spielen?

Ich will mich da jetzt noch nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Wir wollen uns auf diese Saison konzentrieren – und da den Platz verteidigen, auf dem wir momentan stehen. Aber ich müsste lügen, wenn ich nicht ein Punktspiel gegen meine alten Kollegen vom SSV Ulm 1846 im Hinterkopf hätte.

Ist die Regionalliga aus Ihrer Sicht viel anspruchsvoller als die Oberliga?

Es geht schon schneller und technisch versierter zur Sache. In der Oberliga steht häufig der Kampf im Mittelpunkt, und es wird mehr mit langen Bällen agiert.

Worauf freuen Sie sich bei den Stuttgarter Kickers am meisten?

Auf das Einlaufen bei meinem ersten Spiel vor knapp 3000 Zuschauern im Gazi-Stadion. Ich brauche so eine geile Heimkulisse. Davon lebe ich.

Kickers-Film als Stream

Im Sommer 2018 steigen die Stuttgarter Kickers erstmals in der Vereinsgeschichte in die Oberliga ab. Bis zum 29. Spieltag stehen sie an der Spitze, dann wendet sich das Blatt. Ein Team von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten hat den Verein ein Jahr lang bis zum bitteren Ende in Alzenau begleitet. Den Film gibt es nun auch als Stream. Infos gibt es unter folgendem Link:

https://vimeo.com/r/2tcS/YkJRS1NqVX

Winterfahrplan der Stuttgarter Kickers

Dienstag, 14. Januar, 10.30 Uhr: Trainingsauftakt im ADM-Sportpark (Trainingsort je nach Wetterlage).

Donnerstag, 16. Januar, 19 Uhr: Testspiel VfB Oberesslingen/Zell – Kickers (Kunstrasen Esslingen-Zell, Alleenstr. 11, 73730 Esslingen).

Samstag, 18. Januar, 14 Uhr: Testspiel SV Fellbach – Kickers.

Samstag, 25. Januar, 14 Uhr: Testspiel Kickers – TSG Backnang (ADM-Sportpark oder Großraum Stuttgart, je nach Wetterlage).

Donnerstag, 30. Januar, 18.30 Uhr: Testspiel Kickers – TSG Balingen (ADM-Sportpark oder Großraum Stuttgart, je nach Wetterlage).

Samstag, 1. Februar, 13 Uhr: Testspiel SKV Rutesheim – Kickers (Stadion des SKV Rutesheim, Robert-Bosch-Str. 55, 71277 Rutesheim).

Samstag, 8. Februar, 14 Uhr: Testspiel TSG 1899 Hoffenheim II – Kickers in Hoffenheim.

Samstag, 15. Februar, 14 Uhr: Testspiel FC Augsburg II – Kickers (Paul-Renz-Sportanlage, Donauwörther Str. 170, 86154 Augsburg).

Samstag, 22. Februar, 14 Uhr: Testspiel Kickers – FV Illertissen (ADM-Sportpark oder Großraum Stuttgart, je nach Wetterlage).

Samstag, 29. Februar, 14 Uhr: Erstes Oberligaspiel nach der Winterpause Kickers – FSV 08 Bissingen (Gazi-Stadion auf der Waldau).

Samstag, 7. März, 14 Uhr: Zweites Oberligaspiel nach der Winterpause SV Sandhausen II – Kickers.