Der Fußball-Drittligist verpasst beim 0:1 in Babelsberg die anvisierte Wiedergutmachung. Stuttgart trennt nur noch ein Zähler von den Abstiegsrängen.

Babelsberg - Kaum hatte Schiedsrichter Christian Fischer die Partie der Stuttgarter Kickers beim SV Babelsberg 03 abgepfiffen, mussten sich die Spieler des Trainers Dirk Schuster in der Kunst der Diplomatie beweisen. Die gut 200 mitgereisten Fans hatten nach der 0:1-Niederlage Redebedarf. „Na klar sind die enttäuscht. Sie fahren so eine weite Strecke und bekommen dann von uns keine überzeugende Leistung geboten“, sagte Kickers-Verteidiger Fabio Leutenecker anschließend.

 

Viel hatten sich die Stuttgarter vorgenommen gegen den Konkurrenten im Abstiegskampf. „Wir müssen endlich wieder punkten“, hatte das Präsidiumsmitglied Guido Buchwald nach zuletzt nur vier Punkten aus sieben Spielen gefordert. „Die Lage ist angespannt, weil wir zuletzt schlecht gespielt haben. Wir müssen den Abwärtstrend stoppen.“ Dafür wurde im Vorfeld einiges getan. Für bessere Trainingsbedingungen wurde das heimische Gelände verlassen, stattdessen ging es vor den Toren des Vereinsheims des VfB Stuttgart in der Mercedesstraße zur Sache. Wie üblich fuhr der Tross schon am Freitagmorgen nach Babelsberg, um das fremde Terrain besser kennen zu lernen.

Dirk Schuster kritisiert die Abwehrleistung scharf

Zunächst sah es auch so aus, als ob die Wiedergutmachung nach den Heimpleiten gegen Wacker Burghausen und den Karlsruher SC gelingen könnte. Angetrieben von ihrem Spielmacher Enzo Marchese setzten die Stuttgarter die zuvor viermal sieglosen Hausherren unter Druck. Patrick Auracher scheiterte knapp an der Latte (8.). Zwei Minuten später passierte dann aber der spielentscheidende Fehler: Der Ball landete bei Babelsbergs Christian Groß. Dessen Schuss parierte der Kickers-Keeper Daniel Wagner noch, gegen den nachsetzenden Philipp Kreuels war er aber machtlos. Schuster ging mit seiner oft indisponierten Abwehr – vor allem Kai Bastian Evers enttäuschte – später hart ins Gericht: „Es ärgert mich brutal, dass wir schon wieder mit leeren Händen dastehen. Wenn wir den Gegner einladen, den Ball ins Netz zu schießen, hat man auch nicht mehr verdient.“

Das Spiel, das die Kickers in der Folge boten, passte gut zu der trüben Herbststimmung in Brandenburgs Landeshauptstadt. Entsprechend leise wurde die rund 200-köpfige Unterstützerschar, die sich anfangs noch lautstark bemerkbar gemacht hatte. Für Aufregung vor der Pause sorgte nur der Schiedsrichter. Als sich der Babelsberger Torschütze Kreuels Marcel Ivanusa unsanft vom Leib halten wollte, sah der Unparteiische einen Ellenbogencheck – und schickte den Nahkämpfer vom Platz.

Gegen Münster wird Sandrino Braun gesperrt fehlen

Für die Kickers sollte sich der vermeintliche Vorteil allerdings nicht auszahlen. Gegen die zwei Viererketten, mit denen die Hausherren ihren Strafraum zumauerten, fanden sie kein Mittel, obwohl in Sandrino Braun, Tobias Rühle und später noch Peter Sprung drei frische Kräfte kamen. Was zeigt: wenn Marco Grüttner nicht trifft, fehlt vorne die Durchschlagskraft. Leutenecker gab sich selbstkritisch: „Das war heute der große Unterschied: Wir wurden für unsere Fehler bestraft, konnten aber die Fehler der Babelsberger nicht bestrafen.“

Mit Platz 15 sind die Kickers nun wieder in den ungemütlichen Regionen der Tabelle angekommen. Nur noch einen Zähler trennt das Team von den Abstiegsrängen. „Jetzt sieht man, wie schnell es gehen kann, wenn man nichts holt“, sagte Buchwald. Die nächste Gelegenheit zu punkten bietet sich am Samstag gegen den Zweiten Preußen Münster, dann wird allerdings Sandrino Braun nach seiner fünften Gelben Karte fehlen. „Wenn wir unsere Gelegenheiten nutzen, haben wir da auch gute Chancen“, blieb Leutenecker trotzdem optimistisch. Die Fans hätten bei einem Erfolg auch wieder weniger Redebedarf. In einer Umfrage zu Dirk Schuster standen im Vereinsforum 60 Prozent hinter dem Trainer, 25 Prozent nicht, der Rest ist unentschlossen.